Internationale Kooperation und Interoperabilität als Beitrag zur Sicherheit der Schweiz
Mit der Beteiligung an der NATO geführten UNO-Mission in Kosovo zeigt sich deutlich, dass die internationale Kooperation der Schweizer Armee mit anderen Streitkräften sowie die Interoperabilität entscheidend für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sind.
Die Vorteile zeigen sich jedoch nicht nur in der Friedensförderung, sondern vor allem auch bei der Stärkung der Verteidigungsfähigkeit.
Text Ueli Lang, Chef Internationale Beziehungen Verteidigung a.i.
Die primären Ziele der Schweizer Armee sind Kriegsverhinderung, Beiträge zur Erhaltung des Friedens sowie Verteidigung von Land und Bevölkerung. Nach dem Paradigma-Wechsel durch den Fall der Berliner Mauer und dem Ende des Kalten Krieges wurde auch von der Schweiz und ihrer Armee eine Verstärkung des Beitrags zur Stabilisierung Europas erwartet. Die Schweiz hatte sich deshalb 1999 entschlossen, sich mit einem Kontingent in Kompaniestärke an der Kosovo Force (KFOR) zu beteiligen. Die KFOR basiert auf der Resolution 1244 des Sicherheitsrates der UNO und hat den Auftrag, die Situation in Kosovo stabil zu halten. Heute beteiligen sich 28 Nationen an der KFOR. Dies macht deutlich, dass ein Funktionieren der KFOR nur möglich ist, wenn die darin integrierten Kräfte zusammenarbeitsfähig sind. Sie müssen also interoperabel sein. Grundlage dazu sind die Vorgaben der NATO.
Interoperabilität für die ganze Armee
Die Schweiz nimmt seit 1996 am Partnership for Peace (PfP) Programm teil und ist seit 1997 Mitglied des Euro Atlantic Partnership Council (EAPC). Die PfP bot den institutionellen Rahmen, die Interoperabilität der Schweizer Armee für die Beteiligung an einer NATO geführten Friedensförderungsoperation sicherzustellen. Für die Schweizer Armee wurde die Interoperabilität mit dem Bedürfnis der Zusammenarbeit mit anderen Streitkräften deshalb ein wesentliches Thema. Schon zu Beginn dieser Entwicklung stellte sich für die Schweizer Armee eine grundsätzliche Frage: Sollte die Interoperabilität in den für die PfP ausgewählten Fähigkeitsbereichen im Sinne der Streitkräfteentwicklung für die gesamte Armee angestrebt werden? Oder sollte sie nur bezogen auf das Einsatzkontingent SWISSCOY, das gemeinsam mit unseren Partnern im Friedensförderungseinsatz stand, erreicht werden?
Konzeptionell erwies sich letzteres als problematisch, war es doch schwierig, in der knappen Zeit für die Einsatzvorbereitung sozusagen eine umfassende „Umschulung“ auf die NATO-Interoperabilität mit ihren Standards durchzuführen. Zumindest, wenn man einen nachhaltigen Ausbildungserfolg anstrebte und nicht nur die Wirkung einer Schnellbleiche erreichen wollte. Die Schweizer Armee entschloss sich im Rahmen des PfP Programms Partnerschaftsziele (Partnership Goals oder PG) institutionalisiert über den Partnership for Peace Planning and Review Process (PARP) zu vereinbaren und für die ganze Armee zu übernehmen. Damit wurden die PG mit ihren Standards in den Streitkräfteentwicklungsprozess der Schweizer Armee integriert. So ist auch sichergestellt, dass eine Zusammenarbeitsoption über die Friedensförderung hinaus möglich bleibt.
Aufwändiger Implementierungsprozess
Selbst bei einem engen Fokus auf die im Rahmen des KFOR SWISSCOY Mandates notwendigen militärischen Fähigkeiten ergaben sich dutzende von PG’s mit hunderten von Standards, die es zu implementieren galt. Wesentliche Prozesse wie zum Beispiel Einsatzführung und Planung, Signaturen und Einsatzverfahren der Schweizer Armee waren davon betroffen. Bestens sichtbar ist dies an der Weiterentwicklung der Signaturen. Ehemals waren die Darstellungskartuschen quadratisch, heute sind sie rechteckig und mit den NATO-Signaturen in weiten Teilen kompatibel.
In mehr als 20 Jahren hat die Nutzung der NATO-Standards in der Streitkräfteentwicklung dazu geführt, dass der Interoperabilitätsgrad der Schweizer Armee kontinuierlich zugenommen hat. Neben der Beteiligung an Friedensförderungsoperationen ist inzwischen aber auch die technologische Entwicklung ein wesentlicher Treiber für die Interoperabilität und die damit verbundenen militärischen Standards. Die optimale Wirkung moderner Waffensysteme wird nur in einem Netzwerk erreicht. Verschiedenste Sensoren sind darin mit den Wirkmitteln über die entsprechenden Führungsprozesse verbunden. Das Gesamtsystem funktioniert nur, wenn die einzelnen Teilkomponenten interoperabel sind. Damit wird die Interoperabilität zur grundlegenden Voraussetzung, um mit modernen Mitteln im heutigen, digitalisierten Umfeld erfolgreich zu wirken.
Internationale Kooperation weiter ausbauen
Die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit bedingt daher eine Intensivierung der internationalen Kooperation, um die dafür notwendige Interoperabilität zu erreichen. Die Beteiligung am Nachfolgeprogramm des PARP, dem Individually Tailored Partnership Programme (ITPP), im Rahmen des PfP ist daher nicht nur für die Weiterführung der Friedensförderungsoperationen, sondern auch für die Stärkung der Verteidigung von grösster Bedeutung.
Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Schweizer Armee