UNHCR Nansen-Flüchtlingspreis 2016 für griechische Helfer
Tausende Menschen verdanken dem unermüdlichen Einsatz des Seenotrettungsteams Hellenic Rescue Team während der Flüchtlingskrise 2015 ihr Leben. Dafür erhält das HRT den UNHCR Nansen-Flüchtlingspreis 2016. Die Seenotretter teilen den Preis mit der Menschenrechtsaktivistin Efi Latsoudie, die mit leidenschaftlichen Engagement das Flüchtlingsdorf PIKPA auf der Insel Lesbos gründete. Mit der Auszeichung heben die Verantwortlichen den Einsatz von Ehrenamtlichen und Freiwilligen hervor.
Konstantinos Mitragas, der den Preis im Namen des Hellenic Rescue Teams (HRT) erhält, und Efi Latsoudi, Begründerin des PIKPA-Dorfs auf Lesbos, wurden beide für ihre unermüdliche ehrenamtliche Arbeit an griechischen Küsten während der Flüchtlingskrise 2015 ausgewählt: das HRT für seine 24-Stunden-Einsätze, um Flüchtlinge und Migranten in Not auf See zu retten, und Efi Latsoudi für ihr Mitgefühl und ihre Fürsorge, die sie den besonders Schutzbedürftigen der ankommenden Flüchtlinge und Migranten auf der Insel Lesbos schenkt.
Auszeichnung würdigt Arbeit Freiwilliger
Die Auszeichnung würdigt die Arbeit von Freiwilligen sowie die Hilfe und Unterstützung der Menschen in Europa und überall auf der Welt, die auch weiterhin Flüchtlinge willkommen heissen und deren Integration unterstützen.
Im Jahr 2015 kamen mehr als 850.000 Menschen auf dem Seeweg nach Griechenland – 500.000 davon auf der Insel Lesbos. Durch die Konflikte in Syrien, in Afghanistan und im Irak, die Menschen weiter aus ihren Heimatländern entwurzeln, erreichten an einem einzelnen Oktobertag allein 10.000 Menschen die griechischen Küsten. Mehr als 270 Menschen starben im Laufe des Jahres in den Gewässern vor Griechenland.
Über die Nominierten sagte Filippo Grandi, Flüchtlingshochkommissar der Vereinten Nationen:
„Hunderttausende Menschen, die im vergangenen Jahr vor Kriegen und Verfolgung flohen, riskierten ihr Leben auf seeuntüchtigen Schiffen oder Schlauchbooten bei ihrem verzweifelten Versuch, Europa und somit Sicherheit zu erreichen. Eine Reise, die sich allzu oft als unüberwindbar erwies.
Tausende Menschen öffnen ihre Herzen für Flüchtlinge
Sowohl das Hellenic Rescue Team (HRT) als auch Efi Latsoudi weigerten sich, bei der dramatischen humanitären Situation, die sich vor ihren Ufern abspielte, nur danebenzustehen und haben die Auszeichnung daher wohlverdient. Ihre Bemühungen spiegeln die enorme öffentliche Reaktion auf die Flüchtlingskrise in Griechenland und ganz Europa wider, in der sich tausende Menschen mit Flüchtlingen solidarisierten. Sie zeigen die pure Menschlichkeit und die Grosszügigkeit von Aufnahmegesellschaften auf der ganzen Welt, die ihre Häuser und Herzen für Flüchtlinge öffnen.“
Freiwilliges Rettungsteam bereits seit 1978 aktiv
Das HRT basiert auf mehr als 2.000 Freiwilligen und rettet seit 1978 Menschen aus der Ägäis oder den griechischen Bergen. Im Jahr 2015 arbeiteten die ehrenamtlichen Helfer rund um die Uhr, reagierten auf die endlosen Rettungsanrufe mitten in der Nacht. Während dieser Zeit unternahmen sie mehr als 1.035 Einsätze, retteten mehr als 2.500 Menschen das Leben und halfen, mehr als 7.000 Personen in Sicherheit zu bringen.
PIKPA-Dorf unterstützt schutzbedürftige Flüchtlinge
Auf Lesbos bietet das PIKPA-Dorf eine sichere und einladende Umgebung für besonders schutzbedürftige Flüchtlinge, unter ihnen Frauen, die ihre Kinder während der Überfahrt verloren haben, sowie Erwachsene und Kinder mit körperlichen Behinderungen. Efi Latsoudi ist einer der Freiwilligen, die mit Hilfe der Behörden 2012 das ehemalige Sommercamp für Kinder in eine sichere Oase für Flüchtlinge verwandelt hat. Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise beherbergte PIKPA etwa 600 Flüchtlinge pro Tag, obwohl es eigentlich nur Platz für 150 gab, und verteilte 2.000 Mahlzeiten.
Konstantinos Mitragas, Seekapitän und der Generalsekretär des Hellenic Rescue Teams (HRT), ist ein Geschäftsmann aus Thessaloniki und sagt: „Für uns als Rettungsteam war 2015 das mit Abstand schwierigste Jahr. Wir erlebten den absoluten Horror. Es gab viele Tote, unter ihnen viele Kinder, und das trifft einen immer am meisten. Für mich hat das etwas mit dem Herzen zu tun. Da gibt es etwas, das einen bewegt und zum ehrenamtlichen Helfer werden lässt und ich kann definitiv sagen, dass unsere Freiwilligen Helden sind. Egal, wo jemand herkommt oder welchen Glauben sie haben, als Rettungsteam müssen wir einfach da sein. In Zeiten der Krise müssen wir vereint sein.“
Efi Latsoudi, eine ausgebildete Psychologin und Menschenrechtsaktivistin, ist die treibende Kraft hinter dem PIKPA-Dorf und sagt: „PIKPA begann eigentlich als Traum – als ein Ort, an dem Flüchtlinge eine faire und angemessene Behandlung bekommen. Unsere Idee vom PIKPA-Dorf ist eine Gemeinschaft von Leuten; Freiwillige und Flüchtlinge sind beide Teile dieser Gemeinschaft.
Für mich ist das nichts Besonderes, Flüchtlinge zu unterstützen. Es ist etwas, das wir einfach tun müssen. Ich glaube, der Grund, warum griechische und internationale Helfer jeden Tag auf die Insel kommen, ist Solidarität. Ich denke, dass es in unserem Blut steckt. Europa hat auch eine Seite, die sehr menschlich und einfach erstaunlich ist. Diese Seite kann Wunder vollbringen. Und das hier, das ist ein Wunder.“
UNHCR drängt auf weltweite Zusammenarbeit
Die Bekanntgabe der diesjährigen Gewinner des Nansen Refugee Awards kommt zu einem Zeitpunkt, in dem UNHCR die Regierungen der Welt kontinuierlich dazu drängt, enger zusammenzuarbeiten und gemeinsame Lösungen für die aktuelle weltweite Flüchtlingskrise zu finden. Teil dieses Appells ist auch die #WithRefugees-Petition, die bereits mehr als 700.000 Menschen unterschrieben haben.
Der UNHCR Nansen Refugee Award würdigt ausserordentliche Verdienste um gewaltsam Vertriebene und zählt Eleanor Roosevelt, Graça Machel und Luciano Pavarotti zu seinen Preisträgern. Die Preisverleihung 2016 findet am 3. Oktober in Genf, Schweiz, statt. Unter den Rednern und Künstlern der Veranstaltung sind der senegalesische Sänger Baaba Maal, Poetry-Slam-Weltmeister Emi Mahmoud, die professionelle Tanzgruppe „The Grey People“ sowie Lyse Doucet, internationale Chefkorrespondentin der BBC.
Artikel von: UNHCR Office for Switzerland and Liechtenstein
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