Filesharer nutzen USB-Sticks als "tote Briefkästen"
von Agentur belmedia
Haben Sie schon einmal zufällig folgende kuriose Szene beobachtet? Ein Passant schliesst seinen Laptop an einen im Mauerwerk einzementierten USB-Stick an und zapft geheimniskrämerisch Daten an.
Wenn ja, dann waren Sie (vermutlich) keinem Agenten auf der Spur. Vielmehr dürften Sie dann auf das Projekt „Dead Drops“ (deutsch: „tote Briefkästen“) gestossen sein.
Dabei werden USB-Speichersticks an Mauern, Gebäudewänden oder auch an ausgefallenen Orten so angebracht, dass sie für jeden zugänglich sind. Die Idee dahinter: ein anonymes Offline-File-Sharing-Netzwerk im öffentlichen Raum zu schaffen.
Auch wenn das Projekt wie eine Alternative zum gesperrten Online-Filehoster Megaupload erscheint, so ist die Idee schon älter. Entwickelt hat das Konzept der Berliner Künstler Aram Bartholl. Im Oktober 2010 begann er mit der Installation der ersten USB-Sticks in New York. Seither ist die Zahl der Nachahmer ständig gewachsen und es existieren inzwischen „Dead Drops“ rund um die Welt.
Die Projekt-Datenbank verzeichnet aktuell 769 „tote Briefkästen“ weltweit mit einer Speicherkapazität von rund 2’389 GB. Auch in der Schweiz gibt es schon über 20 „Dead Drops“. Auf www.deaddrops.com sind die Standorte der öffentlichen USB-Sticks genau verzeichnet. Ausserdem gibt es dort eine detaillierte Anleitung, wie man selbst einen „Dead Drop“ installiert.
Und was findet sich auf den frei zugänglichen USB-Sticks? Alles, was User an Dateien mit anderen teilen wollen – ob Videos, Spiele, Musik, Fotos oder Texte. Zwar ist beim Herunterladen grundsätzlich Vorsicht geboten, da die „Dead Drops“ zum Verbreiten von Viren missbraucht werden könnten. Dass dies vorgekommen wäre, ist allerdings bislang nicht bekannt.
Neugierig geworden, ob sich auch „Dead Drops“ in Ihrer Stadt befinden? Dann schauen Sie gleich in der Datenbank nach.
Titelbild: Aram Bartholl / www.deaddrops.com