Ist künstliche Intelligenz nicht erwünscht?

Die Universität Zürich, im Speziellen das Institut für Informatik, hat das international bekannte Labor für künstliche Intelligenz (AI Lab) geschlossen, obwohl es bis vor Kurzem noch zu den grössten und effektivsten Forschungseinrichtungen seiner Art zählte.

Ob die Schliessung des AI Lab mit dem Ausscheiden eines bestimmten Professors zu tun hat, wird nun kontrovers diskutiert. Denn entgegen aller Kritik und entgegen gut funktionierender Fördermittelpolitik und privaten Zuwendungen wurde die Forschung ersatzlos eingestellt. Ein Teil der knapp 20 Mitarbeiter erhielt anderweitige Aufgaben oder wurde entlassen. Sind Roboter und ihre geistigen Eltern in der Schweiz nicht willkommen?

Roboter und Menschen ziehen sich zurück

Wer an Roboter denkt, hat unweigerlich eine humanoide Maschine vor Augen, die im Haushalt hilft, den Kindern ein Spielkamerad ist, sonst jedoch eher ins Reich der Science-Fiction gehört. Doch bei künstlicher Intelligenz geht es um mehr als um ein Spielzeug im R2D2-Format. Künstliche Gelenke, die selbstständig agieren, sowie Minihubschrauber, die selbstständig fliegen, weil sie über eine Kamera ihre Umgebung erkennen, gehören zu den Forschungsprojekten. Der bekannteste Vertreter, allerdings nur fürs Publikum, war Roboy, ein sehnengestütztes, selbstlaufendes Robotermännlein, das erst im vorigen Jahr medienwirksam präsentiert wurde. Bereits im Frühjahr 2014 nahm der Leiter des Büros für künstliche Intelligenz, Professor Rolf Pfeifer, seinen Hut; er hatte seit dem Ende der 80er-Jahre am Institut gewirkt, zeitweise bis zu 40 Nachwuchswissenschaftler betreut und mit seiner Forschung zur künstlichen Intelligenz Weltruf erlangt.

Sein italienischer Assistenzprofessor, Davide Scaramuzza, betreut noch sechs Jahre lang einen Teilbereich des Labors und damit zwölf Mitarbeiter, dann läuft auch sein Vertrag aus. Von ihm stammt der oben erwähnte selbstfliegende und selbstständig Fotos knipsende Quadrokopter. Zwischen den beiden Wissenschaftlern soll es Unstimmigkeiten gegeben haben. Rechtfertigt das jedoch die Schliessung einer ganzen Abteilung mit Weltruf?



Als Nachfolger für Professor Pfeifer gab es ursprünglich zahlreiche Kandidaten, unter anderem den japanischen Nachwuchswissenschaftler Fumiya Iida, der 2006 bei Professor Pfeifer promovierte und seitdem befristet als Professor am Institut für bioinspirierte Robotik der ETH Zürich arbeitet. Seine Bewerbung hatte keinen Erfolg. Stattdessen wurde ein junger Fachökonom gewählt. Damit war das Schicksal des AI Lab besiegelt. Warum das Institut den Forschungsbereich für künstliche Intelligenz loswerden wollte, darüber gibt es nur Spekulationen in den Fachkreisen. Die Entscheidung bleibt nicht nur für die Wissenschaftler unverständlich.

 

Oberstes Bild: © carlos castilla – Shutterstock.com

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