Schweizer Armee: Schweiz kauft fünf IRIS-T Systeme für Schutz vor Luftangriffen

Die Schweiz beschafft fünf IRIS-T SLM Systeme zur bodengestützten Luftverteidigung.

Damit kann die Bevölkerung vor Bedrohungen aus der Luft aus mittlerer Reichweite geschützt werden.

Die Beschaffung erfolgt im Rahmen der European Sky Shield Initiative (ESSI).

Der Vertrag für die Schweiz wurde nun zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der deutschen Bundeswehr und der Herstellerin Diehl Defence GmbH & Co. KG unterzeichnet, nachdem das Bundesamt für Rüstung armasuisse die Vollmacht dazu gegeben hat.

Mit der Unterzeichnung des Vertrags zur kooperativen Beschaffung von IRIS-T SLM Systemen im Rahmen der European Sky Shield Initiative (ESSI) wird ein wichtiger Meilenstein für die integrierte Luftverteidigung der Schweiz erreicht. Voraussetzung für die kooperative Beschaffung der Systeme im Rahmen der Initiative war die Teilnahme an einer Programmvereinbarung, welche der Bundesrat am 20. Juni 2025 genehmigt und der Rüstungschef Urs Loher unterschrieben hat.

Mit dieser Programmvereinbarung hat die Schweiz das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der deutschen Bundeswehr (BAAINBw) bevollmächtigt, den Beschaffungsvertrag mit Diehl Defence GmbH & Co. KG für die Schweiz zu unterzeichnen.

Schutz vor Bedrohungen aus mittlerer Reichweite

Mit fünf IRIS-T SLM Systemen schliesst die Schweizer Armee eine zentrale Fähigkeitslücke und stärkt die Resilienz gegenüber modernen Bedrohungen aus der Luft. Das System ergänzt die Beschaffung des Kampfflugzeuges F-35A und der bodengestützten Luftverteidigung Patriot für grössere Reichweiten.

Das künftige System zur bodengestützten Luftverteidigung mittlerer Reichweite (Bodluv MR) wird als Teil der Integrated Air Defence (IAD) betrieben. Es soll Luftbedrohungen auf unterschiedlichen Distanzen und Flughöhen abwehren können, insbesondere Kampfflugzeuge, Drohnen und Marschflugkörper. Das System wird sowohl in separierten als auch in gemeinsamen Luftverteidigungszonen mit Kampfflugzeugen operieren und eine hohe Überlebensfähigkeit aufweisen. Ein wichtiges Ziel ist es, die raumbezogene Marschflugkörperabwehr sowie eine Frühwarnfähigkeit gegenüber Raketen-, Mörser- und Artillerieangriffen (RAM) neu zu etablieren. Ebenso übernimmt das System Aufgaben der mittleren Fliegerabwehrkanone, die ausser Dienst gestellt werden sollen.

Industriepartnerschaft und Finanzierung

Zwischen armasuisse und der deutschen Herstellerin Diehl Defence GmbH & Co. KG wurde ein Offset-Agreement abgeschlossen. Dieses beinhaltet die Verpflichtung, Kompensationsgeschäfte im üblichen Umfang und gemäss der Offset-Policy der armasuisse mit Schweizer Unternehmen zu realisieren.

Für Bodluv MR wurde im Rüstungsprogramm 2024 ein Verpflichtungskredit von 660 Millionen Franken bewilligt. Gemäss aktueller Planung belaufen sich die Investitionen auf 660 Millionen Franken sowie weiteren 10 Millionen aus dem PEB-Kredit für Projektierung, Erprobung und Beschaffungsvorbereitung. Damit bewegt sich das Projekt weiterhin im vorgesehenen Finanzrahmen. Der Vertragswert zur kooperativen Beschaffung von IRIS-T SLM Systemen im Rahmen der Programmvereinbarung European Sky Shield Initiative (ESSI) beläuft sich auf rund 500 Millionen Franken.

Umfang der Lieferung

Nebst den fünf IRIS-T SLM Systemen beinhaltet der kooperative Beschaffungsvertrag auch die Bereitstellung von Logistik-Fahrzeugen für die mobile Instandsetzung, die Ersatzteilbereitstellung sowie die Be- und Entladung von Lenkwaffen. Des Weiteren werden Ersatzteile, Prüfgeräte, Lenkwaffen, eine Ausbildungsstation und eine Initialausbildung für die Schweizer Armee bereitgestellt.

IRIS-T SLM Systeme

Das System IRIS-T SLM der deutschen Herstellerin Diehl Defence GmbH & Co. KG gilt als eines der weltweit leistungsfähigsten Mittelstrecken-Luftverteidigungssysteme. Es bietet Einsatzreichweiten von bis zu 40 Kilometern und erreicht Höhen von bis zu 20 Kilometern. Das System hat die Fähigkeit zur simultanen Mehrzielbekämpfung und verfügt mit dem Sensor TRML-4D von Hensoldt über modernste AESA-Radartechnik (Active Electronically Scanned Array). Die offene Architektur erlaubt zudem die Einbindung in nationale Systemlandschaften. Die modulare Bauweise ermöglicht eine flexible Skalierung, vom punktuellen Objektschutz bis hin zum flächendeckenden Raumschutz.

Projekt „Bodluv MR“

Beim Projekt „Bodluv MR“ handelt es sich um ein Beschaffungsprojekt zur Erneuerung wichtiger Fliegerabwehr-Systeme der Schweizer Armee. Die Erneuerung wird eine bestehende Fähigkeitslücke in der Abwehr von Abstandswaffen schliessen, um anfliegende Ziele auf eine mittlere Distanz zu bekämpfen und damit die bodengestützte Luftverteidigung grösserer Reichweite mit dem System Patriot zu ergänzen. Aktuell im Einsatz stehende Systeme erreichen bald ihr Nutzungsende.

Das Projekt Bodluv MR startete 2019 und befindet sich aktuell in der Konzeptphase. Es wird im beschleunigten Verfahren, auch „Busspur“ genannt, durchgeführt und soll planmässig 2032 abgeschlossen sein. Das System wird, wo möglich, in der Standardkonfiguration des Ursprungslandes (Deutschland) beschafft. Anpassungen erfolgen nur dort, wo sie für die Anbindung an bestehende Schweizer Systeme erforderlich sind, zum Beispiel bezüglich Führungs- und Lagebildsysteme.

Gemäss aktueller Planung erfolgt die Lieferung der ersten Feuereinheit ab Ende 2028. In den Jahren 2029 bis 2031 erfolgen dann die Lieferungen der weiteren Feuereinheiten und Logistikmittel sowie die schrittweise Systemintegration. Die Ausbildung der Berufsmilitärs erfolgt ab 2027, die Miliz wird ab 2029 an den Systemen ausgebildet respektive umgeschult. Der Aufbau der logistischen Infrastruktur und der Ausbildungsinfrastruktur nimmt die Jahre 2028 bis 2031 in Anspruch. Der Fähigkeitsaufbau erfolgt ebenfalls schrittweise.

Eine erste Einsatzbereitschaft (Initial Operational Capability – IOC) für Einsätze im Rahmen der Wahrung der Lufthoheit (WdL) soll so rasch wie möglich erreicht werden. Die volle Einsatzbereitschaft (Full Operational Capability – FOC) wird nach der Lieferung der letzten Feuereinheit und umfänglichen Erprobungs- und Einsatztests erreicht.

 

Quelle: Schweizer Armee
Bildquelle: Diehl Defence GmbH & Co. KG

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