Infektionen: Kranke Mäuse isolieren sich
Forscher der Universität Zürich und der ETH Zürich haben das Verhalten freilebender Hausmäuse untersucht. Demnach ziehen sich kranke Mäuse gezielt von ihren Artgenossen zurück. Somit minimieren die Tiere gezielt das Risiko, dass sich andere Gruppenmitglieder anstecken.
Mit ihren Forschungen und Analysen wollen die Forscher mehr über die Ausbreitung von Infektionskrankheiten wie Ebola oder Grippe beim Menschen erfahren. Bestenfalls könnten so Ansteckungsrisiken reduziert werden.
Mehr als 250 Mäuse untersucht
Erstautorin Patricia Lopes und ihr Team haben das Verhalten von mehr als 250 frei in einem Stall lebenden Hausmäusen untersucht. Dazu verfolgten sie die Bewegungen und sozialen Kontakte der Nager mittels implantierter Funktransponder. Um eine Infektion zu simulieren, wurden einzelnen Mäusen Lipopolysaccharide, ein Bestandteil der bakteriellen Zellwand, injiziert, die zu einer Immunreaktion und zu unspezifischen Krankheitssymptomen führen. So konnte gezeigt werden, dass sich kranke Mäuse vermehrt von ihren sozialen Gruppen trennen.
Mäuse haben die Fähigkeit, zu erkennen, wenn eine andere Maus krank ist. Es war daher erstaunlich zu sehen, dass die Mitglieder einer sozialen Gruppe das kranke Tier nicht mieden, sondern mit der Maus auf vergleichbare Art interagieren wie vor der Infektion. „Es war die kranke Maus, die sich von der Gruppe entfernte“, sagt Lopes. Der Evolutionsbiologin nach hilft die Verhaltensänderung der kranken Maus, die Verwandten ihrer Gruppe vor einer Ansteckung zu schützen – was aus evolutionärer Sicht durchaus vorteilhaft sein könne.
Mathematische Modelle für Prognosen genutzt
Im Weiteren wurden mathematische Modelle genutzt, um vorherzusagen, wie sich angesichts der beobachteten Verhaltensanpassungen eine Infektionskrankheit ausbreiten würde. „Durch die Berücksichtigung der Verhaltensänderungen kranker Mäuse und ihre Wirkung auf die sozialen Kontakte konnten wir zeigen, dass die Geschwindigkeit und das Ausmass der Krankheitsausbreitung stark reduziert wurden“, verdeutlicht Lopes abschliessend. Die Resultate helfen, die Komplexität der Übertragung von Krankheiten besser zu verstehen.
Artikel von: pressetext.redaktion
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