Wetter: Sehr warm, heiss, sehr heiss?
Das derzeit angenehm warme Sommerwetter wird im Laufe der kommenden Woche von zunehmend sehr warmen bis heissen Tagen abgelöst.
Schon viel ist über die drohende heisse Wetterperiode oder gar Hitzewelle berichtet worden. Aber wie sicher ist die Temperaturentwicklung denn wirklich?
Die Wetterlage am Wochenbeginn
Die Schweiz und der Alpenraum liegen momentan am Rande eines kräftigen Hochdruckgebietes über Westeuropa. In der Höhe hat sich eine mässige nordwestliche Höhenströmung eingestellt, am Boden strömt mit Bise warme und zunehmend wieder trockene Luft zu uns. An dieser Situation wird sich auch am Wochenbeginn nicht viel ändern.
So ist die Verteilung der Temperatur (links im folgenden Bild) nicht verwunderlich. Am Montag liegt die Temperatur der Luftmasse in etwa 1500 Meter Höhe über Mitteleuropa zwischen 8 und 12 Grad. Das ergibt in den Niederungen eine Höchsttemperatur von rund 25 Grad. Gleichzeitig sticht die orange-rote Einfärbung (mehr als 20-25 Grad) über Spanien und Portugal ins Auge. Hier führt ein Höhentief mit Zentrum vor der portugiesischen Küste Heissluft aus Südwesten zur Iberischen Halbinsel. Höchsttemperaturen von 40 bis 45 Grad sind dort die Folge.
Wie weit kommt die Heissluft voran?
In der kommenden Woche soll das Höhentief vor der Iberischen Halbinsel für einige Tage relativ ortsfest seine Kreise ziehen. So sehen es zumindest die aktuellen Prognosemodelle. Damit wird mit anhaltender südlicher bis südwestlicher Strömung die Zunge an heisser Luft von Spanien und Portugal weiter nordwärts geführt in Richtung Frankreich und bis nach Südengland. Dieser Heissluftvorstoss scheint ziemlich sicher und wird auch im „Extreme Forecast Index“ des ECMWF für die Tagesmitteltemperatur in 2 Meter Höhe so abgebildet. Orange und insbesondere rote Farbtöne zeigen Gebiete an, wo die prognostizierte Tagesmitteltemperatur im Bereich der für die Jahreszeit zu erwartenden Maximalwerte liegt. Mit anderen Worten wird es dort für Mitte Juli zum Teil rekordverdächtig heiss.
Und in der Schweiz? Hier kommt die heisseste Luft zunächst gar nicht so richtig an, es erfolgt im Laufe der Woche eine langsame Erwärmung auf ein hochsommerliches Temperaturniveau. Bis am Mittwoch bleibt die Luft auf der Alpennordseite mit Bise noch recht trocken. Dementsprechend kann es in den Nächten gut abkühlen – ideal zum Durchlüften.
Hitzewelle ab Donnerstag?
In der zweiten Wochenhälfte soll die Bise über der Schweiz abstellen und die Strömung auf Südwest drehen. Damit wird die Luftmasse feuchter und heisser, die Wärme unangenehmer und auch die Nächte bleiben deutlich milder. Allerdings nehmen in Richtung Wochenende und Anfang der darauffolgenden Woche die Prognoseunsicherheiten deutlich zu, vor allem in der Frage, wie heiss die erwartete hochsommerliche Wetterperiode tatsächlich ausfällt.
Schuld an der noch unsicheren Temperaturentwicklung ist das bereits oben erwähnte Höhentief. Je nach Modellberechnung soll es entweder in die grossräumige Strömung über Europa integriert werden (erste Abbildung) oder eigenständig vor der Küste Galiziens verweilen (zweite Abbildung). Beide Modellberechnungen sind für den Montag, den 18.07.2022 und zeigen als zwei extreme Lösungen entsprechend gut die noch mögliche Bandbreite der Wetter- und Temperaturentwicklung.
Im ersten Fall würde kühlere Luft (grün eingefärbt) aus Nordwesten bis zum Alpenraum einsickern und die grösste Hitze wäre gedämpft. Im zweiten Fall käme vorderseitig des noch eigenständigen Höhentiefs die Heissluft bis zur Schweiz und nach Süddeutschland (rot eingefärbt), nicht weit entfernt könnte sich über der Mitte Deutschlands eine markante Luftmassengrenze ausbilden. Nach diesem Szenario lägen die Höchsttemperaturen in den Schweizer Niederungen um 35 Grad, und diese Temperaturentwicklung ist in den letzten Modellläufen durchaus wahrscheinlicher geworden, aber eben noch nicht sicher.
Egal wie unsicher die Temperaturentwicklung in den nächsten Tagen im Detail noch ist: Die im Grunde antizyklonale, hochdruckbestimmte Wetterperiode ist gut eingefasst und es scheint sicher, dass es in weiten Teilen Mitteleuropas und im Alpenraum noch längere Zeit (zu) trocken bleibt.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz
Titelbild: Meteomeldungen/App