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Und es regnet doch

04.10.2024 |  Von  |  Schweiz, Wetter

Aufmerksamen Beobachterinnen und Beobachtern ist sehr wahrscheinlich aufgefallen, dass es zum Teil deutlich mehr regnete als die Radarbilder suggerierten.

  • Das war insbesondere im Berner Oberland der Fall. Woran lag das?

Modernes Radarnetzwerk

MeteoSchweiz verfügt über fünf moderne Wetterradare, die so aufgestellt sind, dass sie möglichst viel Luftvolumen möglichst detailliert abtasten können. Dies ist über der komplexen Topografie der Schweiz zum Teil eine Herausforderung. Die Daten aller fünf Radarstandorte werden zu einem einzigen Radarbild zusammengesetzt, das in der App oder auf der Homepage von MeteoSchweiz zu sehen ist.

In der Regel detektieren die Radare den Niederschlag sehr präzise. Es gibt jedoch Wetterlagen, wo das nicht der Fall ist. Eine solche Situation gab es beispielsweise von gestern auf heute Freitag.


Wolkenverhangen und zeitweise nass präsentierte sich das Wetter heute in vielen Voralpen- und Alpenregionen wie hier bei Davos Monstein. (Foto: Meteomeldungen/App)


Warum sieht der Radar nicht alles?

Die Radare sind nicht immer in der Lage, jeglichen Niederschlag zu sehen. Zum Beispiel dann nicht, wenn die Niederschläge in tiefen Luftschichten entstehen. Der Grund liegt nicht in einer technischen Limitierung des Radars, sondern daran, dass die Radare in exponierten Gipfellagen stehen und mit ihren Radarstrahlen über tiefer gelegene Luftschichten hinwegblicken, die folglich nicht erfasst werden. Folgende Grafik soll dies schematisch darstellen:


Schematische Darstellung, wie der Radar – in diesem Fall jener auf Plaine Morte – über eine tiefer gelegene niederschlagsbildende Wolkenschicht hinwegblickt und dadurch die Niederschläge nicht sehen kann (rot umkreist). Er sieht nur das, was im grünen Bereich liegt. Mit zunehmender Distanz zum Radar wird die Schicht, die vom Radar nicht gesehen wird, mächtiger. (Schema: MeteoSchweiz)


Niederschlagsbildung in tiefen Schichten

Genau diese Situation bestand während der Niederschläge seit gestern Donnerstagabend. Die Niederschläge entstanden im Zusammenhang mit einem Höhentief mit Zentrum über der östlichen Lombardei, sowie aufgrund des Nordostwindes vor allem am Alpennordhang. Ein Grossteil der Niederschlagsprozesse lief in tieferen Schichten ab, sodass der Radar wie beschrieben nur wenig detektierte, insbesondere im Berner Oberland.


Die Radiosondierung von Payerne um Mitternacht (4.10.24 0 UTC) zeigte eine recht tiefe Bewölkungsschicht, die bis ca. 3200 m ragte. Am Alpennordhang war die Bewölkung jedoch etwas mächtiger (ca. 4000 m). Darüber lag eine trockene Schicht (Taupunkt und Lufttemperatur sind relativ weit auseinander). (Quelle: MeteoSchweiz)


Dort war die Luft nur noch bis etwa 4000 m sehr feucht, während in östlicheren Regionen – näher am Höhentief gelegen – die niederschlagsbildende Bewölkung noch weiter hinauf reichte. Der Radar konnte dort deshalb die Niederschläge besser detektieren als im Berner Oberland.

Lokal markante Differenz

Nebst einer Abschätzung der Niederschlagssumme aus reinen Radardaten gibt es nicht zuletzt aufgrund dieser Probleme ein weiteres Produkt, in welchem die Radarsumme mit Hilfe von Bodenmessstationen korrigiert wird. Dieses sogenannte CombiPrecip liefert eine bessere Schätzung der Niederschlagssumme. Die Unterschiede können wie im aktuellen Ereignis teils markant sein:


Vergleich einer 12-stündigen Niederschlagssumme (3.10.24 22 Uhr bis 4.10.24 10 Uhr) zwischen einer Abschätzung durch reine Radardaten (links) und einer Abschätzung durch Radardaten kombiniert mit Bodenmessstationen (CombiPrecip, rechts). Besonders im Berner Oberland (schwarz eingekreist) sind die Unterschiede zum Teil massiv. (Quelle: MeteoSchweiz)


Recht eindrücklich, wenn auch nur lokal, zeigt sich die Differenz zwischen der Abschätzung der Niederschlagssumme durch reine Radardaten und dem, was am Boden tatsächlich gemessen wurde. So wurde an der Niederschlagsstation in Kiental in 12 Stunden über 30 mm gemessen, während die Summe gemäss Radar nur wenige Millimeter betrug.


Gemessene 12-stündige Niederschlagssumme (Zahlen in Millimeter) bis Freitag, 4.10.24 10 Uhr, überlagert mit der reinen Radarsumme (Farbfläche). Die Differenz ist insbesondere in Teilen des Berner Oberlandes markant. (Quelle: MeteoSchweiz und Partner)


Mit der nordöstlichen Anströmung (Bise) war der Alpennordhang typischerweise am stärksten von den Niederschlägen betroffen. Wie in der Grafik oben zu sehen ist, variierten die gemessenen Niederschlagssummen auf kleinem Raum teils sehr stark. Mit der Topografie und der Anströmung (Stau) mögen lokale Windkonvergenzen –verursacht durch die Topografie – ein weiterer Grund für gebietsweise recht hohe Niederschlagssummen sein. Sie verstärkten die Niederschläge zwar eng begrenzt, dafür anhaltend an immer derselben Stelle.

Weiterführende Informationen:


Regnerisches Wetter am Türlersee.


 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Und es regnet doch – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: U. Graf

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