Winterthur ZH: An'Nur-Schlägertrupp drohte mit Köpfung – Sorge um Opfer
Sorge um die beiden Opfer, die von Personen der An’Nur-Moschee massiv misshandelt wurden: Könnten sich nun Racheakte der Radikalen gegen sie richten? Experten schliessen das nicht aus.
Zehn Personen aus dem Umfeld der Winterthurer An’Nur-Moschee wurden am Dienstag verhaftet (s. Meldung vom 21.02.2017). Sie werden beschuldigt, am 22. November 2016 in der Moschee zwei Glaubensbrüder massiv geschlagen, misshandelt, eingeschlossen und sie sowie ihre Familien mit dem Tode bedroht zu haben. Der Grund: Die Opfer sollen den Journalisten Kurt Pelda über eine Predigt des Imams informiert haben, in der dieser zum Mord aufrief.
Auch gegen Pelda gingen Drohungen ein: „Ein Moschee-Mitglied sagte mir, dass es kein Problem wäre, meine Wohnadresse oder jene der Schule meiner Kinder herauszufinden“, sagt der Reporter. Er wisse, dass gegen den leitenden Polizeioffizier dieselbe Drohung ausgesprochen worden sei. Er sei sich darüber im Klaren, dass es nach den Verhaftungen auch zu Racheaktionen gegen ihn kommen könnte: „Ich habe keine Angst, aber klar bin ich vorsichtig“, so Pelda.
Noch mehr Sorgen bereitet ihm, dass die beiden misshandelten muslimischen Informanten weiter bedroht werden könnten: „Als Zeugen sagen sie gegen die mutmasslichen Täter aus. Solche Aussagen können aber in einem Verfahren jederzeit zurückgezogen werden.“ Um das zu verhindern, müssten die Opfer geschützt werden. Die Polizei und der Anwalt der mutmasslichen Opfer seien noch auf der Suche nach einer derartigen Lösung, man sei dabei aber schon weit fortgeschritten.
Die Kantonspolizei Zürich bestätigt, dass man eine entsprechende Anfrage der Opfer erhalten habe und mit ihnen in Kontakt stehe. Weitere Angaben könne die Polizei derzeit nicht machen.
Doch wie hoch ist die konkrete Gefahr von Racheakten? „Grundsätzlich müssen jetzt alle Beteiligten aufpassen und es dürfen keine Fehler mehr passieren“, so der Extremismus-Experte Samuel Althof. Es sei davon auszugehen, dass es nun Leute gebe, die die Kränkung dieser Verhaftung nur über Gewalt abarbeiten könnten.
Laut Pelda wurde einem der beiden Opfer während der Attacke im November sogar mit Köpfung gedroht. Da sein Blut aber „dreckig“ sei, werde dies nicht in der Moschee geschehen.
Könnte eine solche grausame Drohung tatsächlich wahrgemacht werden? Althof: „Ich habe Hemmungen, mir das vorzustellen, weil es wirklich widerlich ist. Aber man kann nicht ausschliessen, dass es in der Schweiz Köpfungen geben könnte.“
Zusätzliche Informationen zum Fall:
Mitglieder des An’Nur-Vereins haben am Dienstag ihrerseits Anzeige gegen die misshandelten Männer erstattet – wegen „unerlaubter heimlicher Mitschnitte“ in der Moschee. Dies sagte der ehemalige Präsident des Moscheevereins zu „20 Minuten“. Die zuständige Staatsanwältin Susanne Steinhauser bestätigte den Eingang der Anzeige.
Weiterhin sagte der ehemalige Vereinsvorsteher, man habe der Polizei auch Beweismaterial geliefert, das zeige, wie die „Spione“ zugeben würden, heimlich gefilmt zu haben. „Wir haben die Aussagen des libyschen Studenten und des Tunesiers, der ihn sozusagen als Bodyguard begleitete, aufgezeichnet, als wir sie zur Rede gestellt habe“, so der ehemalige Präsident.
Quelle: Übernommen von 20 Minuten und bearbeitet von belmedia-Redaktion
Artikelbild: Hofackerstrasse, Winterthur, Sitz des An’Nur-Vereins © Google Street View