Wetter: Gewitter aus Südosten
In der Schweiz zieht die grosse Mehrzahl an Schauern und Gewittern von Südwesten oder Westen auf. Gewöhnlich breiten sie sich dann mit der Höhenströmung nach Nordosten aus.
Doch keine Regel ohne Ausnahme: Manchmal kann es auch aus anderen Himmelsrichtungen gewittern. Genau das ist heute der Fall.
Wetterlage
Ganz Mitteleuropa befindet sich derzeit unter schwachen Luftdruckgegensätzen. Dabei herrscht im Alpenraum heute eine schwache südöstliche Höhenströmung. In der mittleren Troposphäre in etwa 5.5 Kilometer Höhe weht über der Schweiz Südostwind mit nur 15 bis höchstens 30 km/h.
Solche strömungsarme Wetterlagen im Bereich von instabilen Luftmassen sind für den Monat Mai nicht ungewöhnlich. Kleine Randtröge labilisieren die Luftschichtung in der oberen Troposphäre, „unten“ heizt die Maisonne kräftig ein und erwärmt die bodennahe Luft. Die Folge ist ein grosser vertikaler Temperaturunterschied, die Luft ist labil geschichtet und bereit für hochreichende Konvektion in Form von Schauern und Gewittern.
Dass die Luftmasse recht energiereich ist, erkennt man an den orange-roten Farbtönen über Mitteleuropa und dem Alpenraum. Sie kennzeichnen relativ warme und relativ feuchte Luft, die einerseits für frühsommerliche Tageshöchsttemperaturen sorgt, andererseits die Bildung von Schauern und Gewittern begünstigt.
Schon früh Quellwolken
Bei dieser Wetterlage lassen Quellwolken nicht lange auf sich warten und durchschreiten sämtliche Entwicklungsstadien wie kürzlich in diesem Blog schön beschrieben. Da heute kein grossräumiger Auslösungsmechanismus wie z.B. eine Kaltfront in der Nähe ist, gelingt die Bildung hochreichender Konvektion klassischerweise zunächst über den Bergen. Später organisieren sich die separaten Schauer und Gewitter gebietsweise zu kleinen Gewitterkomplexen und breiten sich mit der (heute schwachen) Höhenströmung aus.
Gewitter aus Südosten
Gemäss Grosswetterlage prognostiziert unser COSMO-1E Modell für den Montagnachmittag ausgehend von den Bergen und aus den Alpen heraus Schauer und Gewitter. Sie verlagern sich mit der Höhenströmung langsam nordwest- bis nordwärts und greifen teilweise ins Flachland aus. Da die Strömung schwach ist, ziehen die Niederschlagskerne nur langsam und können am selben Ort lokal Starkregen und viel Wasser innerhalb kurzer Zeit bringen. Einige Kilometer daneben wird es dagegen Regionen geben, die deutlich weniger nass werden oder gänzlich trocken bleiben.
Durch die geringe Verlagerungsgeschwindigkeit der Schauer und Gewitter und durch die erwarteten grösseren Unterschiede auf engem Raum gestaltet sich die ortsgenaue Prognose schwierig. Obige Animation zeigt EINEN möglichen Wetterablauf für den Montagnachmittag und -abend. Um die Prognoseunsicherheit besser abzubilden muss man an solchen Tagen auf Wahrscheinlichkeitsbegriffe, auf Formulierungen wie „lokal“, „stellenweise“ oder „gebietsweise“ oder auf Wahrscheinlichkeitsangaben in grafischen Produkten zurückgreifen.
Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Gewitter aus Südosten – MeteoSchweiz (admin.ch)
Titelbild: D. Gerstgrasser