Orang-Utan mit 74 Luftgewehr-Kugeln im Körper von Schweizer Chirurgen operiert

An Tragik kaum zu überbieten: Orang-Utan „Hope“ wurde mit 74 Luftgewehr-Kugeln im Körper in die Auffang- und Pflegestation des Sumatra-Orang-Utan-Schutzprogramms eingeliefert. Nur einen Tag später kam Säugling „Brenda“ mit gebrochenen Knochen dazu.

Um den beiden Tieren zu helfen, flog ein Chirurg im Auftrag der Schweizer Stiftung PanEco nach Sumatra.

In Südostasien werden immense Flächen an Regenwald gerodet, um danach Palmöl-Monokulturen anzulegen. Dadurch verlieren zahlreiche Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum, so auch der Orang-Utan. Dies ist auch das Schicksal des Orang-Utan-Weibchens „Hope“. Letzte Woche wurde sie mit schwersten Verletzungen aufgefunden und gerettet. Menschen, welche sich um die Ernte ihrer Felder fürchteten, gerieten wahrscheinlich in den Konflikt mit dem hungernden Tier und versuchten es, mit dem Luftgewehr zu verscheuchen oder mutmasslich zu verletzten. Das Resultat ist dramatisch: Der Orang-Utan wurde von 74 Kugeln getroffen, verlor beidseitig sein Augenlicht, das Schlüsselbein war gebrochen und er hatte durch die schweren Verletzungen Infektionen davongetragen. Entsprechend ernst war sein Zustand bei Ankunft in der Station des Sumatra-Orang-Utan-Schutzprogramms.

Nur einen Tag später kam ein weiterer, stark gebeutelter Orang-Utan dazu. „Brenda“, erst drei Monate alt, aus illegaler Haustierhaltung befreit, wurde mit einem gebrochenen Oberarmknochen eingeliefert.

Um den beiden Orang-Utans zu helfen, flog Dr. Andreas Messikommer, ein Humanorthopäde aus der Westschweiz, extra nach Sumatra. Am 17.03.2019 operierte er die beiden Orang-Utans. Bereits 15 Mal reiste der Orthopäde im Auftrag der Stiftung PanEco in die Auffang- und Pflegestation, um dort schwierige Fälle zu operieren. Sein Engagement leistet er freiwillig. Dazu meint er: „Mich freut es, wenn ich helfen kann. Für mich ist es jeweils sehr schön, wenn ich höre, dass es den, von mir operierten, Orang-Utans wieder besser geht. Natürlich sind einige Schicksale wirklich schockierend, wie auch das von „Hope“. Umso schöner ist es jeweils, wenn die Tiere wieder im freien Regenwald leben können. Einige von ihnen pflanzen sich dort erfreulicherweise wieder fort und helfen somit, ihre Art zu erhalten. Ein Teil dieses Prozesses zu sein, ist grossartig.“










Die Zukunftperspektiven der beiden Orang-Utans sind gut. Dr. Yenni Saraswati, leitende Tierärztin in der Auffang- und Pflegestation, meint dazu: „Die Operationen gingen, den Umständen entsprechend, gut. Noch ist es zu früh, um ein abschliessendes Urteil zu fällen, jedoch hoffen wir auf eine schnelle und komplikationslose Erholung.“ Obwohl „Hope“ nie mehr in freier Wildbahn leben kann, wird ihr bei entsprechender Genesung, ein gehegefreies, Leben auf einer Insel im „Orangutan Haven“ beschieden sein. Für „Brenda“ sieht es noch besser aus. Bei guter Entwicklung und bester Gesundheit steht einem späteren freien Leben im tropischen Regenwald nichts im Weg. Schicksale wie das von „Brenda“ und „Hope“ sind leider nicht selten. Das ist umso schlimmer, wenn man bedenkt, dass nur noch ca. 14`000 Orang-Utans auf Sumatra frei leben. Sie sind stark vom Aussterben bedroht. Wenn der Palmölanbau weiterhin derart expansiv voranschreitet, ist das Überleben ihrer Art sehr unsicher!

 

Quelle: Stiftung PanEco
Artikelbilder: © PanEco/SOCP

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