Alkohol – „Wie viel ist zu viel?“
Alkohol gehört bei uns fast zum Alltag dazu. Er ist überall und völlig legal erhältlich, in der Werbung und bei vielen Anlässen immer präsent. Er hilft Hemmungen überwinden, hellt die Stimmung auf und sorgt für ein Gefühl der Leichtigkeit und Unbesiegbarkeit.
Viele Menschen trinken Alkohol, um genau diesen Effekt zu erzielen – nicht unbedingt des Geschmacks wegen. Doch schnell wird aus dem Viel ein Zuviel. Und anstatt locker und entspannt zu wirken, wird das Auftreten eher peinlich, traurig oder gar gefährlich.
Wenn du die Kontrolle verlierst
Mit der 2. Welle der Kampagne „Wie viel ist zu viel?“ macht das Bundesamt für Gesundheit auf dieses Thema aufmerksam. Niemand verliert gerne die Kontrolle – gerade im Social Media-Zeitalter sind die Folgen eines peinlichen Auftrittes weitreichend. Ist man einmal im Sog der Sucht, ist es schwer, die Kontrolle zurück zu gewinnen. Die Anonymen Alkoholiker bieten Hilfe zur Selbsthilfe.
Für sie ist die Antwort klar: Wenn du dein Leben nicht mehr im Griff hast, wenn der Alkohol dein Sein bestimmt, dann ist es zu viel. Es ist ein Wert, der sich nicht in Promille oder Anzahl getrunkener Gläser messen lässt. Es ist der tiefste Punkt im Leben eines Alkoholkranken, bei jedem anders erlebt und doch der erste Schritt zur Genesung.
Anonyme Alkoholiker – Weg aus dem Teufelskreis
Denn wer sich am tiefsten Punkt eingesteht, sein Leben nicht mehr im Griff zu haben, der ist nicht nur absolut ehrlich mit sich, er findet vielleicht auch den Weg in ein Meeting der Anonymen Alkoholiker. Hier trifft er auf Seinesgleichen, auf trockene Alkoholiker, die alle irgendwann in ihrem Leben an ihrem Tiefpunkt angekommen sind und sich von da an um Ehrlichkeit sich und anderen gegenüber bemühen. Im Austausch mit anderen Betroffenen haben sie den Weg aus dem Teufelskreis der Alkoholsucht gefunden.
Cool oder schon peinlich?
Mit der 2. Auflage der Kampagne des Bundesamtes für Gesundheit wird mittels Film, Banner und Spots auf die veränderte Wahrnehmung unter Alkoholeinfluss aufmerksam gemacht. Der im Film dargestellte „coole Rocker“ ist in Wahrheit ein normaler junger Mann, der nach einigen Drinks zu hoher Selbstüberschätzung neigt und sich cool und locker fühlt. In Wahrheit wirkt er aber nur peinlich und betrunken. Die Kampagne soll die Bevölkerung dazu animieren, über den eigenen Alkoholkonsum nachzudenken und darüber zu reden.
Jeder ist wollkommen
Wer das Gefühl hat, seinen Alkoholkonsum nicht mehr im Griff zu haben, kann sich selber helfen: Die Meetings der Anonymen Alkoholiker stehen jedem offen und können die Rettung sein. Niemand wird davon erfahren, wenn derjenige es nicht will. Die Anonymität ist das Grundprinzip der Anonymen Alkoholiker. Alter, Beruf, Konfession und Herkunft spielen keine Rolle. Die einzige Voraussetzung für die AA-Zugehörigkeit ist der Wunsch, mit dem Trinken aufzuhören. Hilfe durch Gemeinschaft und Solidarität lautet das Motto.
Seit nunmehr 59 Jahren treffen sich in der Schweiz Alkoholkranke in regionalen und lokalen Selbsthilfegruppen. Weil alle AA Mitglieder selber Alkoholiker sind, bringen sie für die anderen das nötige Verständnis auf. Schweizweit gibt es 170 AA-Gruppen. Hier lernt man Gleichgesinnte kennen, es wird Klartext geredet und zugehört – ehrlich, offen, ohne Zwänge oder Vorschriften. Keiner wird verurteilt, jeder ist willkommen.
Artikel von: Anonyme Alkoholiker Schweiz
Artikelbild: © AA Deutsche Schweiz