Bruno, Postenchef in Sörenberg LU
Ich bin nicht Polizist geworden um von morgens bis abends Bussen zu verteilen, für mich steht der Mensch im Zentrum.
Stell dich doch mal vor. Wer bist du?
Mein Name ist Bruno und ich bin 46 Jahre alt. Ich arbeite bei der Sicherheitspolizei Nord, in der Polizeiregion Entlebuch. Seit 2015 bin ich Postenchef in Sörenberg. Gestartet habe ich bei der damaligen Kantonspolizei Luzern im Jahr 2007 mit der Polizeischule in Hitzkirch.
Warum hast du dich für den Beruf Polizist entschieden?
Nach meiner Berufsausbildung als Spengler-Sanitärinstallateur, investierte ich mehrere Jahre in den Spitzensport als Mountainbiker. In dieser Zeit reifte mein Wunsch, als Polizist eine neue Herausforderung anzunehmen. Ich bewarb ich mich bei der Kantonspolizei Luzern. Schlussendlich durfte ich als 30-Jähriger dem Luzerner-Polizeikorps beitreten.
Wo warst du bei der Luzerner Polizei schon überall tätig?
Nach Abschluss der Interkantonalen Polizeischule 2007/2008 in Hitzkirch, sammelte ich in der Polizeiregion Kriens inkl. dem Polizeiposten Bahnhof Luzern und in der Verkehrspolizei Erfahrungen. Nach diesen Ausbildungseinheiten arbeitete ich beim Polizeiposten Malters für über drei Jahre. Durch diese Anstellung konnte ich bereits als junger Polizist wichtige Erfahrungen auf dem Land und in der Agglomeration sammeln. Dabei lernte ich unterschiedliche Menschen aus allen Bevölkerungsschichten kennen.
Zu dieser Zeit schaffte ich auch die Aufnahme in die Sondereinheit „Luchs“. Dabei wurde ich auch als Scharfschütze ausgebildet. Die sechs Jahre in der Sondereinheit waren geprägt von interessanten und intensiven Einsätzen. In guter Erinnerung bleibt mir der kollegiale Teamspirit bei den Trainings wie auch bei anspruchsvollen Interventionen.
Im Jahr 2012 zog es mich zurück in meine Heimat, ins Entlebuch. Beim Polizeiposten Schüpfheim konnte ich die Stelle als Einsatzgruppenchef einnehmen. Weiter wurde ich auch in die Zusatzfunktion als Zugführer im Ordnungsdienst gewählt. Damit komme ich bei Demonstrationen oder bei Fussballspielen zu Einsätzen und führe einen Einsatzzug. Dies gibt mir Abwechslung und ich kann meine Führungserfahrungen anwenden.
2015 wurde ich zum Postenchef in Sörenberg befördert. Dadurch erhielt ich den höchstgelegenen Polizeiposten im Kanton Luzern. Dies bedeute auch, dass ich zurück ins Waldemmental kehrte, wo ich aufgewachsen bin und knapp 15 Jahre auf dem Bau gearbeitet habe.
Wie sieht dein Arbeitsalltag heute aus?
Nicht jeder Tag ist gleich. Genau das macht meinen Job so spannend und abwechslungsreich. Wenn ich einen sogenannten Bürotag habe, kann ich meine Arbeit selbst einteilen. An solchen Tagen ist es mir wichtig, für die Bevölkerung anwesend zu sein. So starte ich den Tag mit der Schulwegüberwachung. Dabei sensibilisiere ich nicht nur die Schulkinder, sondern auch die Elterntaxis auf die Gefahren beim Schulweg. Danach geht’s meistens zurück zum Polizeiposten um Schreibarbeiten wie Rapporte, Berichte und E-Mails zu erledigen oder polizeiliche Abklärungen und Ermittlungen zu tätigen.
Im Weiteren bin ich Fachverantwortlicher für die Alpine Einsatzgruppe der Luzerner Polizei. Auch da gibt es einiges zu koordinieren. Sei es Übungen zu planen, Kontaktpflege mit Partnerorganisationen oder in Ruhe mal wieder einen Fachbericht zu lesen um mein Fachwissen zu erweitern.
Da gibt es aber auch andere Arbeitstage, an denen ich tagsüber oder in der Nacht auf Patrouille unterwegs bin. Dies in der Region Entlebuch oder wo es uns im Kanton Luzern gerade benötigt. Dabei sind wir für die Einsatzleitzentral für Ereignisse verfügbar. Sei dies an Verkehrsunfällen, bei Streitigkeiten, Diebstählen oder einfach als Hilfeleister, wenn die Bevölkerung unsere Unterstützung braucht.
Du bist als Polizist unter anderem auch in den Bergen unterwegs. Warum?
So schön die Berge auch sind, so gibt es auch im unwegsamen Gelände Ereignisse, die eine fachkundige Tatbestandsaufnahme benötigen. Dazu bin ich ausgebildet und da sind meine Fachkompetenzen und die Ortskenntnisse gefragt. So gibt es im Winter Unfälle von Schneesportlern auf und neben Skipisten, welche anhand ihres Ausmasses von Amtes wegen oder auf Verlangen von Beteiligen rapportiert werden müssen. Dies sind nicht nur Skiunfälle, sondern auch Unfälle mit anderen Schneesportgeräten. Auch bei gewissen Lawinenniedergängen muss durch die Polizei die Sachlage geklärt werden.
Wie im Winter, so kommt es auch im Sommer zu Ereignissen bei denen ich als Gebirgsspezialist gerufen werde. Sei dies bei Abstürzen von Wanderern, bei Kletterunfällen aber auch bei vermissten Personen, welche nach einer Wanderung nicht mehr nach Hause zurückkehren. Dabei unterstützen uns die Bergretter der Alpinen Rettung Schweiz. Ich bin selbst Mitglied der Rettungsstation Sörenberg/Entlebuch. Dadurch können wir bei schwierigen und belastenden Ereignissen voneinander profitieren. Wir kennen uns gegenseitig und können so als Team agieren.
Benötigt es dazu eine spezielle Ausbildung?
Für Tatbestandsaufnahmen im unwegsamen Gelände brauche ich nicht nur ein grosses Fachwissen im Gebirge, sondern ich muss auch geübt sein, in schwierigem Gelände unterwegs zu sein. Sei dies im Winter auf Skis oder in Sommer in luftiger Höhe. Die Sicherheit hat dabei höchste Priorität. Dies braucht Übung und eine gewisse Grundkondition. All dies wird an Aus- und Weiterbildungen durch Bergführer vermittelt und vertieft. Dabei arbeiten wir eng mit den Alpinen Einsatzgruppen der Kantone Ob- und Nidwalden zusammen. Auch Einsätze mit dem Helikopter werden sporadisch trainiert. Weiter besuche ich regelmässig Ausbildungen und Übungen der Alpinen Rettung Schweiz.
Du arbeitest in einem Dorf mit einem (Schwinger-) König. Wie ist das so?
Wir sind stolz auf unseren bodenständigen König. Ein sympathischer, toller Typ, eben ein richtiger Entlebucher. Ausser, dass ich oft darauf angesprochen werde, merke ich während meiner Arbeit keinen Unterschied. Der Empfang von Joel Wicki war jedoch bis jetzt das grösste Fest in Sörenberg. Da war nicht nur das ganze Entlebuch in Sörenberg, sondern die Schwingerszene aus der ganzen Schweiz. Dies war ein spezieller Moment – auch für die Polizei. Ich hoffe es bleibt nicht einmalig.
In Sörenberg kennt man sich bzw. kennen die Bürger dich. Wie erlebst du die Bürgernähe während deiner Arbeit?
Sie kennen mich und ich kenne sie. Genau dies gefällt mir als „Dorfpolizist“. Es braucht Fingerspitzengefühl, aber hilft oft um Probleme bereits bei der Entstehung zu lösen. In Sörenberg ist der Polizist noch Freund und Helfer. Man hilft gegenseitig und respektiert einander. Ich bin nicht Polizist geworden um von morgens bis abends Bussen zu verteilen, für mich steht der Mensch im Zentrum. Mein Znüni-Kaffee im Restaurant in Mitten der Gesellschaft ist mir wichtig. Bei solchen Stammtischgesprächen findet ein enger Informationsaustausch statt, fördert das Vertrauen und wird von der Bevölkerung geschätzt. Wird die Polizei benötigt, wird nach „Bruno“ gefragt. Erst wenn ich nicht erreichbar bin, geschäftlich oder privat, wird mit Hemmung die Nummer 117 gewählt. Dies ist ein grosser Vertrauensbeweis.
Sicherlich könntest du hier einiges erzählen. Aber gibt es einen Einsatz welcher dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
An einem schönen Sommertag startete ich in einen normalen Bürotag: Schulwegüberwachung, Schreibarbeit, Znünipause am Stammtisch. Plötzlich wurde der Polizeiposten Sörenberg über Funk aufgerufen. Die Meldung war, dass die Rega eine junge Frau nach Sörenberg fliege. Sie sei mit ihrem Vater auf der Rothornkette am Wandern gewesen und habe zusehen müssen, wie ihr Vater abgestürzt sei. Ich solle die junge Frau in Empfang nehmen. Ich fuhr sofort mit dem Polizeiauto zum Helilandeplatz. Da stand ich alleine, mit einer fremden Frau, welche gerade ihren Vater in den Bergen verloren hatte. Finde ich die tröstenden Worte? Gibt es überhaupt richtige Worte? Wo kann die Polizei Unterstützung bieten? Zudem musste ich alles Organisatorische umgehend in die Wege leiten. Dies war ein Schicksal, dass nicht so einfach an mir vorbeiging.
Möchtest du noch etwas Abschliessendes sagen?
Ich wünsche mir wieder mehr Respekt, nicht zur zwischen Polizist und Bürger, sondern auch zwischen den Bürgern. Die anonyme und digitale Gegenwart bring uns immer wieder auseinander. Dabei kann die richtige Kommunikation vieles regeln.
Quelle: Luzerner Polizei
Bildquelle: Luzerner Polizei