„Völlig unerwartet tödlich verunglückt“ – kuriose Todesanzeigen

Zur traurigen Pflicht von Hinterbliebenen gehört es, via Todesanzeigen das Ableben der verstorbenen Person öffentlich mitzuteilen.

Doch nicht immer sind die Resultate der veröffentlichten Trauerbekundungen sprachlich-stilistisch geglückt. Hier gibt es manch Kurioses, was – trotz des ernsten Themas Tod – zum Schmunzeln anregt.

Eine Sammlung solcher ungewöhnlichen Todesanzeigen und unkonventionellen Familienanzeigen haben die Autoren Christian Sprang und Matthias Nöllke in zwei Büchern veröffentlicht. Die Kuriositätensammlung ist auch in Auszügen im Netz abrufbar und amüsant zu lesen.

Da sind zunächst Todesanzeigen mit sprachlichen Besonderheiten. Gerade die gedankenlose Verwendung von Floskeln wie „plötzlich und unerwartet“ wird leicht zur Falle, und es entsteht eine unfreiwillige sprachliche Komik.
„Am Freitag, dem 10. September 1993, ist mein Vater Hans-Peter S im Alter von 52 Jahren in Pirot
„Völlig unerwartet“ mag ja bei einem Tod „nach kurzer, schwerer Krankheit“ noch angehen – aber bei tödlichen Unglücken ist diese Floskel einfach deplatziert.
Auch fehlerhafte Satzkonstruktionen und die Missachtung der Grammatik können in Todesanzeigen zu überraschenden Aussagen führen.
Mit grosser Bestürzung und für uns alle unfassbar verstarb am 7. Januar 2005 unser Geschäftspartner Herr Jürgen K.“
Aus dem Anzeigentext geht hervor, dass die Person „mit grosser Bestürzung“ verstarb. Was den Verstorbenen wohl in der letzten Stunde so bestürzte?
Der im Deutschen beliebte Fehler, zwischen adverbialer Bestimmung (Umstandbestimmung) und Subjekt einen ungewollten Bezug herzustellen, unterläuft auch in den nachfolgenden Todesanzeigen.
Nach kurzer, mit viel Geduld ertragener Krankheit nehmen wir heute Abschied von unserer lieben, treusorgenden Mutter, Schwiegermutter, Oma, Uroma, Schwester, Schwägerin und Tante Frau Anna Katharina K.“
Laut Anzeigentext sind es die Abschiednehmenden („wir“), die eine „kurze, mit viel Geduld ertragene Krankheit“ durchlitten. Woran die „liebe, treusorgende Mutter“ verstarb, verrät die Todesanzeige nicht.
Tieferschüttert und für uns alle unfassbar, verschied am 12. Dezember 1970 völlig unerwartet meine liebe, treusorgende Tochter, unserer Schwester und Tante Elfriede K.“
Hier starb die Tante „tieferschüttert“. Was sie wohl in der letzten Stunde so tief erschütterte?
Auch schlichte Rechtschreibschwächen machen sich in Todesanzeigen nicht gut – vor allem, wenn bei der Schreibung von „der Tod“ und „tot sein“ nicht aufgepasst wird. So kommt es, dass der Verfasser der nachfolgenden Todesanzeige mit Gevatter Tod auf Du und Du zu sein scheint.

Sprachliche Fettnäpfchen bleiben nicht aus, wenn Hinterbliebene meinen, den Nachruf in selbst gereimten, holprigen Versen verfassen zu müssen. Solche ohne sprachliches Feingefühl gedichteten Nachrufe (Motto: reim dich oder ich fress dich) wirken schnell platt.
„Mein Gott, Walter,es ist wirklich wahr,15 Jahre Rollstuhl Dein Rentenalter war.An Deinem 86. Geburtstagam 19. Februarkamst Du ins Krankenhaus,o Graus – nach 3 Monatenals Schwerstkranker kamst du nach Haus.Doch dein Lebenslicht ging am
11. Juli 2001 für immer aus.“
Kurios sind auch Todesanzeigen in Ich-Form, in denen der Tote die Nachricht von seinem Ableben selbst überbringt.
„Der am 5. März 2003 verstorbene Peter F gedenkt mit diesem letzten Gruss seiner Freunde.
Wer mich gekannt, auch gern gesehen, dem sei zur Nachricht, dass ich nicht mehr bin. Ich ging den Weg, den alle müssen gehen. Für jeden ist die Zeit einmal dahin.“
Während sich manche Todesanzeigen durch weitschweifige Huldigungen der verstorbenen Person auszeichnen, kommen andere Todesanzeigen erstaunlich kurz angebunden daher.
„Tot! Ilse K geb. C“
„Und tschö. Rolf M”
„Mario sagt allen CIAO! Mario Raffaele P“
Eine besondere Sparte an Todesanzeigen sind schliesslich Hassanzeigen. Posthum wird hier dem Verstorbenen ein letzter Tritt verpasst, wobei sich der Geschmähte ja nicht mehr wehren kann.
„Zum Tode von Dr. med. Volker P fällt mir nur ein Wort ein: Danke
Ein Patient“
„Mein Schwiegervater Josef (Sepp) K
Die Personifizierung geistigen Hochmutes und menschlichen Versagens starb am 8. März 1980 im 91. Lebensjahr“
Auch diese Todesanzeige spricht für sich:


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