Schweizer Armee: Digitale Plattform an NATO-Übung CWIX 2025 in Polen getestet

An der Interoperabilitätsübung CWIX 2025 in Polen testet die Schweizer Armee gemeinsam mit Partnern aus über 40 Nationen ihre Fähigkeiten im vernetzten Einsatz.

Im Fokus steht die Neue Digitalisierungsplattform (NDP), deren Services unter realen technischen Bedingungen erprobt und weiterentwickelt werden – ein wichtiger Schritt für die Armee, ihre Verteidigungsfähigkeit im digitalen Raum zu stärken.

Jedes Jahr treffen sich im Rahmen der Coalition Warrior Interoperability Exploration Experimentation Examination Exercise (CWIX) militärische Delegationen aus NATO-Mitgliedsstaaten, Partnerländern und internationalen Organisationen in Bydgoszcz, Polen. Ziel ist es, Fähigkeiten nicht nur theoretisch zu planen, sondern praxisnah im multinationalen Zusammenspiel zu überprüfen – also sicherzustellen, dass Systeme, Verfahren und Menschen im multinationalen Einsatzumfeld reibungslos zusammenwirken können.

Die Schweizer Armee hat klare Ambitionen, an der CWIX25 diverse Services validieren und zertifizieren zu lassen. Die Teilnahme bietet die Gelegenheit, gezielt Community of Interest (COI)-Fähigkeiten, wie Command and Control und Geologicial Data und Collaboration, unter Anwendung der Vorgaben des Federated Mission Networking (FMN)-Frameworks zu integrieren, zu verifizieren und zu validieren (siehe Infobox).

Was die Schweiz an der CWIX25 erreichen will

Die Schweizer Armee nimmt seit mehreren Jahren regelmässig an der Übung CWIX25 teil. In den letzten Jahren wurden einzelne Fähigkeiten überprüft, während es in diesem Jahr speziell um die Integration von Services auf der Neuen Digitalisierungsplattform (NDP) geht. Dabei stehen die Core- und Collaboration-Services des Lokalknotens auf der NDP im Fokus, ebenso wie die Integration verschiedener COI-Services aus Projekten wie IPLIS (Integriertes Planungs- und Lageverfolgungs-Informationssystem), MGDI (Militärische Geodaten-Infrastruktur) und SIEG (Swiss Information Exchange Gateway). COI-Services sind zentrale Bestandteile moderner militärischer IT-Architekturen und dienen dazu, daten- und prozessorientierte Zusammenarbeit innerhalb bestimmter Nutzergruppen (Communities of Interest, COIs) zu ermöglichen.

Vom Landes- über den Regional- zum Lokalknoten

Die Neue Digitalisierungsplattform (NDP) basiert auf dem Verbund ortsfester Rechenzentren mit hochautomatisierter IKT-Architektur. Die NDP hostet die einsatzkritischen Anwendungen der Schweizer Armee und kann auch im Sicherheitsverbund Schweiz (SVS) genutzt werden. Die NDP ist robust, sicher und resilient aufgebaut. Um die Redundanz und Autonomie zu erhöhen, ergänzen Regionalknoten die Struktur der Landesknoten als verteilte, verlegbare Recheneinheiten. Sie gewährleisten die Führungsfähigkeit auch bei Störung zentraler Dienste, können den lokalen Sensor-to-Shooter-Loop beschleunigen und setzen wie der Landesknoten auf Standardisierung und Automatisierung zwecks effizienter und nachhaltiger Nutzung.

Mit dem Lokalknoten erhält die Truppe bis auf die untere taktische Ebene eine kompakte und miliztaugliche Ausprägung für den teilmobilen und mobilen Einsatz. Der Truppe werden in Verbindung mit dem militärischen Endgerät die für den Einsatz notwendigen Fachapplikationen und Kollaborationsdienste so zur Verfügung gestellt, damit sie auch in der Autonomie ihren Auftrag weiterhin erfüllen kann und grösstmögliche Flexibilität.



Durch die Verifizierung und Validierung der FMN-konformen Fähigkeiten gewinnt die Armee konkrete Erkenntnisse über die Leistungsfähigkeit ihrer Systeme und Prozesse im internationalen Kontext – und erkennt frühzeitig Optimierungspotenziale. Die Schweizer Armee nutzt die CWIX als integralen Bestandteil der (Weiter-)Entwicklung der Neuen Digitalisierungsplattform (NDP). Das bedeutet, dass die Armee mit denjenigen technischen Komponenten an die CWIX geht, welche später bei der Truppe eingesetzt werden. Die CWIX bietet eine technische Verifikationsumgebung und ermöglicht der Armee die grösstmögliche Rendite im übertragenen Sinne. Eine solche technische Verifikationsumgebung selbständig aufzustellen, wie die CWIX sie bietet, ist aus finanzieller Sicht unmöglich und deshalb eine grosse Chance.

Interoperabilität in der Praxis

Die FMN-konforme Umsetzung auf der NDP ermöglicht es der Armee, Anwendungsfälle mit Partnern zu erproben – von der strukturierten Übergabe von Lageinformationen bis hin zu taktischen Nachrichten und Planungsprozessen. Nicht nur der technische Datenaustausch, sondern auch prozedurale und menschliche Aspekte der Interoperabilität werden so geübt.

CWIX ist eine Plattform für internationale Zusammenarbeit und Vertrauen. Der Austausch mit anderen Streitkräften aus verschiedenen Nationen – technisch wie taktisch – fördert den Wissenstransfer und stärkt die Kooperationsfähigkeit für den Ernstfall.



Was bedeutet Interoperabilität?

Interoperabilität bezeichnet die Fähigkeit multinationaler Streitkräfte, gemeinsam zu handeln – sei es im Einsatz, in der Ausbildung oder bei Übungen. Sie umfasst nicht nur technische Kompatibilität, sondern auch einheitliche Verfahren und Einsatzgrundsätze. Interoperabilität wird durch gemeinsame Standards sichergestellt und ist entscheidend für eine funktionierende, gemeinsame Verteidigung.

Was ist Federated Mission Networking (FMN)?

FMN ist ein Konzept der NATO, um Interoperabilität sicherzustellen. Es ermöglicht den Mitgliedstaaten, ihre Systeme und Netzwerke beizubehalten, sie jedoch unter einem gemeinsamen Rahmen zu koordinieren. So können Nationen trotz unterschiedlicher technischer Voraussetzungen und nationaler Strukturen flexibel, schnell und abgestimmt auf Krisen reagieren.



In sogenannten Spirals wird schrittweise festgelegt, welche Funktionen in welchem Zeitraum mit welchem Grad an Zusammenarbeit erreicht werden sollen. Diese Spirals orientieren sich an realen Einsatzszenarien und bauen aufeinander auf. Systeme müssen ihre Fähigkeiten im Zusammenspiel mit anderen Nationen nach klaren Vorgaben nachweisen – ähnlich einer Zertifizierung. Also gibt es klare Zwischenziele, die für unterschiedliche Services in der Zusammenarbeit zu erreichen sind. Interessant dabei ist, dass wenn man eine Validierung (vgl. Zertifizierung) vornehmen will, man strikte Nachweise im Zusammenspiel mit anderen Nationen nach Drehbüchern und Spezifikationen erbringen muss.

 

Quelle: Schweizer Armee/Lorena Castelberg, Kommunikation Verteidigung
Bildquelle: VBS/DDPS

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