Iranisches Säure-Opfer will weiter „Auge um Auge“
von Agentur belmedia
Der Fall der Ameneh Bahrami schockiert die weltweite Öffentlichkeit: Im Jahr 2004 verätzte in Teheran ein verschmähter Liebhaber der Ingenieursstudentin Gesicht und Augen mit Säure. Heute ist sie schrecklich entstellt und blind. 2008 erstritt sich die Frau von der iranischen Justiz das Recht, an ihrem Angreifer Majid Emovahedi Gleiches mit Gleichem zu vergelten: Fünf Tropfen Säure darf sie dem zu 12 Jahren Haft verurteilten Mann unter Narkose in jedes Auge träufeln.
Am 14. Mai 2011 sollte die Strafe eigentlich von der 32-Jährigen im Iran vollzogen werden. Doch das iranische Gericht hat kurz zuvor die Vollstreckung abgesagt und auf unbestimmte Zeit verschoben.
Ihre Beweggründe schildert Ameneh in diversen Medieninterviews, etwa jüngst in „Stern TV“ (RTL), sowie in ihrer Autobiografie „Auge um Auge“. Den Vorwurf mittelalterlicher Vergeltung weist sie zurück. Es gehe ihr nicht um Rache, betont sie immer wieder. Ihr Motiv: Sie wolle Nachahmungstäter abschrecken. „Würde ich auf die Vollstreckung verzichten, wäre das zwar grosszügig. Doch wenn das, was mir geschehen ist, einem anderen Menschen noch einmal passiert, würde ich mir das nie verzeihen.“
Amenehs Schicksal ist kein Einzelfall. Säureattentate sind in Ländern Südostasiens, wie Bangladesh, Pakistan und Afghanistan, weit verbreitet. Allein in Bangladesh werden jedes Jahr etwa 200 Frauen und junge Mädchen Opfer dieser brutalen Angriffe (laut der regierungsunabhängigen „Acid Survivors Foundation“).
Aber ist Amenehs Vorhaben nicht erbarmungslos? „Wenn er ehrliche Reue gezeigt und mich um Entschuldigung gebeten hätte, hätte ich darauf verzichtet.“ Für Ameneh steht fest, dass sie so oder so keine Genugtuung erlangen wird. „Ich werde niemals inneren Frieden haben, ob ich das Urteil vollziehe oder nicht.“ Nun wartet sie auf einen neuen Termin des Gerichts.
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Titelbild: Heike / pixelio.de