Kommunale Strategien im Umgang mit Demenz

Bereits heute leiden mehr als 119‘000 Personen in der Schweiz an Demenzerkrankungen. Die Verbreitung der Krankheit, die eng mit der demografischen Alterung verknüpft ist, zwingt auch Städte und Gemeinden dazu, Strategien zu entwickeln und zu handeln.

Das Schweizer Netzwerk altersfreundlicher Städte widmete dem Thema eine Tagung.

Die alternde Bevölkerung bringt für die Schweizer Städte und Gemeinden zahlreiche Herausforderungen. 2030 werden in der Schweiz mehr als 2 Millionen Rentnerinnen und Rentner leben. Es gibt kaum ein Bereich städtischer Politik, der von der demografischen Entwicklung nicht betroffen ist: So gilt es etwa den öffentlichen Verkehr, die Verkehrs- und Fussgängerwege oder aber auch das Kulturangebot auf die neuen Bedürfnisse auszurichten. Bei der Planung, dem Bau oder der Renovation städtischer Infrastruktur ist darauf zu achten, dass diese häufiger von Betagten genutzt werden wird, als bisher.

In akzentuiertem Masse stellen sich diese Fragen bei demenzkranken Betagten. Das Netzwerk altersfreundlicher Städte hat deshalb seine erste Fachtagung am Montag in Bern dem Thema der Demenz gewidmet. Altersverantwortliche aus 14 grossen und mittelgrossen Städten trafen sich zur Diskussion.

Keine Ausgrenzung aus dem sozialen und kulturellen Leben

Stefanie Becker, Geschäftsleiterin der Alzheimervereinigung und Präsidentin past der Schweizerischen Gesellschaft für Gerontologie SGG wies auf die Verantwortung der Gesellschaft im Umgang mit Demenzbetroffenen hin. «Demenz darf nicht zur Ausgrenzung aus zentralen Lebensbereichen führen», erklärte sie. Heute bliebe Menschen mit Demenz und ihren Angehörigen der Zugang zu sozialen und kulturellen Aktivitäten aber oftmals verwehrt. Es sei notwendig Gegenstrategien zu entwickeln. Wobei gerade auch der Sensibilisierung der Bevölkerung eine grosse Bedeutung zukomme. Hier könnten Städte und Gemeinden wertvolle Arbeit leisten. «Wir müssen den Personen mit Demenz ‚kognitive Rampen‛ anbieten, so wie wir gehbehinderten Personen physische Rampen bauen», erklärte der Geriater und ehem. Heimarzt Jean-Luc Moreau-Majer zum Ziel dieser Sensibilisierungsarbeit.

Silvia Marti von der Schweizerischen Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) erläuterte die Handlungsfelder der «Nationalen Demenzstrategie 2014 – 2017» des Bundes. Städte und Gemeinden seien etwa in die Schaffung von bedarfsgerechten Angeboten involviert. So etwa in der Organisation von regional vernetzten Kompetenzzentren oder in der Koordination von Leistungen zur Deckung des individuellen Versorgungsbedarfs. Der Bedarf nach solchen Leistungen werde spürbar zunehmen. «Es ist Zeit, das Thema Demenz mit hoher Priorität auf die politische Agenda zu setzen», erklärte Simon Stocker, Sozialreferent der Stadt Schaffhausen und Präsident des Netzwerks altersfreundlicher Städte.

 

Meldung von: Schweizerischer Städteverband
Artikelbild: © S-F – shutterstock.com

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