Missglückte Prävention: Sicherheitskampagne von SUVA und Polizeikorps
Pro Velo begrüsst Sicherheitskampagnen, die sich an die Velofahrenden richten. Eine neue Kampagne der SUVA und verschiedener Polizeikorps schiesst jedoch über das Ziel hinaus: Der Clip spielt mit dem Klischee des Velofahrers, der sich nicht an Verkehrsregeln hält und unweigerlich für seinen Leichtsinn büssen muss. Damit werden Fronten verhärtet und die Verkehrssicherheit unterminiert.
Das Thema wird in der Öffentlichkeit immer wieder emotional diskutiert: Velofahrende, die sich nicht an die Verkehrsregeln halten, Rotlichter und Stoppsignale missachten und auf dem Trottoir fahren würden.
Nun widmen die SUVA und die Polizeikorps Basel-Stadt, Waadt, Freiburg und Zentralschweiz diesem Thema einen Präventionsclip. In dem Film verunfallt ein Velofahrer auf dem Weg zur Arbeit tödlich, weil er sich nicht an die Verkehrsregeln gehalten hat. Er hat zuvor mit seinem Nachbarn und Autofahrer darum gewetteifert, wer zuerst im Büro ist.
Verkehrssicherheitskampagnen sind wichtig. Pro Velo Schweiz begrüsst Präventionsanstrengungen und auch die Absicht der SUVA und der Polizei. Der aktuelle Clip schiesst jedoch über das Ziel hinaus: Er verbreitet Alarmismus, verhärtet die Fronten zwischen Velofahrenden und anderen Verkehrsteilnehmern und setzt auf Emotionen statt auf Fakten.
Velofahrende, die sich nicht an Verkehrsregeln halten, sind ein Ärgernis. Es gibt jedoch keine Zahlen, die zeigen, dass viele Unfälle auf das konsequente Missachten von Verkehrsregeln durch Velofahrende zurückzuführen sind. Im Gegenteil: Eine Analyse des Bundesamts für Strassen ASTRA von Velounfällen mit Kollisionen zeigt, dass in zwei Dritteln der Fälle der Radfahrer nicht der Hauptschuldige ist. Schlecht geführte Velowege, Radstreifen, die vor Hindernissen aufhören oder gar nicht vorhanden sind, verleiten Velofahrende zudem dazu, sich sichere Wege zu suchen, indem sie beispielsweise auf das Trottoir ausweichen.
Kampagnen, die wirksam die Verkehrssicherheit erhöhen wollen, sollten faktenbasiert sein und darauf verzichten, Emotionen zu schüren. Verstehen sich die Verkehrsteilnehmer als Gegner, so wie es der vorliegende Film suggeriert, ist das der Verkehrssicherheit abträglich. Pro Velo Schweiz wünscht sich Präventionsanstrengungen, die gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt in den Vordergrund stellen. Gleichzeitig sollte die Verkehrsführung dringend velofreundlicher werden: Dazu gehört der konsequente Ausbau der Velo-Infrastruktur oder das Anpassen von Verkehrsregeln, wie beispielsweise ein Überholverbot von Velofahrenden im Kreiselverkehr. Wir sind überzeugt, dass sich durch solche Massnahmen die Situation auf der Strasse entspannen wird und die Verkehrssicherheit für Velofahrende sich erhöht.
Quelle: Pro Velo Schweiz
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