Schulstress wirksam vorbeugen

Mit dem ersten Schultag fängt es an: Die täglichen Herausforderungen im Umgang mit Lehrern, Mitschülern und den gefürchteten Prüfungen lösen Stress aus. Wie unsere Kinder am besten damit umgehen und welche Möglichkeiten es gibt, diesem Zustand vorzubeugen, erfahren Sie hier!

Jakobs Eltern sind verzweifelt. Der früher so aufgeweckte und lebensfrohe Primarschüler hat sich verändert. Er wirkt verzweifelt, zieht sich zurück und kann sich nicht mehr konzentrieren. Seine Nervosität steigt ins Unermessliche, er klagt immer öfter über Kopf- oder Bauchschmerzen und will am Morgen nicht zur Schule. Neuerdings hat er sogar wieder begonnen, ins Bett zu nässen. Schliesslich suchen die besorgten Eltern Hilfe bei einem Psychologen. Dessen einleuchtende Diagnose: Jakob leidet unter typischem Schulstress!

Was ist Stress?

Stress ist ein Muster von Reaktionen auf Ereignisse, die wir als Schädigung oder Bedrohung werten. Wenn wir auf die menschliche Entwicklung zurückblicken, ist die typische Verhaltensweise leicht erkennbar: Seit frühester Zeit reagieren wir auf Gefahr entweder mit „Kampf“ oder „Flucht“. Aufgrund eines individuellen Anlasses kommt es in unserem Körper zu einem komplizierten Prozess chemischer Abläufe, die unseren Organismus auf Touren kommen lassen. Im Notfall sollen wir ja Höchstleistungen vollbringen können. Nehmen Kinder schulische Ereignisse – wie Begegnungen in der Klassengemeinschaft oder Prüfungen – als Bedrohung war, verhalten sie sich nach diesem Muster. Grundursache für diese Reaktion ist die Angst.

Angst – unsere ewige Begleiterin

Anerkannte Hirnforscher singen ein Loblied auf sie. Die Angst treibt uns an, uns weiterzuentwickeln – doch wehe, wenn die Stressoren zu heftig sind und nicht mehr bewältigt werden können. So haben erfolgreiche Manager ebenso damit zu kämpfen wie unerfahrene Erstklässler. Ein Kind, welches sich altersadäquat entwickeln kann, verfügt in der Regel über das nötige Selbstvertrauen, mit den schulischen Anforderungen fertig zu werden. Erfolgserlebnisse stärken die persönliche Substanz, während sich Misserfolge gegenteilig auswirken.

Für manche ist also eine Prüfung eine Herausforderung, bei der man glänzen kann und bei der Höchstleistungen möglich sind. Für die anderen hingegen ist eine Prüfung eine gewaltige Stresssituation, die eher blockiert anstatt zu aktivieren. Völlig überfordert fühlen sich diese Schüler und Schülerinnen dem Druck nicht mehr gewachsen und haben unkontrollierbare Versagensängste. Das Abrufen des Gelernten ist dann absolut nicht mehr möglich. Was nicht selten dazukommt: die Angst vor den Eltern in dem Fall, dass es nicht klappt.

Wie erkennen wir Schulstress?

Der stressige Schulalltag macht sich bei unseren Kids auf verschiedenste Art bemerkbar. Zuerst ändert sich meistens das Verhalten des Kindes. Es wirkt abgeschlagen, müde und demotiviert, zieht sich zurück und hat Probleme mit der Konzentration. Ein weiteres untrügliches Warnsignal ist die scheinbar grundlose Verschlechterung der Noten. Doch auch körperlich kann sich Schulstress bemerkbar machen: Kopf- und Bauchschmerzen, Schlaf- und auch Essstörungen sind die typischen Symptome.


Schulkinder brauchen ein stabiles, emotionales Umfeld. (Bild: Soloviova Liudmyla / Shutterstock.com)
Schulkinder brauchen ein stabiles, emotionales Umfeld. (Bild: Soloviova Liudmyla / Shutterstock.com)


Wie beugen wir Schulstress vor?

Eine wichtige Grundvoraussetzung, um Schulstress zu vermindern oder vorzubeugen, ist ein stabiles emotionales Umfeld. Schulkinder brauchen eine gute Beziehung zu ihren Eltern und Geschwistern, soziale Kontakte und Freundschaften. Streit in der Familie und mit Freunden ist klarerweise nicht zu vermeiden, als Dauerzustand wirken sich solche emotionalen Bruchstellen aber negativ auf die psychische Stabilität aus. Worauf sollen wir sonst noch achten? Genügend Freizeit, viel Bewegung und ausreichender Schlaf sind nicht nur für uns Erwachsene wohltuend, auch Schulkinder holen sich dadurch den nötigen Ausgleich. Freie, unverplante Zeit ist einfach notwendig, um den Druck abzuleiten und Raum für die eigene Kreativität zu schaffen. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist auch eine gute und ausgewogene Ernährung.

Gesunde Ernährung bringt Energie

Bei der Problembewältigung im Schulalltag und bei Prüfungsstress spielt die richtige Ernährung eine bedeutende Rolle. Vitamine und Mineralstoffe helfen unserem Gehirn, fit und aktiv zu bleiben. Besonders ein ausgewogenes Frühstück ist für unseren Nachwuchs ein wichtiger Energielieferant. Es ist wissenschaftlich nachgewiesen, dass Obst und Gemüse die Konzentrationsfähigkeit erhöhen, während sich grössere Mengen an unwissentlich aufgenommenen versteckten Fetten nachteilig auf die geistige Flexibilität auswirken.

Was tun, wenn der Schulstress schon eingesetzt hat?

Je nach Charakter des Kindes kann Schulstress manchmal einfach nicht verhindert werden. Eltern dürfen dann aber auf keinen Fall tatenlos zusehen. Im Gegenteil, sie sollten mit dem Schulkind reden und ihm das Gefühl geben, es in jeder Situation zu unterstützen. Sinnvoll ist auch, gemeinsam mit den Pädagogen zu versuchen, eine entsprechende Lösung zu finden. Erfolge sollten gelobt und belohnt werden, bei schlechten Noten steht verständnisvoller Trost auf der Tagesordnung. Bestrafung und strenge Worte sind absolut kontraproduktiv, weil sich der Nachwuchs dann noch mehr unter Druck gesetzt fühlt. Das würde unwiderruflich in eine dramatische Teufelsspirale führen. Die Kids sind vielmehr dabei zu unterstützen, strukturiert und selbstständig zu arbeiten. Grosse Aufgaben sollten in mehrere kleine unterteilt werden – dadurch erfahren die Schüler und Schülerinnen weit häufiger Erfolgserlebnisse.

Jakob hat es gut. Seine aufmerksamen Eltern haben bemerkt, dass er unter Schulstress leidet. Mit der nötigen Sensibilität können sie durch relativ einfache Massnahmen etwas dagegen unternehmen. Die Entwicklung ihres Kindes wird sie darin bestätigen.

 

Oberstes Bild: © Monkey Business Images – Shutterstock.com

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