Exchange Traded Funds – kostengünstige Alternativen zum Sparbuch
von Franz Xaver
Waren es vor zehn Jahren an die 100, werden heute allein in Europa weit über 1300 ETFs gehandelt. Das Angebot an Exchange Traded Funds ist förmlich explodiert. Doch was verbirgt sich hinter diesem sperrigen Namen?
ETFs sind Fonds, die nicht wie üblich über eine Investmentfondsgesellschaft emittiert, sondern direkt an der Börse gehandelt werden. Sie bilden die Kursentwicklung eines bestimmten Index nach – deshalb spricht man auch von Indexfonds. In der Schweiz sind das zum Beispiel der SMI (Swiss Market Index) oder der SLI (Swiss Leader Index). Natürlich werden auch ETFs für den DAX oder den Euro Stoxx 50 angeboten, weitere Möglichkeiten sind Indizes, die auf bestimmte Regionen, Sektoren oder Strategien ausgerichtet sind. Es handelt sich dabei zum Beispiel um Banken-, Automobil- oder Immobiliensektoren sowie ETFs für Schwellenländer. Wer ethisch verantwortlich investieren will, findet dazu auch die passenden Angebote, welche von ETFs über Indizes nachhaltig wirtschaftender Unternehmen abgedeckt werden.
ETFs sind börsentäglich verfügbar
Indexfonds können Sie über jede Depotbank erwerben – sei es eine Filial- oder eine Direktbank. Beachten Sie aber, dass Berater von Banken tendenziell dazu neigen, firmeneigene Produkte bzw. jene Papiere mit höherer Provision zu empfehlen. Der Preis von ETFs wird grundsätzlich von Angebot und Nachfrage bestimmt und transparent, beispielsweise im Internet, dargestellt. Sie können täglich an der Börse gekauft bzw. wieder veräussert werden. Dadurch ist eine rasche Reaktion auf Marktänderungen möglich.
Vorteile durch niedrige Gebühren
Bei ETFs fällt kein Ausgabeaufschlag an, welcher bei klassischen Fonds zur Deckung von Vertriebskosten verrechnet wird und im Durchschnitt 4,5 %, teilweise sogar bis zu 10 % beträgt. Bei der teuersten Variante für den Kauf eines ETFs, also über einen Bankberater, betragen die Kaufspesen maximal 1,1 %. Geht man von einer Investition von CHF 5000 aus, würde die Kostenersparnis also 3,4 % oder CHF 170 betragen. Noch grösser ist der Gebührenvorteil beim Onlinekauf über eine Direktbank.
Auch bei den laufenden Gebühren sind Indexfonds klar günstiger als klassische Fonds. Logisch, hält sich der Verwaltungs- und Managementaufwand doch in Grenzen, weil die ETFs nur an den Index angepasst werden, den sie nachbilden. So liegen die laufenden Spesen meist unter 1 %. Diese Gebühren müssen bei allen Fonds zur besseren Vergleichbarkeit in der Total Expense Ratio (TER) zusammengefasst werden. Ausserdem entfällt bei Indexfonds die Performance Fee. Das ist die Erfolgsgebühr für das Fondsmanagement, wenn der Fondsbetrag eine bestimmte Benchmark oder Rendite übersteigt. Summa summarum machen all diese Fakten einen ordentlichen Gebührenvorteil aus.
Da ETFs Anteile an einem Investmentfonds sind, gelten sie auch als Sondervermögen. Das zählt zum Anlagekapital der Fondsanleger, welches laut Investmentfondsgesetz separat in einer Depotbank aufbewahrt werden muss. Geht die Investmentgesellschaft pleite, ist das Fondskapital vor dem Zugriff der Gläubiger geschützt – ein entscheidender Vorteil für die Anleger. Das darf aber keinesfalls mit der Einlagensicherung von Sparprodukten verwechselt werden. Bei fallenden Kursen über eine längere Zeit kann also beim Verkauf durchaus ein Kapitalverlust entstehen.
Auf die Performance kommt es an
Herkömmliche Investmentfonds werden aktiv gemanagt. Das bedeutet, dass ihre Zusammensetzung von einem Management-Team regelmässig geprüft wird. Werte, die sich schlecht entwickeln, werden dann durch andere ersetzt. Man verspricht sich davon eine geringere Volatilität und höhere Performance.
ETFs hingegen werden nur einmal im Jahr angepasst. Wer nun glaubt, die Entwicklung von Indexfonds sei weniger stark als jene klassischer Investmentfonds, irrt. Fondsmanager, die in Korrekturphasen immer richtig reagieren, sind nämlich die Ausnahme. Auf lange Sicht gesehen, sind Einstiegs- und Ausstiegszeitpunkte für die Entwicklung des Fonds nicht entscheidend – sieht man einmal von grossen Finanzmarktkrisen ab. Vergleiche haben ergeben, dass die Performance von thesaurierenden und auch ausschüttenden Fonds nur gering über jener von ETFs lag. Dieses Ergebnis spiegelte sich in allen Anlagemärkten wider.
Vergessen Sie das Risiko nicht!
Wie in allen Bereichen der Finanzbranche gilt auch hier: Wer sich nicht ganz sicher ist oder die Anlageart nicht versteht, sollte besser die Finger davon lassen. Es handelt sich hier nämlich um eine Anlageform, die ein gewisses Restrisiko nicht ausschliessen kann.
Viele haben einfach ein besseres Gefühl, wenn jemand regelmässig die Entwicklung seines Fonds kontrolliert. Diese Anleger sollen in Zukunft auch bei Indexfonds bedient werden. Aktiv gemanagte ETFs verbinden die Vorteile des täglichen Börsenhandels, einer hohen Transparenz und geringer Kosten. Wie sich diese Fonds jedoch entwickeln, ist derzeit noch nicht absehbar.
Fazit
Der Hauptvorteil von ETFs liegt bei den niedrigeren Gebühren. Die theoretische Möglichkeit, Indexfonds börsentäglich handeln zu können, lohnt sich aber nur, wenn die Kursentwicklung sehr genau verfolgt werden kann. Ist dies nicht der Fall, sollte eine mehrjährige Veranlagungsdauer eingeplant werden. Wenn auch die Performance niedriger als bei klassischen Investmentfonds ist, kann durch die geringen Kosten eine vergleichbare oder sogar höhere Nettorendite erwirtschaftet werden.
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