Zürich ZH: Wasserrohrbruch flutet Quartier – Strassen blockiert, Keller unter Wasser
von Polizei.news Redaktion +Instagram-CH Polizeinews Regionen Schweiz Stadt Zürich Unwetterschäden Verkehr & Katastrophen Zürich
Wasser schiesst die Strassen hinab, Schutt versperrt Zufahrten und Zugänge, Keller werden überflutet – handelt es sich um ein Unwetter in einer Gebirgsregion?
Nein, es ist ein Wasserrohrbruch mitten in der Stadt Zürich, der über sechs Stunden andauerte und sechs städtische Dienstabteilungen beschäftigte.
Am Abend des 31. Januars 2025, gegen 18.30 Uhr, bricht an der Ottikerstrasse eine grosse Wasserleitung. Die Stadt Zürich verfügt über ein rund 1500 Kilometer langes Wasserleitungsnetz. Teile dieses Netzes stammen noch aus dem frühen 20. Jahrhundert (gusseiserne Leitungen). Jährlich ereignen sich zwischen 250 und 300 Leitungsbrüche. Die meisten davon richten keine gravierenden Schäden an und werden von den Spezialist*innen der Wasserversorgung Zürich (WVZ) eigenständig bewältigt. Bei einigen unterstützt die Berufsfeuerwehr von SRZ die WVZ – vielfach durch das Schliessen von Schiebern, gelegentlich auch durch das Auspumpen von Kellern, die unter Wasser stehen.
Welche Ausmasse der Wasserrohrbruch an der Ottikerstrasse hat, ist zunächst nicht klar. Standardmässig rückt zuerst ein Team der BF Süd mit dem Mehrzweckfahrzeug (MZF) aus. Da sich die Ottikerstrasse in Hanglage befindet, entscheidet der Teamchef, den Schadenplatz «von oben her» anzufahren – wie sich später herausstellt, ist dies eine gute Entscheidung. Vor Ort wird schnell klar, dass das MZF mit drei Angehörigen der Berufsfeuerwehr (AdBF) für die Bewältigung dieses Leitungsbruchs nicht ausreicht und dafür weitere Mittel der Feuerwehr nötig sind. Im Sinne des „ersten Teams vor Ort“ organisiert der Teamchef das Nachaufgebot: zwei Tanklöschfahrzeuge (TLF) der BF Süd, den Einsatzleiter BF (EL BF) und die zuständige Milizfeuerwehr-Kompanie Ost (Kp Ost).
Suche nach dem Ursprung
Bis die weiteren Mittel der BF eintreffen, beginnt das Team des MZF zusammen mit einem Mitarbeitenden der WVZ, anhand der Wasserleitungspläne die Schieber ausfindig zu machen, um sie so schnell wie möglich zu schliessen. Denn das Wasser schiesst nach wie vor die Strassen hinunter, es sieht sogar so aus, als würden die Wassermassen zunehmen. Das ist tatsächlich so und hat mit dem Wasserleitungssystem der Stadt Zürich zu tun, das zu grossen Teilen aus sogenannten Ringleitungen besteht. Bricht eine grosse Wasserleitung, schiesst das Wasser von zwei Seiten zur Bruchstelle (doppelte Wassermenge). Das wiederum führt zu einem Alarm in der Steuerungszentrale der WVZ im Hardhof. Um Folgeschäden zu vermeiden – zum Beispiel, dass Luft ins Leitungssystem gelangt –, wird zusätzliches Wasser aus den Reservoirs in das Leitungssystem gepumpt, und dadurch tritt am Ort des Rohrbruchs noch mehr Wasser aus.
Das erste Team vor Ort sucht gemeinsam mit dem Netzmeister von WVZ die Schieber.
Sobald die Schieber gefunden sind, stellt sich heraus, dass das Schliessen eine aufwendige Arbeit ist, da sie teilweise unter Wasser stehen oder mit Geröll verschüttet sind. Beim Eintreffen der nachalarmierten Mittel der BF erkennt der EL BF sofort: Der Wasserrohrbruch betrifft mehrere Strassenzüge und macht die Zusammenarbeit mit Partnern nötig. Entsprechend bietet er den Pikettoffizier FWZS (PikOf FWZS) auf. Im Rahmen der Telefonkonferenz der Pikettoffiziere von SRZ wird entschieden, auch das Medien- und das Drohnenpikett sowie das Einsatzleitfahrzeug (EiLF) mit der Kompanie der Führungsunterstützung (FU Kp) an die Ottikerstrasse aufzubieten.
Auswirkungen des Wasserrohrbruchs
Nachdem die Schieber geschlossen sind, erkunden die Berufsfeuerwehrleute gemeinsam mit den Feuerwehrleuten der Milizfeuerwehr Kp Ost das überflutete Gebiet. An Kreuzungen und an flachen Stellen im betroffenen Quartier liegen Erd-, Schlamm- und Steinansammlungen, auf der Weinbergstrasse sind drei Trams durch Steine und Schuttmassen blockiert. Personen kamen durch den Wasserrohrbruch nicht zu Schaden, allerdings drang Wasser und Schutt in etwa ein halbes Dutzend Gebäude ein und setzte Kellerräume unter Wasser.
Parallel zu dieser Erkundung richtet sich die Gesamteinsatzleitung vor und im Depot Stapferstrasse der Kp Ost ein. Um 20.45 Uhr findet dort der erste Lagerapport statt. An diesem Rapport nehmen neben den EL von BF und MF Vertreter*innen weiterer Dienstabteilungen der Stadt Zürich teil: Die Stadtpolizei Zürich mit dem EL City und dem Brandtouroffizier Sicherheitspolizei, der EL und Troubleshooter der VBZ Züri-Linie (VBZ), das Pikett der Elektrizitätswerke der Stadt Zürich (ewz), Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ) und das Pikett von Energie 360°.
Es zeigt sich bei diesem anspruchsvollen Einsatz, wie effektiv die städtischen Abteilungen zusammenarbeiten: Die Stadtpolizei regelt den Verkehr und sperrt gewisse Strassen ab, um die Sicherheit vor Ort zu gewährleisten. Parallel dazu beurteilt der EL der VBZ blockierte Tramlinien und stellt diese ein. Das Pikett der ewz sichert überflutete Stromanlagen, während ERZ dafür sorgt, dass die Strassen und Tramschienen schnellstmöglich gereinigt und wieder sicher nutzbar sind. Und Energie 360° prüft mögliche Schäden an Gasleitungen im Nieder- und Mitteldruckbereich. „Wir sind sehr froh, dass wir bei solch aufwendigen Einsätzen auf die Hilfe von SRZ zählen können“, sagt Roman Burger, Leiter Baukoordination von der WVZ. Bis zum zweiten Lagerapport um 22.00 Uhr kontrolliert die Milizfeuerwehr alle von der Überschwemmung betroffenen Liegenschaften und pumpt, wo nötig, das Wasser aus den überfluteten Räumen. ERZ und Energie 360° besprechen das weitere Vorgehen beim Leitungsbruch. Die drei Trams der VBZ sind weiterhin blockiert.
Die Feuerwehrleute versuchen, mit Hochdruckwasser aus einem Schnellangriff die Steine aus den Schienen zu entfernen, was leider nicht gelingt. Deshalb erhält die Kp Ost den Auftrag, den Kies unter den Trams von Hand zu entfernen. Gleichzeitig wird ein Saugbagger über die Einsatzleitzentrale von SRZ angefordert.
Die schweisstreibende Arbeit hat sich gelohnt.
Beim letzten Lagerapport um 23.30 Uhr ist das erste Tram bereits Richtung Schaffhauserplatz abgefahren, die beiden anderen Trams können gegen 24.00 Uhr befreit werden. Damit sind die Arbeiten der Feuerwehr abgeschlossen und der PikOf FWZS übergibt den Schadenplatz an VBZ, ERZ und WVZ. Nach rund fünf Stunden endet für SRZ der Einsatz an der Ottikerstrasse. Das reibungslose Ineinandergreifen der Führungsstufen (erstes Team, EL BF, PikOf FWZS) und die effiziente Zusammenarbeit zwischen BF, MF und den involvierten Dienstabteilungen der Stadt Zürich zeigen beispielhaft, dass komplexe Einsätze nur gemeinsam bewältigt werden können. Noch in der Nacht beginnen die Sanierungsarbeiten.
Quelle: Schutz & Rettung Zürich/Text: Jan Bauke
Bildquelle: Schutz & Rettung Zürich