Kanton Tessin: PoLuMe-Projekt soll Verkehr bis 2050 entlasten
In den letzten Tagen sind unvollständige Informationen zum PoLuMe-Projekt in den Medien erschienen.
Unabhängig von den Ergebnissen der vom ETH Zürich durchgeführten Analyse zur Priorisierung von Infrastrukturprojekten hält es das Bundesamt für Strassen (ASTRA) für notwendig, einige Punkte klarzustellen.
Planungshorizont bis 2050
Sollte die Umsetzung des PoLuMe-Projekts im Zeitraum 2030 bestätigt werden, basiert dessen Dimensionierung auf einer Verkehrsprognose bis 2050. Das bedeutet, dass die geplanten Infrastrukturen – darunter Fahrspuren, Autobahnanschlüsse und Kreuzungen – darauf ausgelegt sind, einen reibungslosen Verkehr mindestens bis zu diesem Zeitpunkt zu gewährleisten. Eine solche langfristige Planung ist erforderlich, um eine Über- oder Unterdimensionierung der Infrastruktur zu vermeiden. Gleichzeitig ist es angesichts des rasanten Wandels im Mobilitätssektor schwierig, über einen noch längeren Zeitraum hinweg verlässliche Prognosen zu treffen.
Herausforderungen der lokalen Strassennetze
Ein funktionierender Verkehr erfordert jedoch nicht nur eine gut ausgebaute Autobahn, sondern auch ein leistungsfähiges lokales Strassennetz. Selbst wenn PoLuMe umgesetzt wird, prognostizieren aktuelle Verkehrsanalysen, dass sich die Verkehrsbelastung bis 2050 weiter erhöhen wird. Um Engpässe zu vermeiden, wurde daher eine Arbeitsgruppe mit Vertretern des Kantons, der CRTM (Regionale Verkehrskonferenz Mendrisiotto) und der betroffenen Gemeinden eingerichtet.
Die bisherigen Analysen zeigen, dass insbesondere die bereits heute stark beanspruchten Zufahrten zum Anschluss Mendrisio bis 2050 an ihre Kapazitätsgrenzen stossen werden. Nicht die Autobahnanschlüsse selbst, sondern das lokale Strassennetz wird zum kritischen Faktor. Falls hier keine Anpassungen erfolgen, könnten die positiven Effekte von PoLuMe durch überlastete Nebenstrassen wieder zunichtegemacht werden.
Anpassungen, aber kein grundsätzlicher Umbau
Ein weiteres Problem sind die bereits heute bestehenden Rückstaus auf den Autobahnausfahrten, die durch Einschränkungen im innerstädtischen Verkehr noch verstärkt werden. Hier sind flankierende Massnahmen erforderlich, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten – etwa alternative Verkehrsführungen oder zusätzliche Parkmöglichkeiten.
Für die Autobahn selbst schlägt das ASTRA einige kleinere Anpassungen vor. Entgegen anderslautender Berichte geht es jedoch nicht um eine komplette Neugestaltung des Autobahnanschlusses Mendrisio, sondern um gezielte Optimierungen, darunter leichte Anpassungen einzelner Ein- und Ausfahrten sowie die Schaffung vereinzelter Bypasses. Diese Massnahmen werden derzeit mit den betroffenen Gemeinden, der CRTM und dem Kanton diskutiert.
Langfristige Planung ist entscheidend
Das Projekt zur Neuorganisation des Autobahnanschlusses Mendrisio wurde bereits Ende des 20. Jahrhunderts ins Leben gerufen, 2008 veröffentlicht, 2011 genehmigt und zwischen 2014 und 2017 umgesetzt. Die ursprüngliche Planung war auf das Jahr 2020 ausgerichtet.
Die aktuellen Überprüfungen für 2050 zeigen, dass diese Infrastruktur auch nach über 30 Jahren noch gut funktioniert. Mit kleineren Anpassungen kann sie den zukünftigen Verkehrsanforderungen weiterhin gerecht werden.
Ein generelles Problem bleibt jedoch die lange Zeitspanne zwischen Planung und Umsetzung von Infrastrukturprojekten. Oft sind es politische und rechtliche Hürden, die den Prozess verzögern. Dies erschwert es, vorausschauend zu planen und zukunftssichere Lösungen zu entwickeln. Eine weiterreichende Perspektive wäre sinnvoll – doch die Bereitschaft, so weit in die Zukunft zu denken, ist derzeit noch begrenzt.
Quelle: ASTRA
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