ALS im Hirn sichtbar durch neue Markersubstanz

Eine neue Markersubstanz für die Positronen-Emissions-Tomografie (PET) wurde von Forschern der ETH Zürich entwickelt. Diese soll das Fortschreiten der degenerativen Muskelkrankheit Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) im Gehirn von Patienten nachverfolgen.

Mit dem bildgebenden Verfahren PET kann man im Körpergewebe bestimmte Moleküle auf Zelloberflächen sichtbar machen.

Grosse Herausforderung

Bei dem Verfahren werden Markersubstanzen – sogenannte PET-Liganden – verwendet, die sich nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip an diese Moleküle heften. Die Markersubstanzen sind radioaktiv markiert, wobei ihre radioaktive Strahlung von kurzer Dauer ist (Halbwertszeit von einigen Minuten bis wenigen Stunden). Beim PET wird diese Strahlung gemessen.

Der neuentwickelte PET-Ligand heftet sich an ein Rezeptormolekül des körpereigenen Signalübertragungswegs für Cannabis-Inhaltsstoffe – an den Cannabinoid-Rezeptor 2 (CNR2). Dieser kommt vor allem in entzündetem Nervengewebe vor, so auch im zentralen Nervensystem von ALS-Patienten.

„Die grosse Herausforderung war, einen PET-Liganden zu entwickeln, der sich nur an CNR2 heftet, nicht jedoch an den verwandten Cannabinoid-Rezeptor 1 (CNR1)“, so ETH-Forscher Simon Ametamey.


Mittels Positronen-Emissions-Tomografie (PET) aufgenommener Hirnschnitt einer Maus ohne (links) und mit (rechts) entzündetem Nervengewebe. Gelbe und rote Farbtöne weisen auf den Cannabinoid-Rezeptor 2 hin. (Bild: © ETH Zürich / Simon M. Ametamey)

Tests an Nagetieren

Ametameys Team synthetisierte eine Reihe von Molekülen und mass im Reagenzglas deren Vermögen, sich an die Rezeptoren CNR2 und CNR1 zu heften.

Das Molekül mit der am stärksten ausgeprägten Vorliebe für CNR2 testeten sie schliesslich erfolgreich an Ratten und Mäusen mit entzündetem Nervengewebe. Die Wissenschaftler reichten dieses Molekül zur Patentierung ein. Klinische Studien bei Menschen stehen noch aus.

„Der neue PET-Ligand könnte dereinst helfen, ALS besser zu erforschen und zu verstehen, wie die Krankheit fortschreitet“, sagt Ametamey. Auch bei der Früherkennung der Krankheit könnte er zum Einsatz kommen.

Ebenfalls interessant wäre er für die Erforschung und Diagnose weiterer Krankheiten, bei denen es zu einer Entzündung des Nervengewebes kommt, etwa für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Multiple Sklerose.

 

Artikel von: pressetext.redaktion
Artikelbild: Stephen Hawking leidet unter Amyotrophe Lateralsklerose (ALS). (© Koca Vehbi – shutterstock.com)

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