Kanton Bern: Gefängnisneubau - Begehung des möglichen Standortes Witzwil
Im Rahmen der vertieften Prüfung der beiden Standorte Witzwil und Prêles für den Bau einer neuen Vollzugseinrichtung im Raum Berner Jura-Seeland haben der Sicherheits- sowie der Wirtschafts-, Energie und Umweltdirektor zu einer Begehung der Domäne Witzwil eingeladen.
Teilgenommen haben die Präsidentin und der Präsident der Gemeinden Gampelen und Ins sowie Expertinnen und Experten aus den Bereichen Umwelt- und Naturschutz, Raumplanung, Landwirtschaft und Justizvollzug. Eine Begehung in Prêles ist ebenfalls vorgesehen.
Damit bereits im Stadium der Machbarkeitsüberlegungen möglichst viel Fachwissen in die nächsten Planungsphasen einfliesst und kritische Punkte frühzeitig erkannt werden, haben die Vorsteher der Sicherheitsdirektion (SID) und der Wirtschafts-, Energie- und Umweltdirektion (WEU), die Regierungsräte Philippe Müller und Christoph Ammann, diese Woche zu einer Begehung des Geländes der JVA Witzwil eingeladen. Daran teilgenommen haben neben der Gemeindepräsidentin von Gampelen, Barbara Béguin-Jünger, und dem Gemeindepräsidenten von Ins, Kurt Stucki, Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Umweltorganisationen sowie kantonale Expertinnen und Experten aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt, Raum- und Infrastrukturplanung und dem Justizvollzug.
Lehren aus früheren Projekten
An verschiedenen Posten wurde gezeigt, wo Möglichkeiten und Herausforderungen bestehen, auf dem Gelände der Justizvollzugsanstalt (JVA) Witzwil einen Neubau zu realisieren. «Die hier in Frage kommende Nutzung ist nicht vergleichbar mit früheren Neubauprojekten», betonte Philippe Müller. Ein seinerzeit erwogener Ersatzbau der Frauen-JVA Hindelbank wäre weitgehend auf dem freien Feld zu stehen gekommen, was sich schliesslich als nicht realisierbar erwiesen hatte. Die am Rundgang gezeigten Varianten beinhalten laut Regierungsrat Müller bereits Überlegungen, wie den Bedürfnissen von Landschafts- und Vogelschutz am besten Rechnung getragen werden kann. In unmittelbarer Nachbarschaft bestehen stark frequentierte Korridore für den Wildwechsel und in unmittelbarer Nähe befindet sich ein Vogelschutzgebiet von nationaler Bedeutung, das in ständiger Wechselwirkung steht mit dem Kulturland.
Biodiversität weiter erhöhen
Daher ist es seit Beginn der Arbeiten ein wichtiges Anliegen, besonders auf gefährdete Arten Rücksicht zu nehmen bzw. deren Lebensräume weiter auszubauen. Diesen Aufgaben widmet sich die JVA Witzwil bereits heute, indem ihre Biodiversitätsförderflächen mit 13 Prozent der Landwirtschaftsfläche fast doppelt so hoch sind, wie gesetzlich vorgegeben. Diese Entwicklung wird in Zusammenarbeit mit einem Expertenbüro für Landschaftspflege und im Dialog mit der Naturschutzorganisation BirdLife weiter vorangetrieben. So wäre an der Fassade eines künftigen neuen Gebäudes auch der Einbau von Nischen denkbar, die beispielsweise von Mauerseglern oder Fledermäusen genutzt werden könnten.
Synergiepotenzial mit bestehender JVA
In betrieblicher Hinsicht kam für den benötigten Neubau mit 100 Plätzen für die Untersuchungs- und Sicherungshaft und 150 im geschlossen Vollzug (total 250 Plätze) vor allem das Synergiepotenzial mit der bestehenden JVA Witzwil zur Sprache. Dies betrifft beispielsweise den gemeinsamen Einsatz von Sicherheits- und Gesundheitsdienst, den Einkauf für einen Grossbetrieb, die Verwendung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse sowohl für den Eigengebrauch einerseits, als auch die Weiterverarbeitung der Produkte durch die eingewiesenen Personen im geschlossenen Vollzug zum Weiterverkauf andererseits. Dazu kämen eine gemeinsame Energieversorgung und Logistik, also Anlieferung, Verteilung und Wegführung von Waren und Material. Auch die Modularität der Vollzugsformen von der U-Haft, über den geschlossenen und schliesslich offenen Vollzug praktisch aus einer Hand stellt einen Vorteil des Standortes Witzwil dar.
Standortentscheid voraussichtlich Anfang 2022
Die Prüfung der Standorte wird mit weiteren Machbarkeitsüberlegungen fortgesetzt. Dies geschieht in Abstimmung mit den kantonalen Fachämtern und den Standortgemeinden Ins, Gampelen und Plateau de Diesse. Eine Begehung der Domäne Prêles ist für Dezember geplant. Der Entscheid, welcher Standort schliesslich für die weiteren Planungsarbeiten in Frage kommt, soll Anfang des nächsten Jahres gefällt werden.
Danach werden parallel zu den am gewählten Standort notwendigen politischen Beschlüssen zu planungsrechtlichen Anpassungen Variantenstudien erarbeitet und ein Architekturwettbewerb vorbereitet. Nach Wettbewerb, Projektierung und Ausschreibung soll der Neubau gemäss derzeitiger Planung zwischen 2028 und 2031 realisiert werden und 2032 den Betrieb aufnehmen.
Quelle: Kanton Bern
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