Schweiz: Hochwasser hält an - Flüsse und Seen kommen an ihre Grenzen

Die Regenfälle und Gewitter der vergangenen Tage haben Seen und Flüsse weiter ansteigen lassen. So haben der Vierwaldstättersee, der Thunersee und der Bielersee die höchste Gefahrenstufe 5 erreicht. Verschiedene Rutschungen haben Verkehrswege unterbrochen. Betroffen war auch der Bahnverkehr. Die Hochwasserlage dürfte sich erst im Laufe der nächsten Woche allmählich etwas entspannen. Die Bundesbehörden verfolgen die Situation laufend und stehen in engem Kontakt mit den kantonalen Behörden.

Die starken Regenfälle der vergangenen Tage haben die Hochwassersituation in verschiedenen Regionen der Schweiz verschärft und zu markanten Pegelanstiegen an Flüssen und Seen geführt. Zwischen Montag- und Dienstagabend sind auf der Alpennordseite verbreitet 40 bis 70 mm, in der Gotthardregion 90 bis 150 mm und im westlichen Tessin zum Teil 150 bis 200 mm Regen gefallen.

In der Nacht auf Donnerstag wird die nächste intensive Niederschlagsphase erwartet. Dabei fallen am Alpennordhang im Unterwallis, am Jura und in der Nordwestschweiz verbreitet 50-80 und Alpennordhang mit gewittrig durchsetztem Niederschlag lokal bis 100 mm Niederschlag. Die Niederschläge lassen am Donnerstagabend aus Westen allmählich nach. Den Alpen entlang im Westen am Freitagmorgen und in den östlichen Landesteilen am Freitagabend.

Höchste Gefahrenstufe erreicht

Mit den grossen Regenfällen sind die Pegel seit gestern Dienstag nochmals stark angestiegen und damit auch die Gefahrenstufen: So gilt am Bieler-, Thuner- und Vierwaldstättersee die höchste Stufe 5, sehr grosse Hochwassergefahr. Die Seen können vielerorts über die Ufer treten. Grosse Hochwassergefahr (Gefahrenstufe 4) gilt zurzeit am Brienzer- und Zürichsee sowie an der Aare unterhalb des Thunersees, der Reuss und dem Hochrhein. An der Aare unterhalb des Bielersees und der Limmat herrscht erhebliche Hochwassergefahr (Gefahrenstufe 3). Die Seen werden voraussichtlich erst am Samstag ihren maximalen Stand erreichen. Es wird mehrere Wochen dauern, bis sich die Situation beruhigt. Wegen des Hochwassers wurde der Gotthardtunnel zeitweise gesperrt. In Basel ist die Rheinschifffahrt eingestellt.

Eine vergleichbare Situation herrschte zuletzt im Jahr 2005 vor, mit einer ähnlichen Wetterlage.

Im Vergleich zum extremen Hochwasser 2005 sind aber die bisherigen Schäden deutlich kleiner und dank der getroffenen Massnahmen kann die Lage besser bewältigt werden. Seit dem Hochwasser 2005 haben Bund und Kantone den Hochwasserschutz verbessert und insgesamt 4.5 Milliarden Franken investiert. Der Bund hat die Hochwasservorhersagen und -Warnungen ausgebaut und etabliert, sowie neue Gefahrengrundlagen wie die Oberflächenabflusskarte erarbeitet. Neben der Beseitigung der damals erkannten Schutzdefizite an vielen Fliessgewässern, haben Kantone und Gemeinden seither die Abläufe im Ereignisfall verbessert und Fachspezialisten und Einsatzkräfte geschult.

Das Bundesamt für Umwelt ist für die hydrologischen Vorhersagen und Warnungen zuständig. Ein Team von Fachleuten beobachtet die Lage rund um die Uhr, erstellt Prognosen für die Schweizer Gewässer und informiert laufend. Das BAFU steht mit weiteren Bundesstellen und Kantonen in ständigem Kontakt.

Rutschungen und Murgänge

Die Schweiz ist praktisch flächendeckend vom Hochwasser betroffen. An vielen Orten gab es Schäden wegen Oberflächenabfluss. Die Böden sind wegen den anhaltenden Niederschlägen gesättigt und es drohen erneut Erdrutsche und Murgänge, insbesondere im Westen und im Norden der Schweiz sowie in den Alpen. Verschiedene Murgänge haben bereits zu Verkehrsbehinderungen geführt. Der Grimsel- und der Sustenpass waren wegen der Gefahr von Murgängen geschlossen. Am Genfersee ist die Strasse zwischen Cully und Rivaz mehrere Tage unterbrochen. Der Autoverlad am Furka/Oberalp war zeitweise eingestellt.

Richtiges Verhalten bei Hochwasser

Dank gezielten Vorbereitungen und entsprechendem Verhalten vor, während und nach einem Hochwasser können Schäden vermieden oder vermindert werden. Wer in einem hochwassergefährdeten Gebiet wohnt, sollte deshalb frühzeitig gezielte Vorbereitungen treffen und sein Verhalten auf diese Gefahren abstimmen. Wichtige Informationen finden sich auf naturgefahren.ch, detaillierter auf hydrodaten.admin.ch sowie der MeteoSwiss App und AlertSwiss.

Die Behörden des Bundes verfolgen die Lage laufend, koordinieren sich mit den Kantonen und informieren über die Situation in den Naturgefahrenbulletins.

 

Quelle: Bundesamt für Umwelt BAFU / Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz
Artikelbild: Symbolbild © CryptoSkylark – shutterstock.com

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