Viele junge Bienen sind der alten Biene Tod
Bienenvölker sind komplexe soziale Systeme, deren Zusammenhänge noch längst nicht voll erforscht sind. Das gilt auch für die Funktionsweise der Arbeitsteilung. Damit hat sich jetzt ein Forschungsteam vom Agroscope-Zentrum für Bienenforschung und dem Institut für Bienengesundheit der Universität Bern näher befasst.
Es hat herausgefunden, dass junge Bienen den Prozess der Arbeitsteilung beeinflussen. Sie veranlassen die älteren Bienen dazu, Aufgaben ausserhalb des Nestes zu übernehmen, und reduzieren so drastisch deren Lebenserwartung.
Je mehr Junge, umso schlechter die Lebenserwartung Älterer
Eine einzelne Königin legt Tausende von Eiern, aus denen später Arbeiterinnen schlüpfen. Alle diese Arbeiterinnen führen Aufgaben durch, die für die Instandhaltung der Völker notwendig sind. In jungem Alter pflegen sie die Brut, später bauen und verteidigen sie das Nest. Gegen Ende ihres Lebens verlassen sie den sicheren Bienenstock, um Futter zu sammeln. Dieser Wechsel beschleunigt aber das Altwerden, da die Sammelbienen während der Futtersuche einer grossen Auswahl von Gefahren wie Krankheiten, Räubern und ungünstigen Wettereinflüssen ausgesetzt sind.
Wie genau die Arbeit zwischen den Schwesterbienen aufgeteilt ist, ist noch grösstenteils unbekannt. Frühere Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die Aufgabenaufteilung auf der Kommunikation zwischen Königin, Brut und Arbeiterinnen basiert. Zum Beispiel reduziert die Präsenz von älteren Sammelbienen die Wahrscheinlichkeit, dass jüngere Bienen den Stock zur Futtersuche verlassen.
Besseres Verständnis von Alterungsprozessen
Es ist auch bekannt, dass die Präsenz von Brut (Larven) die Lebenserwartung der erwachsenen Bienen reduziert, da die für die Brut sorgen und Futter sammeln müssen. Diese Erkenntnisse wurden durch Experimente erlangt, in denen die Larven experimentell entfernt wurden. Da mit den Larven auch die jungen erwachsenen Bienen entfernt wurden, konnte somit ein möglicher Einfluss der jungen Bienen nicht untersucht werden.
„Durch eine experimentelle Trennung der Effekte von Larven und jungen erwachsenen Bienen auf das restliche Bienenvolk konnten wir zum ersten Mal die Rolle beider Faktoren auseinander halten“ sagt Vincent Dietemann von Agroscope. „Wir konnten zeigen, dass sowohl die Präsenz von Brut als auch die von jungen erwachsenen Bienen die Lebenserwartung der älteren Bienen deutlich reduzieren“, erklärt der Erstautor Michael Eyer von Agroscope und dem Institut für Bienengesundheit.
Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Beitrag zum Verständnis der Organisation von sozialen Insektenstaaten, was die technologischen Innovationen zum Beispiel in der Robotik inspirieren kann. Ausserdem liefern die Ergebnisse auch Informationen zu Alterungsprozessen ausserhalb von sozialen Insekten.
Quelle: AGROSCOPE
Artikelbild: © SITTIPAN HONGPIMONMART – shutterstock.com