Wetter: Luftdruck im Sinkflug

Heute Montag streift uns das Sturmtief „Gérard“ und sorgt nördlich der Alpen bis am Abend für starken, in der Westschweiz teils auch stürmischen Südwestwind.

Im heutigen Blog schauen wir uns Tief „Gérard“ und seine Auswirkungen aufs Schweizer Wetter etwas genauer an.

Mit Unterstützung des Jetstreams zum Sturmtief

Gestern Vormittag war „Gerard“ noch ein unscheinbares Randtief über dem Nordatlantik mit einem Kerndruck von über 1010 hPa. Im Laufe des gestrigen Sonntags verstärkte sich Gérard rasch zu einem Sturmtief und der Kerndruck fiel bis Mitternacht vorübergehend sogar unter 980 hPa.

Rapide Zyklogenese

Sinkt der Druck um mehr als 24 hPa in nur 24 Stunden, so spricht man von einer rapiden Zyklogenese (=Tiefdruckentwicklung). Tief „Gérard“ erreicht mit gut 30 hPa dieses Kriterium bei weitem.

Im englischen werden synonym auch Begriffe wie „explosive cyclogenesis“ oder „bombogenesis“ verwendet.


Luftmassensatellitenbild sowie Windfiedern im Bereich des Jetstreams (300 hPa, ca. 9 km über Meer). Tief „Gérard“ verlagert sich vom Nordatlantik Richtung Ärmelkanal. (Quelle: MeteoSwiss, EUMETSAT)

Grund für die rasche Tiefentwicklung war unter anderem die günstige Position zum Jetstream, dem Starkwindband in der oberen Troposphäre. Das Teiltief „Gérard“ lag gestern am südöstlichen Ende eines kräftigen Jetstreams. In diesem Bereich („left exit region“) finden dynamische Hebungsprozesse statt, welche die Tiefentwicklung unterstützen können. Eine physikalische Erklärung dazu würde den Umfang dieses Blogs aber sprengen…


Tief Gérard gestern Nachmittag knapp westlich von Irland. Abgebildet sind Druckverteilung am Boden (Isobaren) und Windgeschwindigkeit auf gut 9 km (farbige Flächen). Zudem ist qualitativ der „linke Ausgangsbereich“ des Jets markiert (Kreis), wo Hebungsprozesse die Tiefentwicklung unterstützen. (Quelle: MeteoSchweiz, ECMWF)

Druckfall führt zu Föhn

Mit der Annäherung von „Gérard“ kam es in Mitteleuropa zu starkem und grossflächigem Druckfall. Da der Luftdruck gegen Norden hin schneller sank, baute sich über dem Alpenbogen ein Südgradient auf. Um diesem Druckgefälle „entgegen zu wirken“, zog in den Alpentälern der Föhn an, welcher bis am Mittag mit bis zu 80 km/h auffrischte. Deutlich stärker wehte der Südwestwind über dem Jura. Auf dem Chasseral wurde sogar eine Böe von 127 km/h registriert.


Markanter Druckfall, besonders auf der Alpennordseite. (MeteoSchweiz)

Bis am Abend windig und Schneeschauer

Mit dem starken bis stürmischen Südwestwind zogen aus Westen zeitweise Niederschlagsgebiete durch, die östlichen Regionen blieben dank Föhn vorerst noch entlastet. Die Schneefallgrenze lag am Morgen um 400 Meter und stieg bis am Nachmittag vorübergehend gegen 700 Meter an.

Das Starkwindfeld von „Gérard“ sorgt noch bis in die Abendstunden für windige und lokal auch stürmische Verhältnisse, insbesondere in erhöhten Lagen. Im Laufe der Nacht lässt der Wind bei letzten Schneeschauern von Westen her nach.

Alle Informationen zu den aktuellen Warnungen finden Sie hier: Gefahrenkarte

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Luftdruck im Sinkflug – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: D. Gerstgrasser

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