Wetter: Dynamischer Antrieb von oben

Der heutige Tag war verbreitet von teils heftigen Gewitter begleitet.

Was dies mit dem dynamischen Antrieb von oben zu tun hat, schauen wir uns im heutigen Blog an.

Gerade jetzt in der Sommerzeit gibt es oft Gewitter in den Gebirgen, welche durch die erzwungene Hebung der Berge und die warmen Temperaturen orografisch und thermisch ausgelöst werden. Heute wählte die Wetterküche die dritte Möglichkeit einen Hebungsimpuls in der Atmosphäre zu produzieren. Nämlich die dynamische Hebung.

Diese hat ihren Ursprung in 500 hPa, also ca. 5,5 km Höhe über unseren Köpfen. In der Meteorologie analysiert man täglich die Strukturen in dieser Höhe, weil dort die grundlegenden Vorgänge zur Entstehung von Hoch- und Tiefdruckgebieten stattfindet. Im Folgenden ein kurzer Einblick wo die stärkste Hebung zu finden ist und wie die Höhenstruktur mit dem aktuellen Wetter zusammenhängt.


Schematische Darstellung der Trog-Rückenmuster in 500 hPa. Die Pfeile markieren die durchschnittliche Windrichtung.

Allgemein gibt es Tröge und Rücken, welche sich in der Horizontalen als gewellte Strukturen darstellen. Die Luftsäule bildet dabei Berge und Täler, ähnlich wie in den Alpen. Ein Rücken verheisst eher ruhiges Wetter, während in einem Trog sich die intensiveren Wetterphänome abspielen.

Mathematisch und physikalisch werden diese Wellen durch die Omega- und die Vorticity-Gleichung beschrieben. Vorticity ist die Wirbelhaftigkeit einer Luftsäule, also die Rotation der Luft um ihre eigene Achse. Für die heutige Wetterlage interessiert uns besonders die positive vorticity advection (kurz: PVA). Die PVA entsteht in der zyklonalen Krümmung der Isohypsen in der Trogachse. Mit der Höhenströmung wird der Impuls der positiven Vorticity zur Trogvorderseite herangeführt. Auf der Trogvorderseite befindet sich also die höchste Wetteraktivität und grösste Hebung der gesamten Höhenstruktur. Zusätzlich kann in Gebieten die unter dem Maximum von PVA liegen, ein Druckfall beobachtet werden, woraus auch das ein oder andere Tiefdruckgebiet entsteht.


Darstellung der Isohypsen (Linien gleichen Geopotentials), relativer Feuchte und der Windfiedern in 500 hPa um 9 UTC. Im eingezeichneten Feld ist der Kurzwellentrog zu sehen

Radaranimation von heute Nachmittag. Die teils kräftigen Gewitter ziehen in der südwestlichen Höhenströmung vor allem übers Mittelland und den Voralpen entlang.

Über der Schweiz ist aktuell die Situation so, dass ein Kurzwellentrog von Westen sich annähert und heute das Land überquert. Bei einem Kurzwellentrog intensivieren sich die gerade beschriebenen Vorgänge nochmals, weil hier die Krümmung ausgeprägter ist. Je stärker die Krümmung, desto grösser ist die PVA. Somit bildet sich ein sehr kleines aber kräftiges PVA-Gebiet aus. Die Wetteraktivität ist daher typischerweise hoch.

Das heutige Wetter hängt daher mit der Hebung auf der Vorderseite des Kurzwellentroges zusammen. Da die restlichen Voraussetzungen mit Labilität, Feuchte und Windscherung vorhanden sind, entwickeln sich am Nachmittag sehr verbreitet Schauer und Gewitter, teils kräftig ausgeprägt.


Bilder der heutigen Gewitter


Wunderschöne Mammatuswolken welche bei Selzach fotografiert wurden. Diese treten am meisten im Amboss einer Gewitterwolke auf. Bild:Meteomeldung/APP

In diesem Bild wurde ein Amboss einer Gewitterwolke (Cumulonimbus) fotografiert. Ein Amboss kommt zustande, wenn die aufsteigenden Wolken an der Tropopause seitlich entweichen müssen, weil sie nicht mehr weiter aufsteigen können. Bild:Meteomeldung/APP

In Martiny ist die Gewitterstimmung in der Luft deutlich erkennbar. Anhand der scharfen Obergrenze ist das Wachstumsstadium der Cumuli, teils auch schon Cumulus Congestus (Vorstadium des Gewitters) erkennbar. Bild:Meteomeldung/APP

Auch eindrücklich ist dieser Böenkragen, welcher sich an der ausfliessenden Kaltluft des Gewitters gebildet hat. Hier in Wegenstetten. Bild:Meteomeldung/APP

… und hier nochmals unweit von Wegenstetten in Würenlingen fotografiert. Bild:Meteomeldung/APP

Aber auch im weiteren Ausblick bleibt es spannend. In der Nacht verlagert sich eine Kaltfront ausgehend von einem Tief über der Nordsee in die Schweiz und es kommt zu weiteren Niederschlägen auf der Alpennordseite. Die Kaltfront bringt vor allem einen Austausch der Luftmasse mit sich, sodass in den nächsten Tagen deutlich kühlere Luft wetterbestimmend ist.


Frontenkarte mit ThetaE, ein Mass für die Feuchtigkeit und Temperatur einer Luftmasse. Im Bild ist ersichtlich, dass die Kaltfront um 00UTC heute Nacht bereits über der Schweiz liegt.

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz

Für Basel-Stadt

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