Weitere Konsequenz des Syrienkonflikts: Steigende Anzahl an Kinderehen
Die Syrienkrise hält weiter an und viele Eltern, ob in Syrien oder auf der Flucht, wissen nicht mehr weiter. Sie verheiraten ihre minderjährigen Töchter, um sie in ihren Augen zu schützen. Die Mädchen verlieren jedoch ihre Kindheit und zahlen oft einen hohen Preis.
Der Anfang der Syrienkrise jährt sich diese Woche zum 6. Mal. Und noch immer ist keine Lösung des Konflikts in Sicht. Mehr als acht Millionen Kinder wachsen entweder auf der Flucht oder in einem Kriegsgebiet auf. Instabilität, Gewalt und Angst gehören zu ihrem Alltag. Viele von ihnen haben nie ein anderes Leben kennengelernt.
Neben den Kriegshandlungen selbst, hat der Konflikt weitere schwerwiegende Konsequenzen für diese Kinder: Schulabbruch, Kinderarbeit und Kinderehen. Viele Eltern, ob in Syrien oder in den Flüchtlingslagern im Libanon und in Jordanien, wissen sich nicht mehr zu helfen. Sie nehmen ihre Kinder aus der Schule, falls sie noch eine besuchen konnten, und schicken sie zur Arbeit. Mädchen werden verheiratet, um die Eltern zu entlasten oder um ihre Ehre zu schützen.
Zalfa sind alle diese Dinge widerfahren. Mit 15 wurde sie an einen Mann verheiratet, den sie nicht kannte. Als sie aus Syrien in den Libanon geflüchtet ist, musste sie als verheiratete Frau die Schule aufgeben und in der Landwirtschaft arbeiten, um ihre neue Familie zu unterstützen.
Frühehen haben weitere vielschichtige Konsequenzen. Die Mädchen verlieren nicht nur ihre Selbstbestimmung, sondern erleben sehr oft häusliche Gewalt. Ausserdem bergen Schwangerschaften von Jugendlichen erhebliche gesundheitliche Risiken. Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen sind unter den führenden Todesursachen von 15-19jährigen Mädchen in einkommensschwachen Ländern.
Terre des hommes appelliert an die internationale Gemeinschaft, sowie auch an die Schweiz, Mädchen vor Kinderehen zu schützen. Wir selbst arbeiten mit religiösen Führern zusammen, um die Gemeinschaften auf die Folgen von Kinderehen aufmerksam zu machen. Wir unterstützen die Mädchen und geben ihnen die notwendigen Informationen, Kompetenzen und Betreuungsnetzwerke, damit sie sich gegen Frühehen wehren können.
Jedes Jahr werden weltweit 15 Million Mädchen unter 18 Jahren verheiratet und zu einer intimen Beziehung mit einem unbekannten Ehemann gezwungen, das sind 28 Mädchen jede Minute. Auch in der Schweiz wurden letzten Jahr 21 Kinderehen geschlossen. Solange der Syrienkonflikt weiter anhält, steigt diese Tendenz hier, wie auch in der Region.
Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier: www.familienrecht.net/kinderehe.
Quelle: Fondation Terre des hommes
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