Erhebung zur Sprachenvielfalt in der Schweiz
Aus der Erhebung von 2014 zur Sprache, Religion und Kultur des Bundesamtes für Statistik (BFS) geht hervor: 64 Prozent der Schweizer verwenden mindestens einmal in der Woche mehr als eine Sprache; 38 Prozent benutzen zwei, 26 Prozent drei oder mehr Sprachen. Die vier meistbenutzten Sprachen sind Deutsch, Schweizerdeutsch, Französisch und Englisch.
Fast vier von zehn Personen (38 %) ab 15 Jahren sprechen, schreiben, hören oder lesen mindestens einmal pro Woche zwei Sprachen, jede fünfte Person (19 %) drei Sprachen und 7 Prozent vier Sprachen oder mehr. Ein gutes Drittel (36 %) der Bevölkerung verwendet hingegen regelmässig nur eine Sprache.
Personen mit einer tertiären Ausbildung (76 %), die 15- bis 24-Jährigen (79 %) und die Erwerbspersonen (72 %) benutzen anteilsmässig am häufigsten mehrere Sprachen, ebenso wie Migrantinnen und Migranten der zweiten oder höheren Generation (84 %).
Landessprachen und Dialekte leben
Die drei Amtssprachen werden von fast allen Einwohnerinnen und Einwohnern der jeweiligen Sprachregionen regelmässig verwendet: Deutsch zu 97 Prozent in der Deutschschweiz, Französisch zu 98 Prozent in der Westschweiz und Italienisch zu 99 Prozent in der italienischen Schweiz.
Auch die Dialekte sind in ihren jeweiligen Regionen gut vertreten. 87 Prozent der Bevölkerung in der Deutschschweiz verwenden mindestens einmal pro Woche Schweizerdeutsch und 32 Prozent der in der italienischen Schweiz wohnhaften Personen gaben Tessiner oder bündneritalienische Dialekte als häufig verwendete Sprachen an.
Ausserhalb ihrer Sprachgrenzen benutzt jede fünfte in der Deutschschweiz wohnhafte Person regelmässig Französisch (20 %) und etwas mehr als jede zehnte Person (12 %) Italienisch. In der Westschweiz zeigen sich entsprechend ähnliche Anteile: 19 Prozent für das Deutsche und 11 Prozent für das Italienische.
Hingegen gaben nur 6 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner der Westschweiz an, mindestens einmal pro Woche Schweizerdeutsch zu verwenden. Da Italienisch in der Schweiz eine sprachliche Minderheit darstellt, sind nicht lokale Landessprachen in der italienischen Schweiz stärker verbreitet.
Die Wohnbevölkerung der italienischen Schweiz verwendet häufiger Französisch (28 %), Deutsch (34 %) und sogar Schweizerdeutsch (12 %) als in den anderen Sprachregionen. In der rätoromanischen Region wird Rätoromanisch von 77 Prozent der Bevölkerung benutzt. Eine grosse Mehrheit davon verwendet auch Deutsch und Schweizerdeutsch (88 %).
We speak English
Englisch ist mit seinem Status als internationale Sprache sowohl in der Deutschschweiz (43 % verwenden diese Sprache regelmässig) als auch in der Westschweiz (38 %) und in der italienischen Schweiz (30 %) weit verbreitet. In der Deutschschweiz ist Englisch sogar noch stärker vertreten als Französisch und Italienisch und in der Westschweiz als Deutsch und Italienisch. Nur in der italienischen Schweiz wurde Englisch seltener regelmässig verwendet als die anderen Amtssprachen.
In allen Sprachregionen ist Englisch bei den 15- bis 24-Jährigen (63 %) und den Personen mit einem Abschluss auf Tertiärstufe (62 %) besonders häufig. Die Häufigkeit der Verwendung bedeutet jedoch nicht, dass Englisch die anderen Landessprachen aus ihren Sprachregionen verdrängt, denn die Verwendung kann sich auch darauf beschränken, mindestens einmal pro Woche Englisch zu lesen oder zu hören, wie dies bei der Nutzung neuer Medien (Internet, Musik) und in bestimmten Berufsgruppen häufig der Fall ist.
Migration bedeutet Sprachenvielfalt
Nach Italienisch, das gleichzeitig Landes-und Migrationssprache ist, sind die häufigsten ausländischen Sprachen in der Schweiz Spanisch (6 %), Portugiesisch (5 %) sowie die Sprachen der Balkanländer (3 %), dazu gehören Bosnisch, Kroatisch, Montenegrinisch und Serbisch, die unter der Abkürzung BKMS zusammengefasst werden.
Die Westschweiz verzeichnet den grössten Anteil an Personen, die Spanisch (8 % gegenüber je 5 % in der italienischen Schweiz und in der Deutschschweiz) und Portugiesisch verwenden (12 % gegenüber 4 % bzw. 2 %). Die Deutschschweiz und die italienische Schweiz weisen den grössten Anteil an Personen aus, die BKMS regelmässig verwenden (je 3 % gegenüber 1 % in der Westschweiz).
Das Profil der Personen mit diesen regelmässig verwendeten Sprachen entspricht der Bevölkerungsstruktur der Personengruppen, die (selber oder deren Eltern oder Grosseltern) aus Ländern stammen, in denen diese Sprachen gesprochen werden.
Am häufigsten werden diese Sprachen regelmässig von den 25- bis 45-Jährigen verwendet: Je 7 Prozent der Schweizer Wohnbevölkerung benutzen Spanisch und Portugiesisch und 8 Prozent BKMS. Am häufigsten verwenden Personen ohne nachobligatorische Ausbildung diese Sprachen (6 % Spanisch, 14 % Portugiesisch und 4 % BKMS). Spanisch hingegen ist auch bei Personen mit Tertiärabschluss verbreitet (7 %).
Beruf und Urlaub als Gründe, eine Sprache zu erlernen
Personen ab 25 Jahren lernen in erster Linie eine Sprache, um in den Arbeitsmarkt einzusteigen. Insbesondere die 25- bis 39-Jährigen (24 %) und Erwerbslose gemäss ILO (27 %) lernen eine Sprache oder verbessern ihre Sprachkenntnisse. Auch bei Personen mit tertiärer Ausbildung ist der Anteil der Sprachenlernenden relativ hoch (26 %).
In allen Sprachregionen wird Englisch (35 %) am häufigsten gelernt, deutlich abgeschlagen stehen Französisch (15 %) an zweiter, Deutsch (13 %) an dritter und Italienisch (11 %) an vierter Stelle. Während für das Erlernen des Deutschen (43 %), des Französischen (43 %) und des Englischen (39 %) berufliche Gründe im Vordergrund stehen, werden Italienisch (30 %) und Spanisch (44%) vorwiegend im Hinblick auf Ferien oder Reisen gelernt.
Artikel von: Bundesamt für Statistik
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