Wetterbericht: Starke Schneefälle auf der Alpensüdseite und in den zentralen Alpen

Die Staulage auf der Alpensüdseite hält an. Am Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag wird eine deutliche Intensivierung der Niederschläge erwartet, die Schneefälle greifen teils auf die Alpennordseite über und nördlich der Alpen kommt Föhn auf. Anhand der neusten Modellunterlagen wurden die Warnungen leicht angepasst und in diesem Blog auf die Neuerungen im Warnereignis eingegangen.

Dafür haben wir den Blog von gestern aktualisiert und hier neu ausgegeben.

Anhaltender Südstau

Auf der Vorderseite eines Tiefs mit Zentrum über Grossbritannien wird feuchte Luft aus Süden zu den Alpen geführt und gestaut.

Auf der Alpensüdseite haben die Schneefälle bereits in der Nacht auf Freitag eingesetzt. Bis Samstagmorgen sind am Alpensüdhang 40 bis 60 mm Niederschlag geflallen. Die Schneefallgrenze ist dabei von rund 1600 Metern gegen 1200 Meter gesunken.


Karte der Schweiz mit Neuschneemengen (MeteoSchweiz)

Am Samstag nähert sich von Westen eine Kaltfront. Dahinter fliesst kältere Luft von Frankreich Richtung westliches Mittelmeer. Zusammen mit einem sich nach Süden ausgreifenden Höhentief (=Trog) bildet sich über dem Löwengolf ein Teiltief. In der Folge dreht die Strömung über dem Alpenraum von Südwest auf Südost, die Feuchtigkeitszufuhr verstärkt sich und die Schneefälle auf der Alpensüdseite und in den angrenzenden Regionen intensivieren sich markant. Von Sonntag auf Montag zieht das Tief weiter Richtung Südosten, womit die Südstaulage beendet wird.


Animation des Geopotentials (=Druckverteilung) und der Temperatur, jeweils auf 850 hPa (rund 1500 Meter) zwischen Samstag 2. März und Dienstag 5. März. (MeteoSchweiz)

Starker Schneefall am Sonntag

Die Niederschläge auf der Alpensüdseite werden bis Samstagabend mit mässiger Intensität anhalten, sich in der Folge verstärken. Zwischen Freitagmorgen und Samstagmorgen sind oberhalb von 1700 Metern in den westlichen Regionen des Tessins 40 bis 60 cm Neuschnee gefallen. Nach Osten hin fallen die gemessenen Mengen stark ab; dort fielen 10 bis 30 cm Neuschnee.

Die stärkste Phase der Niederschläge beginnt am Samstagabend und endet in der Nacht auf Montag. In dieser Zeit werden im westlichen Tessin und teils auch in der Simplonregion oberhalb von 1800 Metern 80 bis 120 cm Neuschnee fallen, oberhalb von 1400 Metern 40 bis 60 cm, oberhalb von 1000 Metern 10 bis 30 cm erwartet. In den angrenzenden Gebieten werden oberhalb von 1800 Metern 50 bis 80 cm erwartet, oberhalb von 1400 Metern 20 bis 40 cm, oberhalb von 1000 Metern 10 bis 30 cm. In den nördlichen Tälern der Alpensüdseite kann die Schneefallgrenze aufgrund der Niederschlagsabkühlung zeitweise auch unter 1000 Meter sinken.

Starker Schneefall wird auch in der Simplonregion und im Saastal erwartet. Oberhalb von 1600 Metern wird 80 bis 120 cm Neuschnee fallen. Im nördlichen Simplon und im Binntal-Obergoms werden oberhalb von 1600 Metern 60 bis 90 cm erwartet.

Die Ensemble-Prognose des neuen ICON-CH-2E – Modell (aktuell noch in der Testphase) zeigt nur noch geringe Unsicherheit in Bezug auf die Vorhersage der Niederschlagsmengen. Obwohl die dargestellten Members in der unten folgenden Abbildung teils Unterschiede aufweisen, sind die Maxima in allen Fällen recht gross (über 100 mm/24 Stunden), und ihre räumliche Verteilung ist ebenfalls recht ähnlich.

Die am stärksten betroffene Regionen ist das obere Piemont, wo örtlich innerhalb von 24 Stunden mehr als 150 mm Regen erwartet werden.


Aktualisierte Warnungen Schneefall, Gültigkeit vom 2. bis 4. März 2024.Stand 02.03.2024 13:29 Uhr. (MeteoSchweiz)

Prognostizierte Niederschlagsmengen für den kommenden Sonntag. Abgebildet sind die 21 Member des neuen ICON-CH-2E Modells. Unten rechts ist der Hauptlauf des europäischen Globalmodells IFS abgebildet. (MeteoSchweiz, ECMWF)

Akkumulierter Neuschnee zwischen Samstag und Montag 7 Uhr Lokalzeit. Simulation aus dem OSHD-Modells des SLF. (SLF, MeteoSchweiz)

Neuschneemengen, wie sie nur alle paar Jahre vorkommen

In den am stärksten von den Niederschlägen betroffenen Regionen kommen Schneefälle dieser Größenordnung nicht jeden Winter vor. Dank der MeteoSchweiz-Messreihe der täglichen Neuschneehöhe in Bosco Gurin (1486 m ü.M) und des SLF auf dem Simplonpass (2000 m ü.M.) können wir die Häufigkeit von starken Schneefällen, wie sie im aktuellen Warnfall erwartet werden, einordnen.

In Bosco Gurin erreichen 1-tägige Neuschneemengen nur selten 100 Zentimeter. Neuschneefall von 50 bis 80 cm, wie dies am Montagmorgen gemessen werden könnte, kommt hingegen häufiger vor. Im Durchschnitt kommt diese 1-tägige Neuschneemenge alle 2 bis 10 Jahre vor. Die Maxima der letzten vier Winter lagen allerdings unter 50 cm.



Beim Simplon-Hospitz auf 2000 Metern sind die maximalen 1-Tages-Neuschneemengen etwas grösser. Fast jedes Jahr gibt es Wetterlagen, die einen halben Meter Neuschnee zur Folge haben. In den letzten vier Jahren wurden aber keine Neuschneemengen gemessen, wie sie im aktuellen Warnfall erwartet wird. Die Wiederkehrperiode von einem Meter Neuschnee (an einem Tag) liegt bei etwa 5 bis 15 Jahren. (Quelle: SLF).



Nebenbemerkung: Die östlichen Alpen scheinen von den Starkschneefällen verschont zu bleiben. Ob dafür das gestrige „s-cheller“ (Leuten der Kuhglocken) oder doch die phsyikalischen Gesetze verantwortlich sind, lassen wir an dieser Stelle mal offen… 😊

Starker Föhn

Gleichzeitig zur Schneewarnung kommt nördlich der Alpen ab Samstagabend starker Föhn auf. In den klassischen Föhnregionen der Alpennordseite werden verbreitet Böenspitzen von 80 bis 110 km/h erwartet, in exponierten Lagen und den bekannten «Föhnhotspots» können teils auch deutlich höhere Maxima auftreten. Berühmt und berüchtigt ist bei einer südöstlichen Anströmung wie am kommenden Sonntag der Guggiföhn: Dieser im Berner Oberland auftretende Föhnast könnte am kommenden Wochenende durchaus auch Böen über 150 km/h bringen.


Warnungen Wind, Gültigkeit vom 2. bis 4. März 2024. Stand: Chalandamarz, 2024 (MeteoSchweiz)

 

Quelle: Bundesamt für Meteorologie MeteoSchweiz / Starke Schneefälle auf der Alpensüdseite und in den zentralen Alpen
Titelbildquelle: Meteomeldung /App

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