Schweizer Armee: Armee-Spezialkräfte geben seltenen Einblick in ihre geheime Arbeit

Wenn die Öffentlichkeit über Spezialkräfte spricht, schwingt oft ein Hauch von Mythen, Kino-Action und geheimnisvoller Elite mit.

Doch wer sind die Männer und Frauen wirklich, die im Kommando Spezialkräfte (KSK) der Schweizer Armee dienen? Im Podcast von Oberst i Gst Mathias Müller gibt Oberst i Gst Daniel Stoll, Kommandant des KSK, einen seltenen Einblick – und zeigt sich als reflektierter und kluger Offizier, der den Mythos erdet, ohne die Faszination zu zerstören.

„Am Schluss leisten wir militärische Arbeit, wie all die anderen Verbände – einfach mit einem spezifischen Auftrag“, erklärt Stoll nüchtern. Und doch ist klar: Der Auftrag kommt direkt von der Armeeführung – oder sogar von der politischen Ebene. Das macht die Spezialkräfte zu einem Instrument, das im entscheidenden Moment mit höchster Präzision eingesetzt wird.



Strategische Wirksamkeit steht im Zentrum

Stoll betont, dass die Bilder aus Filmen – Abseilen, Schiessen, Fallschirmsprünge – nur einen Bruchteil der Realität abbilden. „Die eigentliche Arbeit ist die Planung, die Ausbildung, die Einsatzführung. Das alles sieht man weniger in Filmen.“ Diese Worte entzaubern, aber sie verleihen der Einheit auch ein anderes Gewicht: Hier geht es nicht um Heldenposen, sondern um strategische Wirksamkeit.

Profis und Miliz vereint

Der Kommandant macht klar, dass die Spezialkräfte in der Schweiz keine reine Profi-Armee sind. Über 3’000 Angehörige des KSK stammen aus der Miliz. Sie trainieren für den Verteidigungsfall, während eine kleinere Profi-Komponente den Alltag im Krisenmanagement bestreitet. Dieses duale System macht die Schweizer Spezialkräfte weltweit beinahe einzigartig – und weckt auch im Ausland Interesse. „Die Miliz bringt etwas mit: Sie ist unglaublich anpassungsfähig, immer auf dem neuesten Stand durch ihr ziviles Leben“, so Stoll.

Er beschreibt sich nicht als „stoisch“, sondern als flexibel. Aber die Erfahrungen aus harten Auswahlverfahren und Einsätzen haben ihn geprägt. „Am Ende entscheidet der Kopf. Man muss den Schalter umlegen können und weitermachen, auch wenn der Körper nicht mehr will“. Diese Haltung helfe nicht nur im militärischen Kontext, sondern durchs ganze Leben.

Kleine Teams, enorm wirkungsvoll

Der Podcast zeichnet ein Bild von Spezialkräften, die zwischen Tarnung und Transparenz, zwischen Schweigen und Verantwortung stehen. Sie sind weder Schattenkrieger noch Actionhelden, sondern hochqualifizierte Soldaten, die in kleinen Teams enorme Wirkung entfalten können. Die Tradition reicht bis zu den Grenadieren im Zweiten Weltkrieg, inspiriert vom finnischen Winterkrieg.

Spezialkräfte als Teil des Ganzen

Und doch bleibt Raum für Faszination. Stoll wirkt nie prahlerisch, eher leise überzeugend. Er zeigt, dass Stärke nicht im Lauten liegt, sondern in Disziplin, Intelligenz und Gelassenheit. „Wir versuchen im gesamten Spektrum der Armee unseren kleinen Beitrag zu leisten – damit die Armee als Ganzes ihren Job für die Sicherheit von Land und Bevölkerung machen kann.“ So bleibt nach dem Gespräch das Gefühl zurück, einen seltenen Blick hinter die Kulissen erhalten zu haben. Vieles bleibt geheim, vieles muss es bleiben. Aber eines wird klar: Die Schweizer Spezialkräfte sind weniger Mythos als Realität – und gerade deshalb faszinieren sie umso mehr.

 

Quelle: VBS / Kommunikation Verteidigung, Mathias Müller
Bildquelle: © VBS/DDPS

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