Neue Facebook-Funktion will Nutzer zur Organspende bewegen

Facebook will seine Nutzer mit einer neuen Funktion dazu bewegen, Organspender zu werden. Am Dienstag stellte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg (27) die Kampagne im US-Fernsehen vor.

Mitglieder des sozialen Netzwerks sollen künftig in ihrer Zeitleiste anzeigen können, ob sie zu Organspenden bereit sind. Wer noch kein Organspender ist, kann sich bei verlinkten Organisationen offiziell registrieren lassen. Die Idee ist, dass User durch Freunde zum Organspenden ermutigt werden. Zunächst soll die neue Facebook-Funktion in den USA und Grossbritannien zur Verfügung stehen, dann aber auch in weiteren Ländern.

„Wir glauben, dass Leute wirklich dabei helfen können, das Bewusstsein für Organspenden zu schärfen“, so Zuckerberg gegenüber dem Fernsehsender ABC. Inspiriert wurde der Facebook-Gründer zu seinem Organspende-Projekt durch Gespräche mit seiner Freundin, einer Medizinstudentin – aber auch durch seine Freundschaft mit dem verstorbenen Apple-Mitbebegründer Steve Jobs. Dieser hatte 2009 eine neue Leber erhalten.

Die New York Times zitiert zwei Transplantationsexperten, die das Projekt ausdrücklich begrüssen. So sieht Charlene R. Zettel, Vorsitzende einer Organspende-Organisation, den Vorteil, dass es Familien künftig leichter gemacht werde, ihre Einwilligung zur Organspende eines verstorbenen Angehörigen zu geben. Hat sich nämlich der Verstorbene nicht offiziell als Organspender registriert, könnten sich die Angehörigen auf den Facebook-Eintrag stützen.

Organspenden ja – aber freiwillig und ohne sozialen Zwang

Kommentar: Was ist von Zuckerbergs Organspende-Projekt zu halten? Markiert die Aktion wirklich einen „historischen Tag“, wie es ein von der New York Times zitierter Mediziner ausdrückte? Oder haben die vielen bösen Kommentare Recht, die es jetzt im Netz für Zuckerberg hagelt – à la „Ich will Zuckerbergs Leber“, „Facebook steigt im Organhandel ein“ oder „Am besten Organspendepflicht in die Facebook-AGBs schreiben“ (gelesen auf heise.de)?


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Zunächst einmal liegt die neue „Organspende“-Funktion in der Konsequenz der Facebook-Philosophie, möglichst viele Daten der User zu sammeln. Bis User auch ihre Organspende-Bereitschaft auf Facebook anzeigen können, war es nur eine Frage der Zeit. Diese Neuerung als „revolutionär“ zu bezeichnen, ist vor dem Hintergrund also sicher albern.

Was bei der Aktion Unbehagen auslöst, ist, dass Facebook von der „Ermunterung“ zur Organspende spricht. Tatsächlich funktioniert die Erhöhung zur Organspende-Bereitschaft – falls sie denn funktioniert – im sozialen Netzwerk über den Gruppenzwang. Motto: „Ich bin schon Organspender – du etwa noch nicht?“ Den Druck auf noch nicht zur Organspende Bereite zu erhöhen, liegt allerdings auch im gesellschaftlichen Trend. Dies zeigen politische Bestrebungen, Organspenden zur Pflicht zu machen.

Ohne Zweifel sind Organspenden eine gute Sache. Schön, wenn über Facebook Spendebereite mit Transplantationsbedürftigen zusammentreffen, wie zum Beispiel hier geschildert. Organspenden sollten aber auf Freiwilligkeit basieren. Nicht gut ist es, wenn hier mit Zwang, und sei es mit sozialem Zwang in einer Internet-Community, gearbeitet wird. Anders gesagt: Einen Internetpranger für Menschen, die ihre Organe nicht spenden wollen, darf es nicht geben.

 

Quellen: AFP, dapd, heise.de
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