Kapo Zürich: Verstehen, wie potenzielle Täter vorgehen
Sicherheit spielt an Flughäfen eine zentrale Rolle. Um die richtigen Massnahmen und Schlussfolgerungen ziehen zu können, braucht es wissenschaftliche Grundlagen.
Deshalb startete die Fachstelle Forschung und Entwicklung der Kantonspolizei Zürich zusammen mit der Stiftung Risiko-Dialog und HF Partners Anfang 2023 das interdisziplinäre Forschungsprojekt „Ready – Read the Enemy“.
Sicherheit kann als Safety im Sinn von betrieblicher Sicherheit und Security im Sinn von Schutz vor kriminellen Handlungen verstanden werden. Das Forschungsprojekt untersucht die aktuellen Sicherheitsmassnahmen am Flughafen Zürich hinsichtlich ihrer Wirkung systematisch. Im Projekt soll das Verständnis verbessert werden, wie Täterinnen und Täter bei der Planung und Ausführung einer Tat vorgehen. Damit können die Sicherheitsmassnahmen noch wirkungsvoller gestaltet werden.
Nach rund einem Jahr ist ein erstes Etappenziel erreicht: Die intensive Literaturrecherche zum Informations- und Planungsverhalten von Täterinnen und Tätern konnte abgeschlossen werden und liefert erste wichtige Erkenntnisse. Das Vorgehen der Täterschaft ist grundsätzlich sehr unterschiedlich, insbesondere was den Zeitraum der Informationsbeschaffung anbelangt. Beeinflusst wird das Vorgehen durch verschiedenen Faktoren.
Bei der Recherche liessen sich drei Informationsquellen herauskristallisieren, die häufig genutzt werden: (1) Onlinerecherche sowohl im offenen Internet als auch im Darknet, (2) Recherche vor Ort beispielsweise zu Sicherheitsmassnahmen oder logistischen Rahmenbedingungen und (3) die Informationsbeschaffung über Gleichgesinnte oder Insider. Seitens der Forschung wurde während der letzten Jahre zudem vermehrt der Begriff des „Copy Cat“-Terrorismus oder Nachahme-Terrorismus genannt, wobei sich Täter und Täterinnen vom Vorgehen anderer Täter und Täterinnen, auch ausserhalb der eigenen ideologischen Kreise, inspirieren lassen und die Vorgehensweisen kopieren.
Um die ersten Erkenntnisse und daraus abgeleiteten Thesen aus der Literaturrecherche zu überprüfen beziehungsweise kontextualisieren, führte das Forschungsteam ergänzend zur Literaturrecherche qualitative Interviews mit nationalen und internationalen Expertinnen und Experten durch: von Sicherheitsexpertinnen und Sicherheitsexperten aus der Praxis über Forscherinnen und Forscher mit Schwerpunkt Terrorismus bis hin zu Investigativjournalistinnen und Investigativjournalisten. Im Zentrum der Interviews standen die Fragen, wann, wie, wo und worüber sich Täterinnen und Täter bei der Planung eines Angriffs auf kritische Infrastrukturen informieren. Diese Interviews werden nun wissenschaftlich ausgewertet und die daraus gewonnenen Erkenntnisse fliessen in die im ersten Bericht erläuterten Arbeitspakete ein.
Das Projekt „Ready – Read the Enemy“ betritt wissenschaftliches Neuland und greift dabei aktuelle Entwicklungen auf. Im Jahr 2024 wird das Projekt um die Fragestellungen erweitert, welchen Einfluss Künstliche Intelligenz für die Luftsicherheit hat, inwiefern Künstliche Intelligenz eine Gefahr für die Flugsicherheit darstellen kann und wo Künstliche Intelligenz helfen kann, die Sicherheit im Luftverkehr zu erhöhen.
Quelle: Kantonspolizei Zürich
Titelbild: Symbolbild © Kantonspolizei Zürich