Schnee und Sonne: Wie lange hält die weisse Pracht in den Alpen?
Nach dem massiven Schneezuwachs in den Alpen führt ein kräftiges Hoch zu einer deutlichen Erwärmung in der Höhe.
Was bedeutet dies nun für die Schneedecke, schmilzt diese bald wieder weg?
Weisse Weihnachten
Der Wunsch nach „Weissen Weihnachten“ hatte sich in diesem Jahr für die meisten Regionen der Schweiz erfüllt, wenn auch teilweise knapp. Am Morgen des 24. Dezembers blieben auf der Alpennordseite nur wenige Gebiete ohne Schnee, hauptsächlich der Nordrand der Schweiz. Jedoch musste die Alpensüdseite – mit Ausnahme des Nordtessins und des Bergells – aufgrund der Nordstaulage ohne Schnee auskommen.
Der Blog vom 12. Dezember behielt im Flachland zu einem grossen Teil recht, einzig im zentralen Mittelland und am Voralpenrand wurden deutlich grössere Neuschneemengen gemessen als vorhergesagt. Umso erfreulicher dafür der hohe Neuschneezuwachs in den Alpen.
Ein kräftiges Hoch sorgt für kalte Nächte
Nach den letzten Schneefällen vom Vortag hat sich nun aus Westen ein kräftiges Hoch vom Atlantik bis nach Osteuropa durchgesetzt. Die Abtrocknung der Luftmasse führte bei uns zu einer kalten Nacht mit Temperaturen im Flachland deutlich unter 0 Grad und zur Bildung von Nebel bzw. Hochnebel.
Die negative Strahlungsbilanz sorgt auch in den kommenden Tagen für kalte Nächte. Dämpfend wirken kann dabei nur eine Nebelschicht. Wo sich kein Nebel oder Hochnebel bildet werden die Temperaturen bis zum Morgen jeweils deutlich unter 0 Grad sinken. Vor allem in schneebedeckten Muldenlagen oder insbesondere in Hochtälern wie im Engadin erreichen die Nachttemperaturen jeweils 2-stellige Minuswerte.
In den kommenden Tagen bis zum Jahresende bleibt das Hoch für den Alpenraum im Wesentlichen wetterbestimmend. Einzig am Sonntag, den 29.12. wird voraussichtlich ein schwaches Tief in der Höhe, das nördlich an uns vorbeizieht die milden Temperaturen in den Bergen etwas reduzieren.
Milde Temperaturen in der Höhe
Während die Temperaturen in den Niederungen unter der Inversion tagsüber nur wenig über den Gefrierpunkt steigen, setzt vor allem in den mittleren Berglagen zwischen 1500 und 2500 Metern durch die Absinkbewegungen der Luft im Hoch eine deutliche Erwärmung ein. Erwärmung bedeutet in der Regel aber auch Schneeschmelze, nicht wahr? Die Aussage ist richtig, muss aber etwas differenzierter betrachtet werden. Der Prozess der Schneeschmelze hängt grundsätzlich von der Temperatur, aber auch von der Luftfeuchtigkeit und des Windes der darüberliegenden Schicht ab.
Definition der Feuchttemperatur:
Kühlt man ein Luftpaket unter ständiger Verdunstung von Wasser (bei konstantem Druck und ohne Austausch der Umgebung) bis zur Sättigung (100% Luftfeuchtigkeit) dann erreicht man die Feuchttemperatur.
Wann schmilzt der Schnee?
Ein wichtiges Mass ob Schneeschmelze eintritt ist unter anderem die Feuchttemperatur. Ist beispielsweise die Luft sehr trocken, die Temperatur nicht allzu hoch und der Wind schwach, dann verringert sich eine Schneedecke kaum. Denn dabei sublimiert der Schnee (von fest zu gasförmig), was wiederum viel Energie benötigt. Diese Energie wird der Umgebungsluft entzogen, welche sich damit wiederum abkühlt. Liegt die Feuchttemperatur > 0 Grad, dann schmilzt der Schnee. Je höher die Feuchttemperatur, umso effizienter erfolgt dabei der Schmelzvorgang. Herrscht auch noch ein kräftiger Wind, welcher die Feuchtigkeit der Luft abtransportiert, wird der Prozess der Schneeschmelze noch weiter verstärkt. Es gibt natürlich noch weitere Faktoren, welche für die Geschwindigkeit der Schneeschmelze entscheidend sind. Liegt beispielsweise eine dünne Schneedecke an einem Südhang (gute Einstrahlung), dann reduziert sich das Schneevolumen deutlich rascher als in einer weniger exponierten Fläche mit grösserer Schneedecke.
In den kommenden Tagen wenig Änderung der Schneedecke
Wie erwartet hat sich seit dem letzten Schneefall die Schneedecke etwas gesetzt (verdichtet), wodurch die Schneehöhe etwas weniger geworden ist. Morgen am 26.12. ist die Luft auf ca. 1500 Metern (850 hPa) sehr trocken, im obigen Beispiel über dem Flughafen Zürich-Kloten beträgt die relative Luftfeuchtigkeit nur gerade 6%. Die Feuchttemperatur (ausgezogene, dünne Linie) liegt über alle Schichten unter der 0-Grad Linie. Und auch in den kommenden Tagen bleibt die Luft in diesen Höhenlagen recht trocken. Damit sollte die Schneedecke in den Bergen bis zum Neujahr noch gut erhalten bleiben.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Hält der Schnee der Hochdrucklage stand? / MeteoSchweiz
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