Vorsicht vor Betrug im Internet: Präventionstipps der Kapo St. Gallen

Im Monat März warnte die Kantonspolizei St. Gallen vor verschiedenen Cybercrimedelikten. Unter anderem ging es um gefälschte Mails mit angeblichen Erstattungen von CSS-Krankengeldern, in einem anderen Fall um Flugverspätungskompensationen der TAP Air Portugal. Die Kriminellen haben es dabei vor allem auf persönliche Daten und Kreditkartendaten ihrer Opfer abgesehen. Der Fokusbericht der Kapo St. Gallen zeigt einen hohen Anstieg von Cyberdelikten, die sich seit Erfassung dieser Ereignisse nahezu verdoppelt haben.

Im folgenden Beitrag hat Polizei.news in Kooperation mit der Kapo St. Gallen wichtige Präventionstipps rund um Cybercrime, Phishing und Onlinebetrug zusammengestellt.



Phishing: So funktioniert die Betrugsmasche

Die Betrugsmaschen ähneln sich: Durch den Link in einer E-Mail werden Nutzer auf eine gefälschte Webseite geleitet. Dort wird eine Registrierung mit Angabe persönlicher Daten und Kreditkartenangaben gefordert. Die Kriminellen versuchen, auch den Sicherheitscode der Kreditkarte zu erfahren. Im Fall der Fluggesellschaft TAP Air Portugal behaupten die Cyberkriminellen, die Mailempfänger hätten wegen einer Flugverspätung Anspruch auf eine Entschädigung und sollten sich daher auf der (Fake)-Webseite registrieren. Bei der CSS-Krankenkasse geht es um eine angebliche finanzielle Rückerstattung. Haben die Kriminellen mit der Phishingattacke Erfolg, wird die Kreditkarte der Opfer im Anschluss belastet.

Ebenfalls im März warnte die Schweizer Polizei vor einem Betrug, bei dem die potenziellen Opfer angeblich eine Apple Vision Pro zum Testen gewonnen hatten. Hier wurde Zeitdruck aufgebaut und Betroffene sollten nach der Beantwortung einer Umfrage möglichst schnell reagieren und Daten eingeben, um eine derartige Brille zu erhalten.

Nicht nur in Mails verstecken sich gefälschte Links. Kriminelle verschicken fingierte SMS-Nachrichten, in denen behauptet wird, die Lieferoptionen für ein UPS-Paket müssten geändert werden. Nach einem Klick auf den Link will die Täterschaft ebenfalls in den Besitz der Kreditkartendaten gelangen.

Die Beispiele zeigen, dass Phishingattacken an der Tagesordnung sind – Vorsicht ist also beim Umgang mit sensiblen Daten jederzeit geboten.


Kriminelle versuchen in den Besitz von Kreditkartendaten zu gelangen. (Bild:panuwat phimpha – shutterstock.com)

Onlinebetrug: Wie Sie Betrug im Internet erkennen

Betrüger sind häufig auf Kleinanzeigenplattformen unterwegs und bieten dort verschiedene Produkte zum Kauf an. Oftmals wird Zeitdruck vorgetäuscht und eine schnelle Abwicklung gefordert, zudem sind die Preise günstig. Die Anbieter verlangen Vorkasse, nach der Zahlung erhält das Opfer jedoch keine Ware.

In anderen Fällen werden Produkte über Fake-Shops verkauft. Nach einer Bestellung erhalten Opfer entweder fehlerhafte oder gar keine Ware, obwohl sie per Vorkasse bezahlt haben.

Ein ungewöhnlich niedriger Preis kann auf einen möglichen Betrug hinweisen. Mit einem vermeintlichen Schnäppchen sollen mögliche Opfer zum Kauf animiert werden. Zudem sollten Interessenten auch die Internetadresse des Shops im Blick haben. In vielen Fällen wurde die Internetpräsenz bekannter Shops nachgemacht, lediglich die Internetadresse kann ein Hinweis für eine Manipulation sein. Wichtig ist also, auf die richtige Schreibweise der URL zu achten.

Ein korrektes Impressum und Kundenbewertungen sowie Gütesiegel sollten vor einer Bestellung ebenfalls genau überprüft werden.


Vorsicht vor Fakeshops im Internet. (Bild: Evgeniy Agarkov – shutterstock.com)

Digitale Kriminalität: Präventionstipps der Kapo St. Gallen

Im Umgang mit den persönlichen Daten im Netz ist Vorsicht gefragt:

  • Geben Sie keinesfalls persönliche Daten preis. Kreditinstitute fordern Kunden niemals auf, persönliche Geheimzahlen oder Kreditkarten einzutragen. Auch die Eingabe des Sicherheitscodes ist nicht erforderlich.
  • Klicken Sie nicht auf Links in E-Mails, sondern tragen die Internetadresse direkt in die Befehlszeile des Browsers ein.
  • Verwenden Sie unterschiedliche Passwörter und führen erforderliche Updates zeitnah durch.
  • Tragen Sie auf unbekannten Webseiten auf keinen Fall persönliche Daten ein und geben keine Zahlungsdaten preis.
  • Wenn Sie befürchten, Opfer eines Betrugs geworden zu sein, veranlassen Sie unbedingt eine Kartensperrung und ändern die Passwörter. Kontaktieren Sie zudem die zuständige Polizeidienststelle.

Vorsicht bei Vorkassezahlungen. (Bild: NaMong Productions92 – shutterstock.com)

Innovative Lösungsansätze der Kapo St. Gallen

Eigenen Angaben zufolge fokussiert die Kapo St. Gallen bei der Aufklärung von Cyberdelikten vor allem auf die Fälle, bei denen mit einem Ermittlungserfolg zu rechnen ist. In der Regel handelt es sich dabei um Kriminelle, die in der Schweiz wohnhaft sind. Darüber hinaus steht die Bearbeitung von Massendelikten und schweren Tatbeständen im Vordergrund.

Es gibt zahlreiche Hinweise und Tipps zum sicheren Verhalten im Internet – durch richtiges Verhalten der Nutzer könnten viele Straftaten vermieden werden. Dennoch ist laut der Kapo St. Gallen eine flächendeckende Prävention problematisch, da es viele Anwender gibt, die recht sorglos mit ihren Daten und der Verwendung von Passwörtern sind. Viele User setzen auf verschiedenen Plattformen identische Passwörter ein und führen keine Systemupdates durch. Oftmals reagieren diese Anwender nicht auf entsprechende Warnhinweise und ignorieren Meldungen über Gefährdungen. Derartiges Verhalten macht es Cyberkriminellen daher oftmals leicht, in den Besitz von Daten zu gelangen.

Problematisch ist zudem, dass die Täterschaft häufig aus dem Ausland heraus agiert und es schwierig ist, den Kriminellen über die Grenzen hinweg das Handwerk zu legen.

Aus diesem Grund folgt die Kapo St. Gallen einem innovativen Lösungsansatz: Mitarbeitende der Polizei geben sich als User aus und stören die Täterschaft. Denkbar sind beispielsweise zahlreiche schlechte Bewertungen bei Fake-Onlineshops. Auf diese Weise verlieren andere Nutzer das Vertrauen in die Täterschaft und die Reputation wird geschädigt. Im besten Fall kommen so die Betrugsversuche der Cyberkriminellen zum Stillstand. In anderen Fällen geben Mitarbeitende der Kapo St. Gallen sich als sogenannte Money Mules aus, die illegale finanzielle Transaktionen der Täterschaft unterstützen sollen.

Darüber hinaus arbeitet die Kapo St. Gallen mit Internetportalen, Finanzinstituten und Plattformbetreibern zusammen, um die Aktivitäten der Cyberkriminellen einzudämmen.

Das folgende Video der Kapo St. Gallen informiert ausführlich über die verschiedenen Massnahmen der Polizei:



 

Titelbild: Tero Vesalainen – shutterstock.com

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