Wetter-News-Schweiz: Ist am Mittwoch mit Glatteis zu rechnen?

Nach den kalten Nebeltagen steht ein Wetterwechsel bevor. Am Mittwoch wird auf der Alpennordseite möglicherweise vereisender Regen für grössere Probleme auf den Verkehrswegen sorgen.

Wir gehen den Fragen nach, welche meteorologischen Bedingungen dazu führen und welche Auswirkungen damit verbunden sind?

Wir versuchen auch die Eintreffwahrscheinlichkeit für dieses Ereignis heute einzuschätzen.

Wetterwechsel in den kommenden Tagen

In den kommenden Tagen steht ein Wetterwechsel bevor. Von der eher ruhigen Hochdrucklage mit Hochnebel, ändert sich nun die Strömungslage. Zunächst gelangt aus Westen etwas feuchtere Atlantikluft zum Alpenraum, bevor am Montag aus Nordwesten kältere Polarluft zur Alpennordseite vorstösst. Am Dienstag sorgt nochmals ein Zwischenhoch für eine ruhigere Phase. Das markantere Wetterereignis erwarten wir am Mittwoch. Mit einer zunehmend starken Höhenströmung fliesst milde und recht feuchte Atlantikluft zur Schweiz, welche über der kalten Grundschicht aufgleitet. Dieses Ereignis schauen wir uns nun etwas genauer an.

Regen, der wieder gefriert

Vereisender Regen und damit Glatteis treten hauptsächlich bei zwei Wetterlagen auf: Es sind dies erstens Warmfronten, am häufigsten aus westlichen Richtungen und zweitens die Gegenstromlagen. Bei Warmfronten ist das Glatteis meisten zeitlich beschränkt auf wenige Stunden, da die vorstossende Warmluft die kalte Grundschicht allmählich ausräumt. Tagsüber kann je nach Sonnenstand die positive Strahlungsbilanz den Boden zusätzlich erwärmen, so dass in diesem Fall Glatteis eher ein Phänomen der Nacht und des Vormittages ist.


Vorhersage des Vertikalprofils für Buchs (AG) aus COSMO 2E für den 17.01.2024 um 9 UTC. Auffällig unter der gesättigten Schicht ist die «warme Nase» worin der Niederschlag verflüssigt wird und später in der unterkühlten Schicht wieder gefriert. Das Aufgleiten der wärmeren Luft ist auch mit einer starken Strömung verbunden. (Quelle: MeteoSchweiz)

Im aktuellen Fall haben wir es mit der ersteren Variante zu tun: Die Warmfront, welche über die kältere Grundschicht gleitet. Der Niederschlag in grösseren Höhen ist zunächst in fester Form (Schnee), verflüssigt sich dann aber in einer tieferen wärmeren Schicht, bevor er in der bodennahen Kaltluft wieder gefriert.

Im „Idealfall“ hatte in den vergangenen Tagen z.B. eine Hochdrucklage durch die nächtliche Abstrahlung die bodennahe Luftschicht stark abgekühlt, so dass das Wiedergefrieren des Niederschlags besonders effizient erfolgt.


Animation des IFS-Modells vom 16.01.2024 18 UTC bis 17.01.2024 18 UTC. Dargestellt die Temperatur auf 850 hPa (farbige Flächen) und die 6-Stunden Niederschlagssummen. Zusätzlich eingezeichnet sind die Fronten und Luftmassengrenzen. (Quelle: MeteoSchweiz)

Animation des IFS-Modells mit der zeitlichen und räumlichen Verteilung des Niederschlagstyps vom 16.01.2024 18 UTC bis 17.01.2024 18 UTC. (Quelle: MeteoSchweiz / ECMWF)

Summe des gefrierenden Niederschlages des IFS-Modells von 17.01.2024 6 bis 12 UTC. Im zentralen und nördlichen Flachland werden enorme Summen berechnet. (Quelle: MeteoSchweiz)

Wie gefährlich ist gefrierender Regen?

Tritt verbreitet gefrierender Regen (oder auch Glatteis) auf, entspricht dies der gefährlichsten Glätteart. Im Gegensatz zu Schneeglätte bildet sich das Glatteis viel schneller und ist heimtückischer, da es kaum sichtbar ist. Auf der spiegelglatten Fläche (ähnlich wie auf dem Eisfeld) sind Winterreifen auf Glatteis kaum wirksamer wie Sommerreifen. Am besten ist es bei Glatteisgefahr möglichst Verkehrswege zu meiden.

Weitere Hinweise:

Wie wahrscheinlich wird am Mittwoch es zu Glatteis kommen?

Im Ablauf wird der erste Niederschlag vermutlich noch als Schnee fallen, bevor die mildere Luft einfliesst. Dann folgt die Phase mit möglicher Glatteisbildung. Wenn die Grundschicht irgendwann durchmischt ist, folgt zum Schluss der Regen. Die Vorhersage von Glatteis ist oft mit vielen Unsicherheiten verbunden, auch wenn die Grosswetterlage relativ gut vorhersagebar ist. Folgende Faktoren sind dafür entscheidend:

  • Mögliche Veränderung der Fahrbahneigenschaften durch vorangegangenen Schneefall (Schneeglätte, leichter Temperaturanstieg)
  • Temperatur der Grundschicht und die Fahrbahntemperatur vor dem Niederschlagseinsatz.
  • Niederschlagsintensität und Dauer
  • Durchmischung der Luftmasse durch Wind in den unteren Schichten

Die nummerischen Modelle versuchen mit Ensemble-Vorhersagen (mehrere Modellberechnungen) die Wahrscheinlichkeiten für den Niederschlagstyp zu berechnen. Im aktuellen Fall für den Mittwoch (17.01.2024) sieht man für das zentrale und nördliche Flachland Wahrscheinlichkeiten von 20 bis 50% für etwa 1-4 mm gefrierenden Niederschlag. Dieses Signal ist doch recht signifikant. Wir werden sehen wie sich die Modelle in den nächsten Tagen diesbezüglich verhalten, wir bleiben dran.


Wahrscheinlichkeiten der verschiedenen Niederschlagsarten und 3h-Summen aus den Ensemble-Vorhersagen des IFS-Modells (ECMWF) für Buchs (AG). Die roten Balken bedeuten gefrierender Regen. (Quelle: ECMWF)

Frühere Blogbeiträge zum Thema Strassenglätte:

Und zum Schluss noch eine schöne Winterimpression zum heutigen Tag (ohne Nebel/Hochnebel):


Der Nebel ist weg, der Reif an den Bäumen geblieben. Ein toller Kontrast zum stahlblauen Himmel. (Foto: M. Flubacher)

Vorhersage des Niederschlagstyp des IFS-Modells (ECMWF) am 17.01.2024 um 10 UTC. Violett (Freezing rain) bedeutet vereisender Niederschlag mit Glatteisgefahr.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Ist am Mittwoch mit Glatteis zu rechnen? – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: MeteoSchweiz

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