Schweizer Armee: Wachtmeisterin Cécile Klusák trotzt Vorurteilen – und wird zum Vorbild

Als Wachtmeister Cécile Klusák zu Beginn ihrer Rekrutenschule antrat, war ihr sofort bewusst, dass sie auffallen würde.

Sie war eine Frau in einer Männerwelt – und sie war freiwillig hier. Schon in den ersten Tagen spürte sie, dass sie sich beweisen muss; nicht, weil sie es wollte, sondern weil andere es erwarteten.

Der Einstieg war hart. Die Rekrutenschule sei für alle eine Herausforderung, aber für sie sei es doppelt schwierig gewesen, den Platz in der Gruppe zu finden. Viele der männlichen Kameraden hätten sich im gemeinsamen Unmut über den Zwangsdienst verbunden, während sie als Freiwillige nicht in dieses kollektive Klagen einstimmen konnte.



Vorurteilen mit Kompetenz begegnen

Mit der Zeit fand sie jedoch ihren Weg; durch Leistung, Verlässlichkeit und Gelassenheit. Heute ist Klusák Wachtmeister und ein Vorbild für junge Frauen, die über eine militärische Laufbahn nachdenken. Trotzdem begegnet sie immer wieder Vorurteilen. Nach einer Auszeichnung sei ihr einmal gesagt worden, sie habe den Erfolg «nur bekommen, weil sie eine Frau ist». Solche Bemerkungen seien verletzend, weil sie ihr die Kompetenz absprechen. «Das macht mich wütend», sagt sie – und man spürt, dass hinter diesen Worten nicht Empfindlichkeit, sondern Stolz steht – auf die eigene Leistung.

Als Frau und Armeeangehörige authentisch bleiben

Im Gespräch mit Oberst Müller spricht die angehende Psychologin offen über den Spagat zwischen Anpassung und Authentizität. Einerseits wolle man als Frau in der Armee nicht ständig «die Frau im Raum» sein, andererseits dürfe man sich auch nicht verstellen, um akzeptiert zu werden.

Oberst Müller betont, dass solche Erfahrungen wichtig seien, um über Führungsverhalten nachzudenken. Es gehe nicht nur darum, Frauen zu integrieren, sondern jeden Soldaten und jede Soldatin als Individuum wahrzunehmen. Entscheidend seien Leistung, Verantwortung und Haltung.

Klusák, die auch Chefredakteurin der Militärzeitschrift «Schweizer Soldat» ist, beschreibt, dass sie in ihrem Dienst viel Positives erlebt habe. Die Kameradschaft funktioniere, wenn man bereit sei, sich einzubringen und Verantwortung zu übernehmen. Respekt entstehe dort, wo man sich gegenseitig unterstützt und dieselben Anforderungen an sich selbst stellt wie an andere.

Mehr Selbstvertrauen dank Militärdienst

Heute blickt sie mit Dankbarkeit zurück, auch auf schwierige Phasen. Sie habe gelernt, dass Autorität nichts mit Lautstärke zu tun habe und Stärke nicht mit Härte verwechselt werden dürfe. Ihre Geschichte steht stellvertretend für eine neue Generation von Soldatinnen, die keine Sonderbehandlung suchen, sich jedoch auch nicht verstecken wollen. Sie wollen einfach dienen – aus Überzeugung.

Am Ende des Gesprächs hält Klusák fest, dass das Militär ihr Selbstvertrauen gestärkt habe. Sie habe gelernt, durchzuhalten, Verantwortung zu übernehmen und in schwierigen Momenten ruhig zu bleiben. Das seien Eigenschaften, die weit über den Dienst hinauswirken. „Man wächst mit jeder Aufgabe“, sagt sie. Man glaubt es ihr sofort.

 

Quelle: Kommunikation Verteidigung, Mathias Müller
Bildquelle: © VBS/DDPS, Daniel Pochetti

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