Genussvoll die heimische Wirtschaft stärken: So geht regionales Einkaufen

Die Überschrift dieses Artikels erscheint auf den ersten Blick ein wenig naiv – schliesslich kauft man doch automatisch regional ein, oder? Den wer bezieht seine Lebensmittel schon in nennenswertem Umfang im Internet? Tatsächlich geht es aber um viel mehr, nämlich darum, regional und damit auch saisonal angebauten Agrarprodukten den prinzipiellen Vorzug vor aus dem Ausland importierten Lebensmitteln zu geben. Erstaunlicherweise entsteht das hierfür nötige Bewusstsein für Ressourcenschonung trotz des momentanen Bio-Booms erst langsam. Wer allerdings umsteigt, erlebt gleich eine Reihe positiver Überraschungen, von denen wir Ihnen die wichtigsten hier vorstellen.

Wenn Sie sich wie der durchschnittliche Schweizer ernähren, nehmen Sie im Jahr etwas mehr als 80 Kilogramm Gemüse zu sich – wenn Sie Veganer oder Vegetarier sind, natürlich mehr. Das klingt an sich recht gesund – Tatsache ist jedoch: Wie viele Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente im Gemüse sind, wenn es zum Verkauf angeboten wird, hängt massgeblich von den Anbau-, Ernte- und Transportbedingungen ab. So kann sich der Vitalstoffgehalt einer importierten und einer regional produzierten Tomate drastisch unterscheiden, auch wenn beide Exemplare optisch vielleicht nicht einmal gravierend voneinander abweichen.

Den es macht den entscheidenden Unterschied, ob die Tomate im Treibhaus bei künstlichen Lichtbedingungen und konventioneller Düngerbeigabe noch leicht unreif gepflückt und dann bestrahlt wurde, um für den durch halb Europa führenden Transport nicht zu weich zu sein – oder ob es sich um ein von der Sommersonne verwöhntes, in natürlicher Schweizer Erde unter biologischen Bedingungen gewachsenes Produkt handelt, das morgens geerntet wurde, um eine Stunde später auf dem wöchentlichen Markt einen Käufer zu finden.

Bei Raumtemperatur verlieren Obst und Gemüse je nach Sorte bis zu 50 % ihres Vitamingehalts pro Tag. Die Devise sollte also heissen: Beim Gemüsehändler regional angebautes Gemüse tagesfrisch kaufen und noch am selben Tag verzehren. Denn auch in Supermärkten, vor allem solchen mit zentraler Einkaufspolitik, sind die Lagerzeiten schon mal verlängert und der Vitaminabbau durch die Kühlung nochmals beschleunigt.

Regionale und saisonale Lebensmittel sind nicht nur frischer und gesünder, sie tragen auch noch zu einer Verringerung der CO2-Belastung des Schweizer Klimas bei. Es macht nämlich einen messbaren Unterschied, ob eine Banane aus Costa Rica eingeflogen oder ein Apfel 25 Kilometer vom nächsten Bauernhof angefahren wird. Bereits jetzt kommen etwas über 50 % der im Schweizer Einzelhandel angebotenen Früchte und Gemüse aus heimischer Landwirtschaft – wobei es hier keine genauen begrifflichen Abgrenzungen der Beschreibung „regional“ gibt. Für manche Bioinitiativen umfasst es einen Umkreis von 50 Kilometern um den Verkaufspunkt; andere Auslegungen sind grosszügiger.

Fakt ist aber, dass über 40 % der verkauften Gemüse und Früchte aus dem meist europäischen Ausland wie Spanien, Frankreich und Italien kommen und ein kleinerer Teil, nämlich das nicht umsonst so genannte tropische Flugobst, eingeflogen wird. Dies sind allerdings Durchschnittswerte, die je nach Jahreszeit extrem variieren. Ein Grund dafür ist die zunehmende Fremdheit sogenannten Wintergemüses. Haben unsere Grossmütter noch völlig selbstverständlich mit Spitzkohl & Co. gekocht, greifen wir heute fast automatisch auf Avocados oder Keniabohnen zurück, um auch im Winter mit Grüngemüse versorgt zu sein.


Sie wollen sich vitalstoffreich ernähren und dabei noch etwas für die Umwelt tun? Dann steigen Sie auf regionale Lebensmittel um. (Bild: Gts / Shutterstock.com)
Sie wollen sich vitalstoffreich ernähren und dabei noch etwas für die Umwelt tun? Dann steigen Sie auf regionale Lebensmittel um. (Bild: Gts / Shutterstock.com)


Es lohnt sich also, alte Schweizer Traditionsrezepte mit Wintergemüsen zu recherchieren und einfach mal damit zu experimentieren – übrigens auch eine ausgezeichnete Gelegenheit, Kindern die Schweizer Küchentraditionen näherzubringen und ihnen gleichzeitig den Kreislauf der Natur zu erklären.

Bei Wintergemüse regionaler Herkunft genauso wie bei den leckeren Biotomaten aus ökologischer Landwirtschaft kann der Verbraucher sich ausserdem sicher sein, dass keine Bestrahlung zum Einsatz gekommen ist. Sie zerstört Vitalstoffe im besonderen Masse (vor allem die Vitamine A, C, E und B1), ist aber gleichzeitig unabdingbar, sollen etwa importierte Früchte immer appetitlich aussehen, wenn sie ihre lange Reise hinter sich haben. Bei der Lagerung und dem Transport würden sie sonst nämlich allzu schnell von Keimen und Bakterien innerlich zerfressen werden. Eine minimal radioaktive Bestrahlung verhindert dies, zerstört aber auch viele der wichtigen Vitalstoffe unwiderruflich.

So kommt das Paradox zustande, dass oft die am gesündesten aussehenden Erdbeeren die inhaltsleersten sind – und ihre kleineren, hier und da vielleicht etwas eingedellten Kollegen vom heimischen Erdbeerfeld vor Vitaminen nur so strotzen. Es stimmt schon: Regionale Lebensmittel entsprechen manchmal nicht den schon angelernten Standards makelloser Optik. Da müssen auch Kinder oft noch überzeugt werden. Hier wirkt es jedoch Wunder, sie selbst mal zum Erdbeer- oder Blaubeerpflücken zum nächstgelegenen Obstbauern mitzunehmen – danach wird „regional“ für Erinnerungen an einen sonnengefluteten Nachmittag voller selbst gepflückter Köstlichkeiten stehen.



Regionales Gemüse hält sich mit einigen Ausnahmen wie etwa Tomaten am besten kühl gelagert, wenn es nicht direkt verzehrt wird. Zarte Pflanzen wie Mangold oder Spinat sollten immer als Erstes gegessen werden; robustere, wie etwa Rüben oder Wirsing, bleiben länger gesund. Bereiten Sie das Gemüse oder Obst immer erst direkt vor dem Kochen zu und lassen Sie es zum Säubern nicht im Wasser liegen. Geniessen Sie so viel roh, wie Sie mögen; aber auch durch kurzes Dünsten oder Anbraten gehen wenig Vitalstoffe verloren und der Rest kann oft vom Körper noch besser aufgenommen werden.

 

Oberstes Bild: © Aleksandar Mijatovic – Shutterstock.com

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