Facebook contra Google – Krieg der Datenkraken
von Agentur belmedia
Man stelle sich vor, zwei Diebe gehen auf Klautour. Dieb A kriegt kalte Füsse. Um von sich selbst abzulenken, schwärzt er Dieb B an. Der ist natürlich ganz erbost und zeigt mit dem Finger zurück auf A. Die Blamage ist perfekt.
So ähnlich verhält es sich mit der peinlich missglückten PR-Kampagne von Facebook gegen Google. Das Soziale Netzwerk von Mark Zuckerberg hatte eine amerikanische PR-Agentur beauftragt, negative Berichte über Google in der Presse zu lancieren. Beabsichtigter Tenor: Google verletze den Datenschutz der Nutzer – genau das, was man auch Facebook vorwirft. Kritisiert werden sollte Google dafür, mit seinem Dienst „Social Circle“ ohne Wissen der Nutzer Profile bei Facebook, Flickr oder Twitter auszuwerten.
Aufgedeckt hat die geplante Negativ-Kampagne ein Blogger, der den E-Mail-Verkehr zwischen Facebook und der Agentur Burson Marsteller veröffentlichte. Die Negativ-Schlagzeilen hat nun natürlich Facebook („Schmuddelkampagne“). Hinzu kommt, dass zeitgleich mit dieser Blamage eine weitere Datenpanne von Facebook publik wurde: Seit vier Jahren hatten Werbekunden die Benutzerprofile von Facebook einsehen können.
Sind Facebooks Vorwürfe gegenüber Google berechtigt?
Stellt sich die Frage: Was ist tatsächlich dran an den Vorwürfen, dass Googles „Social Circle“-Dienst ohne Wissen der Nutzer FB-Profile auswertet? Spiegel-Autor Konrad Lischka geht davon aus, dass Google nur öffentlich einsehbare Daten von Facebook verwendet. Er betont, dass dies nur geschehe, wenn Nutzer ihr FB-Profil bei Google eintragen. Der Schwarze Peter liegt demnach beim Sozialen Netzwerk, das Nutzer zur Veröffentlichung ihrer Daten anhält.
Ist Google damit aus dem Schneider? Tatsächlich ist davon auszugehen, dass auch erfahrene User sich häufig nicht dessen bewusst sind, wie genau Google die eigenen Vorlieben und die der Freunde kennt. Eindrücklich schildert ein Blogger im folgenden Bericht, wie er von den weit reichenden Konsequenzen des Google-Features „Social Circle“ „eiskalt erwischt“ wurde.
Zweifelsohne habe ich sämtliche dieser Daten (und noch viel mehr) freiwillig und in vollstem Bewusstsein der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und dass Google die besuchten Seiten in einem Webprotokoll speichert und irgendwie in zukünftigen Suchergebnissen berücksichtigt ist auch kein Geheimnis (Stichwort: Personal Search) aber dass diese Daten derart kombiniert werden und zu solch erstaunlichen Ergebnissen führt, dessen war ich mir so bislang nicht bewusst.
Kampf der Internet-Rivalen hat Unterhaltungswert
Klar ist: Was den gierigen Zugriff auf Daten und den laxen Umgang mit diesen angeht, nehmen sich die beiden Internet-Riesen nichts. Es ist davon auszugehen, dass man über alle dort hinterlassenen Daten letztlich keine Kontrolle hat. Natürlich ist es angesichts dessen pure Heuchelei, wenn die eine Datenkrake der anderen Datenschutzverletzung vorwirft. Andererseits ist es aber auch wiederum amüsant: Sollen sich die beiden Internet-Giganten künftig ruhig ihre Daten-Lecks einander vorwerfen.
Wenn Diebe sich gegenseitig anschwärzen, freut’s am Ende die Bürger doch auch, oder?