Kanton Nidwalden: Mehr Kriminalität – Polizei klärt fast jede zweite Tat auf

Im Jahr 2024 haben die polizeilich registrierten Straftaten im Kanton Nidwalden deutlich zugenommen.

Die Gesamtzahl aller polizeilich bekannten Straftaten gemäss Strafgesetzbuch, Betäubungsmittelgesetz sowie Ausländer- und Integrationsgesetz ist im Vergleich zum Vorjahr um 382 Delikte gestiegen, was einer Zunahme von 33,47 Prozent entspricht.

Am stärksten fällt die Zunahme von Straftaten gemäss Strafgesetzbuch von 33 Prozent bzw. +358 Fällen ins Gewicht, wobei die 1’436 registrierten Straftaten den höchsten Stand seit 2014 erreichen. Insbesondere bei der Cyberkriminalität (+64 Prozent), den Straftaten gegen die sexuelle Integrität (+807 Prozent) und den Vermögensdelikten (+33 Prozent) sind die Zahlen massiv gestiegen.

Durch diese Entwicklungen und die Verpflichtung, die Sicherheit rund um die Ukraine Friedenskonferenz zu gewährleisten, war die Kantonspolizei Nidwalden 2024 besonders gefordert. Ungeachtet dieser zusätzlichen und hohen Belastung gelang es, die Aufklärungsquote bei StGB-Delikten auf 47,8 Prozent zu steigern. Diese Quote liegt deutlich über dem gesamtschweizerischen Wert von 37,7 Prozent. Dies zeigt, dass trotz hoher Arbeitsbelastung und knapper Ressourcen der polizeiliche Auftrag im Bereich der Strafverfolgung weiterhin konsequent und wirkungsvoll erfüllt wurde.

Ermittelte Personen und Herausforderungen der Ermittlungsarbeit

Im Jahr 2024 konnte die Kantonspolizei Nidwalden insgesamt 372 beschuldigte Personen ermitteln (Vorjahr: 305). Bei den Delikten im Sinne des Strafgesetzbuches wurden 320 Tatverdächtige identifiziert, ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahr (260 Personen). Von den ermittelten Tatverdächtigen sind 47 Prozent (149) Schweizer und 53 Prozent (171) haben eine ausländische Staatsbürgerschaft. Innerhalb dieser Gruppe gehören 89 Personen zur ständigen Wohnbevölkerung, während 18 Personen (5,6 Prozent; Vorjahr: 7,3 Prozent) der Asylbevölkerung zugeordnet werden.



Weitere 64 Tatverdächtige (20 Prozent) sind unter der Kategorie „übrige Ausländer“ erfasst, darunter Touristen, Kurzaufenthalter sowie Personen ohne geregelten Aufenthaltsstatus. Die Steigerung der Anzahl ermittelter Tatverdächtiger ist der Erfolg intensiver Ermittlungsanstrengungen. Dies ist in Anbetracht der zunehmenden Komplexität der Kriminalitätsbekämpfung besonders erfreulich. Ermittlungsverfahren werden immer aufwändiger und erfordern eine verstärkte nationale wie internationale Zusammenarbeit. Der Einfluss international organisierter Kriminalität wächst, wobei Tätergruppen immer stärker vernetzt agieren und moderne Technologien zur Verschleierung ihrer Aktivitäten einsetzen.

Die Nutzung von Kryptowährungen, verschlüsselten Kommunikationskanälen und Anonymisierungsdiensten erschwert die Identifizierung und Nachverfolgung krimineller Aktivitäten erheblich. Zudem ermöglicht die zunehmende Mobilität von Personen und Kapital kriminellen Netzwerken, über Landesgrenzen hinweg zu operieren. Das stellt die Ermittlungsbehörden vor zusätzliche Herausforderungen. Auch der Wandel in der digitalen Kriminalität stellt hohe Anforderungen an die Polizei. Täter greifen verstärkt auf künstliche Intelligenz und Deepfake Technologien zurück, um Identitäten zu fälschen oder betrügerische Aktivitäten zu verschleiern.

Die Kantonspolizei Nidwalden setzt alles daran, trotz dieser erschwerten Bedingungen möglichst viele Straftaten zu klären. Die fortlaufende Weiterbildung der Ermittlerinnen und Ermittler sowie der Ausbau technologischer Ressourcen sind entscheidende Faktoren, um mit den neuen Herausforderungen Schritt zu halten. Gleichzeitig gewinnt die enge Kooperation mit nationalen und internationalen Strafverfolgungsbehörden immer mehr an Bedeutung, um gegen transnationale Kriminalität effizient vorzugehen.



Jugendkriminalität bleibt auf stabilem Niveau mit leichtem Anstieg bei jungen Erwachsenen

Im Jahr 2024 wurden insgesamt 320 Personen beschuldigt. Der Anteil der minderjährigen Tatverdächtigen von Widerhandlungen gegen das Strafgesetzbuch lag bei 5,3 Prozent und entspricht damit praktisch dem Vorjahreswert von 5,2 Prozent. Ein leichter Anstieg war hingegen bei jungen Erwachsenen (18–24 Jahre) zu verzeichnen, deren Anteil 12,2 Prozent betrug (Vorjahr: 11,2 Prozent). Auch wenn die Zahl der minderjährigen Straftäter weiterhin auf einem relativ niedrigen Niveau verharrt, richtet die Kantonspolizei Nidwalden ein besonderes Augenmerk auf die Bekämpfung von Jugendkriminalität.

Sie setzt verstärkt auf Präventionsmassnahmen, um frühzeitig auf gefährdete Jugendliche einzuwirken und ihren Einstieg in eine kriminelle Laufbahn zu verhindern. Programme zur Gewaltprävention, Mediation in Schulen und Aufklärung über digitale Straftaten spielen dabei eine entscheidende Rolle. Solche Massnahmen sollen weiter ausgebaut werden, insbesondere im Bereich der digitalen Kriminalität, wo junge Menschen zunehmend als Täter und Opfer in Erscheinung treten. Eine kontinuierliche Sensibilisierung, enge Zusammenarbeit mit Schulen und Sozialdiensten sowie gezielte Massnahmen gegen Risikoverhalten sind essenziell, um schädlichen Entwicklungen langfristig entgegenzuwirken.

Erhebliche Zunahme bei Straftaten gegen die sexuelle Integrität

Die Straftaten gegen die sexuelle Integrität verzeichnen mit einem Anstieg von 807 Prozent (+121 Fälle) den höchsten Zuwachs aller Deliktsbereiche. Insgesamt wurden 136 Fälle registriert, im Vergleich zu nur 15 im Vorjahr. Besonders drastisch ist die Entwicklung im Bereich der illegalen Pornografie mit einer Zunahme von 1’725 Prozent (+69 Fälle). Ein Grossteil dieser Delikte (63 Fälle) ist allerdings auf ein einziges Ermittlungsverfahren zurückzuführen, das durch eine gezielte polizeiliche Massnahme initialisiert werden konnte.

Auch in anderen Bereichen der sexuellen Integrität wurden starke Anstiege verzeichnet. Die Zahl der Fälle sexueller Handlungen mit Kindern ist von 3 auf 25 gestiegen (+733 Prozent). Diese Zunahme ist vollständig auf ein einzelnes umfangreiches Verfahren zurückzuführen. Zudem wurden 30 Fälle von sexuellen Übergriffen und Nötigungen registriert, während im Vorjahr keine entsprechenden Delikte gemeldet wurden. Ebenfalls erhöht hat sich die Zahl gemeldeter sexueller Belästigungen, die sich mit 6 Fällen gegenüber dem Vorjahr verdoppelt hat. Sodann musste ein Fall einer Vergewaltigung (Vorjahr 2 Fälle) verzeichnet werden.



Diese Entwicklungen zeigen, dass gezielte Ermittlungen der Kantonspolizei Nidwalden verstärkt zu Anzeigen führen und zu einer Dunkelfeldaufhellung beitragen. Dennoch bleibt dieser Anstieg besorgniserregend. Die Polizei wird ihre Bemühungen weiter intensivieren, um insbesondere den Schutz von Minderjährigen zu gewährleisten und die Gefahr von Übergriffen frühzeitig zu erkennen.

Deutlicher Anstieg von Gewaltstraftaten

Die festgestellten Gewaltstraftaten haben mit insgesamt 177 Fällen um 7 Prozent zugenommen (+11). Bedauerlicherweise mussten 2024 auch 3 versuchte Tötungen und 4 Raubdelikte verzeichnet werden, während 2023 solche Straftaten im Kanton Nidwalden nicht vorkamen. Die Gewalt und Drohung gegen Behörden und Beamte ist von 7 auf 8 Fälle gestiegen. Der Anstieg von Gewaltdelikten lässt darauf schliessen, dass es zunehmend zu eskalierenden Konflikten kommt.

Einer Intensivierung von polizeilicher Präsenz und anderen Präventionsmassnahmen steht allerdings die hohe Belastung durch die Bewältigung der Alltagskriminalität bei knappen Personalressourcen entgegen. Die Kantonspolizei Nidwalden steht daher vor der Herausforderung, vorhandene Kapazitäten gezielt einzusetzen und auf besonders gefährdete Bereiche zu fokussieren.



Vermögensdelikte auf höchstem Stand seit Jahren

Die Vermögensdelikte sind um 33 Prozent gestiegen und haben mit 857 Fällen einen der höchsten Werte der letzten Jahre erreicht.

Insbesondere Einbruchdiebstähle nahmen um 144 Prozent zu (+46 Fälle). Auch Einschleichdiebstähle verzeichneten eine Zunahme um 33 Prozent (+8 Fälle). Ein markanter Anstieg ist bei der unbefugten Datenbeschaffung zu beobachten, die um 180 Prozent (+18 Fälle, Vorjahr 10 Fälle) gestiegen ist. Die Betrugsdelikte (+31 Fälle) und der betrügerische Missbrauch einer Datenverarbeitungsanlage (+13 Fälle) stiegen jeweils um 31 Prozent. Diese Entwicklungen zeigen, dass sich die Kriminalität zunehmend in den digitalen Raum verlagert.

Mit 857 registrierten Fällen stellen die Vermögensdelikte den grössten Anteil der Gesamtkriminalität in Nidwalden dar. Besonders besorgniserregend ist der starke Anstieg der Einbruchdiebstähle, die sich im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt haben.

Diese Entwicklung deutet auf eine verstärkte Aktivität organisierter Tätergruppen hin und stellt die Kantonspolizei Nidwalden vor wachsende Herausforderungen. Neben gezielten Fahndungs- und Kontrollmassnahmen gilt es, flexibel auf die Vorgehensweisen der Täter zu reagieren und auch in der Prävention verstärkt anzusetzen.

Erneuter Anstieg: Digitale Kriminalität nimmt nach Rückgang 2023 wieder stark zu

Im Jahr 2024 wurden im Kanton Nidwalden insgesamt 286 Straftaten im Bereich der digitalen Kriminalität registriert. Dies entspricht einer Zunahme von 112 Straftaten bzw. 64 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Besonders betroffen war die Cyber-Wirtschaftskriminalität, die um 104 Straftaten bzw. 65 Prozent angestiegen ist. Ein deutlicher Anstieg wurde dabei im Bereich Phishing verzeichnet, mit 12 zusätzlichen Fällen, was einer Zunahme von 57 Prozent entspricht. Auch im Bereich Hacking gab es eine Zunahme um zwei Fälle (+ 33 Prozent).



Der Cyberbetrug ist um 30 Fälle angestiegen (+27 Prozent). Dabei entfielen 41 Fälle auf die nicht erfolgte Warenlieferung nach betrügerischen Angeboten auf Kleinanzeigenplattformen. Zudem gab es 58 Fälle von Missbrauch von Online-Zahlungssystemen, Wertkarten oder fremder Identität zur Begehung eines Betrugs, was eine Zunahme von 142 Prozent (+34 Fälle) bedeutet. Der Online-Anlagebetrug blieb mit 16 Fällen auf dem Vorjahresniveau. Besonders drastisch ist die Entwicklung bei Sextortion, also der Erpressung mit intimen Aufnahmen. Diese Straftaten sind um 567 Prozent gestiegen, was 68 zusätzlichen Fällen entspricht. Auch der Bereich Cyberbullying oder Cybermobbing zeigt mit 17 registrierten Straftaten eine Zunahme von 70 Prozent (+7 Fälle) im Vergleich zum Vorjahr.

Die signifikante Zunahme der digitalen Kriminalität zeigt, dass sich Täter zunehmend neuer Technologien bedienen, um Straftaten zu begehen. Cyberkriminelle nutzen immer raffiniertere Methoden, um Schwachstellen auszunutzen und ihre Opfer zu täuschen. Während gezielte Präventionsmassnahmen wie Schulungen und Informationskampagnen die Bevölkerung für Risiken sensibilisieren konnten, bleibt die Ermittlungsarbeit herausfordernd. Die Kantonspolizei Nidwalden wird weiterhin verstärkt in technische Ressourcen und spezialisiertes Fachpersonal investieren müssen, um dieser dynamischen Bedrohungslage angemessen begegnen zu können.

Die zunehmende Digitalisierung aller Lebensbereiche bringt es mit sich, dass der Schutz persönlicher Daten, sensibler Infrastrukturen und der Wirtschaft vor Cyberangriffen immer wichtiger wird. Es ist essenziell, dass auch die Bevölkerung ein hohes Mass an Eigenverantwortung übernimmt, indem sie sich über aktuelle Bedrohungen informiert und sicherheitsbewusst im digitalen Raum agiert.

Trotz rückläufiger Anzeigen bleibt Häusliche Gewalt im Fokus

Die Anzahl der Delikte im Kontext häuslicher Gewalt, die schliesslich auch zu einem Strafverfahren führten, ist 2024 im Kanton Nidwalden um 46 Prozent zurückgegangen (-34 Fälle). Von diesem Rückgang darf aber nicht unmittelbar auf eine tatsächliche Verbesserung der Lage geschlossen werden, da häusliche Gewalt oft im Verborgenen bleibt und das Anzeigeverhalten der Betroffenen stark von individuellen und gesellschaftlichen Faktoren beeinflusst wird. Zusätzlich rückte die Kantonspolizei Nidwalden im Berichtsjahr zu 23 Ereignissen unter der Kategorie „Intervention im häuslichen Bereich“ aus. Diese Fälle hatten keine strafrechtliche Relevanz und führten nicht zu weiteren polizeilichen Massnahmen. Dennoch zeigen solche Einsätze, dass häusliche Konflikte weiterhin eine erhebliche Belastung für Betroffene darstellen und die Polizei regelmässig präventiv eingreifen muss.

Häusliche Gewalt bleibt ein ernstzunehmendes Thema, das nicht allein anhand der registrierten Fallzahlen beurteilt werden kann. Die Dunkelziffer ist hoch und viele Opfer scheuen sich aus Angst oder Scham davor, offizielle Stellen zu kontaktieren. Daher ist es essenziell, dass die Präventionsmassnahmen weitergeführt und intensiviert werden. Die Einrichtung einer spezialisierten Fachstelle, ein kantonales Bedrohungsmanagement sowie verbesserte gesetzliche Grundlagen könnten dazu beitragen, häusliche Gewalt gezielter zu bekämpfen und langfristig für mehr Sicherheit zu sorgen.

Die Broschüre der Schweizerischen Kriminalprävention >>“Zuhause im Unglück„<< (Download.Link) zeigt betroffenen Personen und ihrem Umfeld die verschiedenen Hilfsmöglichkeiten auf (www.skppsc.ch). Speziell für Kinder wurde das Faltblatt „Wenn’s gewaltig kracht zuhause …“ entwickelt, um jungen Betroffenen Unterstützung und Anlaufstellen aufzuzeigen.



Rückgang der Betäubungsmitteldelikte – Ermittlungsprioritäten beeinflussen Fallzahlen

Im Jahr 2024 wurden im Kanton Nidwalden 31 Widerhandlungen gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert, was einer Abnahme um 30 Prozent (-13 Straftaten) im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Die meisten Anzeigen betrafen Konsum oder Besitz von Betäubungsmitteln, mit 26 Straftaten (83,9 Prozent aller Fälle). Der Schwerpunkt der Betäubungsmitteldelinquenz lag in Stans, wo 20 Straftaten verzeichnet wurden.

Die Aufklärungsquote bleibt mit 100 Prozent unverändert. Dies ist darauf zurückzuführen, dass es sich bei Betäubungsmitteldelikten um sogenannte Holkriminalität handelt. Anders als bei vielen anderen Deliktarten werden Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz nur selten durch Anzeigen Dritter aufgedeckt, sondern fast ausschliesslich durch gezielte polizeiliche Kontrollen oder Ermittlungen entdeckt.

Der seit Jahren rückläufige Trend bei den Betäubungsmitteldelikten lässt sich jedoch nicht zwingend als Zeichen einer tatsächlichen Abnahme des Drogenkonsums und -handels interpretieren.

Vielmehr spiegeln die Zahlen wider, dass die Polizei aufgrund ihrer hohen Arbeitsbelastung und der zunehmenden Komplexität anderer Deliktsbereiche die Ressourcen gezielt einsetzen sowie eine Verzichtsplanung umsetzen muss. Da polizeiliche Kontrollen entscheidend für die Aufdeckung solcher Delikte sind, führt eine Reduktion dieser Massnahmen zwangsläufig zu einem Rückgang der registrierten Fälle.


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Quelle: Kanton Nidwalden
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