Glarus GL: Naturgefahren 2024 – Murgänge, Rutschungen und Felssturz am Tschingelhorn
von Polizei.news Redaktion +Instagram-CH Ereignisse Glarus Polizeinews Regionen Schweiz Unwetterschäden
Überschwemmungen, Murgänge, Rutschungen oder Lawinen traten im Kanton Glarus im Jahr 2024 ebenfalls auf.
Das Glarnerland kam im Vergleich zu anderen Gebirgskantonen glimpflich davon, wie die Bilanz der Abteilung Wald und Naturgefahren zeigt.
Im Sommer 2024 führten in den Kantonen Graubünden, Tessin, Wallis und Bern intensive Gewitter zu Murgängen, Überschwemmungen und Rutschungen. Todesfälle, Verwüstungen und erhebliche Sachschäden waren die Folge. In der Schweiz gab es 2024 auch mehrere Berg- und Felsstürze, darunter bedeutende Ereignisse wie den Bergsturz am Piz Scerscen im Val Roseg (GR).
Der Kanton Glarus kam im Jahr 2024 im Vergleich zu den genannten Gebirgskantonen glimpflich davon, obwohl auch hier mehrere Naturgefahrenereignisse zu verzeichnen waren.
Murgang bei der Talstation der Tschinglenbahn
Intensive Gewitter traten zum Beispiel am 21. und 22. Juni 2024 auf. Sie führten entlang des Raminerbachs beim Ramin-Mittelstafel zu kleineren Uferrutschungen. Nach weiteren Gewittern am 25. und 26. Juni entstanden auf der Alpweide südöstlich des Ramin-Mittelstafels erste Risse und stellenweise senkte sich der Boden ab.
Daraufhin löste sich in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni eine spontane Rutschung mit einem Volumen von 140 000 Kubikmetern, die den Raminerbach aufstaute. In der Folge kam es zu einem Murgang, der bei der Talstation der Tschinglenbahn über die Ufer trat und zu Ablagerungen des Geschiebematerials ausserhalb des Baches führte.
Strassensperrung im Klöntal
Am 25. Juni 2024 kam es auch im Klöntal und in Glarus zu intensiven Niederschlägen von 35 bis 40 Millimetern innerhalb einer Stunde. Zahlreiche Bäche und Runsen führten viel Wasser und Geschiebe. Aufgrund des bereits durchnässten Bodens kam es an verschiedenen Orten zu Oberflächenabflüssen.
Dadurch wurden in Riedern und in Glarus Keller und Garagen überflutet. Im Klöntal überschwemmten mehrere Runsen und Bäche die Kantonsstrasse und führten zu einer Strassensperrung von mehreren Stunden.
Murgänge und Rutschungen im Krauchtal
Im Gebiet Spitzmeilen entlud sich am 12. August 2024 ein intensives Gewitter. Im hinteren Krauchtal und im Mühlebachtal wurden lokal Niederschlagsmengen von 40 bis 50 Millimetern innerhalb einer Stunde erfasst. Die Gewitter brachten auch Hagel.
Die Hagelkörner bildeten stellenweise eine geschlossene Hagelschicht von bis zu 30 Zentimetern Mächtigkeit. Der intensive Niederschlag führte zu Überschwemmungen, Murgängen und Rutschungen. Am Krauchbach wurden durch Murgänge drei Rinder getötet und zwei weitere verletzt.
Abbruch des Tschingelhorns
Am 6. Oktober 2024 stellten Einheimische beim Glarner Alpkäse- und Schabziger-Markt in Elm fest, dass der Nordostgrat des Tschingelhorns nicht mehr seine ursprüngliche Form hatte und teilweise abgebrochen war. Die Beobachtungen der Einheimischen wurden durch Geologen bestätigt und die Ausbruchsstelle sowie die Sturzablagerungen identifiziert.
Anhand von Fotovergleichen wurde das Sturzvolumen auf 100 000 Kubikmeter geschätzt. Der Ereigniszeitpunkt war zunächst unbekannt, konnte dann aber anhand seismischer Aufzeichnungen des Schweizerischen Erdbebendienstes auf den 3. Oktober um 9:46 Uhr festgelegt werden.
Inwiefern neben der Felsbeschaffenheit auch das Auftauen des Permafrostes, die überdurchschnittlichen Temperaturen und das eher niederschlagsreiche Jahr zum Felssturz geführt haben, bleibt offen. Eine weitere Ursache könnten auch die unweit von Elm aufgetretenen Erdbebenschwärme der letzten Jahre sein. Im Jahr 2020 wurden unter anderem Erdbeben der Magnituden 3,9 und 4,4 verzeichnet. Diese Erdbeben könnten zur Auflockerung der Gesteine beigetragen haben.
Kleine und abgelegene Lawinen
Wie bereits in den Vorjahren wurden auch im Jahr 2024 keine Lawinenereignisse registriert. Dies bedeutet nicht, dass im gesamten Jahr keine Lawinen aufgetreten sind. Vielmehr waren sie entweder zu klein und abgelegen und wurden so gar nicht registriert, oder sie ereigneten sich nicht in der Nähe von Schutzbauten, Schutzwäldern, bewohnten Gebieten oder wichtigen Infrastrukturen. Das Ausbleiben grosser Lawinenereignisse in diesem Jahr dürfte auf die überdurchschnittlich hohen Temperaturen in den Wintermonaten zurückzuführen sein.
Im Februar wurden bei der Messstation in Glarus 5,5 Grad Celsius und in Elm 6 Grad Celsius über dem Normwert von 1991 bis 2020 gemessen (monatliche Durchschnittstemperaturen). In der zweiten Aprilhälfte wurden oberhalb von 2000 Höhenmetern ungewöhnlich grosse Neuschneemengen beobachtet. Das führte zwar zu Lawinen, jedoch ausschliesslich im Hochgebirge und in unbewohnten Gebieten. Solche Naturgefahrenereignisse werden nicht in die kantonale Statistik aufgenommen.
Folgende Tabelle zeigt die erfassten Naturgefahrenereignisse der letzten drei Jahre. Die Unterschiede bezüglich Häufigkeiten der Ereignisse fallen gering aus.
Jahr | Sturz | Lawine | Rutschung | Hochwasser |
---|---|---|---|---|
2024 | 21 | 0 | 2 | 4 |
2023 | 15 | 0 | 3 | 4 |
2022 | 16 | 0 | 2 | 2 |
Quelle: Kanton Glarus
Bildquelle: Kanton Glarus