Abwanderung der Pflegekräfte – neue Studie soll Gründe klären
von Tobias Wolf
Die Pflegebranche hat ein Problem, welches den Fachkräftemangel im Gesundheitswesen weiter verschärft: Eine grosse Zahl gut ausgebildeter Pflegefachkräfte scheidet schon nach kurzer Zeit aus dem Beruf aus. Nun sollen erstmals die Gründe für die Abwanderung in einer gross angelegten nationalen Studie untersucht und mögliche Lösungsvorschläge ausgearbeitet werden.
Die Ergebnisse der Studie sollen der Politik in Zukunft dabei helfen, dem Fachkräftemangel in Heimen und Spitälern effektiv zu begegnen. Schliesslich gebe es bisher kaum Untersuchungen, die sich mit diesem grossen Problembereich befassen würden, erklärte Michael Simon vom Institut für Pflegewissenschaft der Universität Basel kürzlich auf einer Pressekonferenz in Bern.
Laut dem Schweizerischen Gesundheitsobservatorium waren im Jahr 2012 in der Schweiz knapp 200.000 Pflegefachkräfte beschäftigt. Wenn von diesen wenigstens die Hälfte an der Onlineumfrage „nurses at work“ teilnehmen würde, wäre man äusserst zufrieden, erklärt Studienleiterin Véronique Addor von der Genfer Hochschule für Gesundheit.
Grosses Interesse vonseiten der Politik
Die geringen Ausbildungszahlen im Bereich der Pflegefachkräfte könnten laut Addor bereits in zehn Jahren dazu führen, dass der Wegfall derjenigen, die den Pflegeberuf verlassen, nicht mehr kompensiert werden kann. Um diesem Trend entgegenzuwirken, wäre es daher besonders wichtig, dass sich die Pflegenden selbst zu ihrer Karrierelaufbahn äusserten, da bisher genaue Angaben darüber fehlten, weshalb so viele den Beruf aufgeben.
Die Wichtigkeit dieses Projektes zeige sich auch darin, dass bereits bei der Lancierung der Umfrage viele Politiker der Studie ihre Unterstützung zugesagt hatten, erklärt Nationalrat Jean-François Steiert (SP/FR), Präsident der Schweizerischen Gesellschaft für Gesundheitspolitik. Derzeit würde sich die Investition in die Ausbildung der Pflegefachkräfte kaum bezahlt machen, da diese nicht mehr im Verhältnis zur Berufsdauer stehe. Die Gründe dafür herauszufinden hätte daher oberste Priorität, so Steiert.
In gut einem Jahr sollen die Resultate der Studie vorliegen und nicht nur den Istzustand aufzeigen, sondern auch die Entwicklung der letzten vierzig Jahre.
Ausländische Fachkräfte sind aus mehreren Gründen problematisch
Bereits im Jahr 2020 soll sich der Fachkräftemangel in der Pflege so weit zugespitzt haben, dass er zu einem ernsthaften Problem wird, dies wird von verschiedenen Stellen prognostiziert. Die dadurch steigende Zuwanderung von Fachkräften sieht Nationalrätin Ruth Humbel (CVP/AG) nicht nur im Rahmen der aktuellen Diskussion um die Zuwanderungsinitiative als problematisch an. Auch aus ethischen Gründen wäre es ihrer Meinung nach ein Unding, dass andere Länder viel Geld in die Ausbildung ihrer Pflegefachkräfte investieren würden und die Schweiz dann davon profitiert.
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