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Teilzeit, nein Danke!

26.02.2014 |  Von  |  Beitrag

Den Schweizern geht es gut. Zumindest den meisten und zumindest denen, die in gut dotierten Jobs ganztags unterwegs sind. Dabei schneiden die Männer meist besser ab als die Frauen.

Dennoch gibt es auch Familien, in denen die Frau besser bezahlt ist und der Mann eigentlich mehr für die Kinder und den Haushalt tun könnte. Will er aber nicht, weil dann das Arbeitszeitmodell Teilzeit ins Gespräche kommt. Und damit haben besonders Männer ihre Probleme.

Teilzeitarbeit weiter im Sinken

Die Vorurteile gegenüber Arbeitszeitmodellen mit Teilzeit halten sich in der Männerwelt sehr hartnäckig. Trotz umfangreicher Massnahmen zur verbesserten Gleichstellung von Mann und Frau im Arbeitsleben lehnen Männer die Teilzeit oftmals rigoros ab. So ist auch im Jahr 2013 der Anteil der Teilzeit-Männer weiter gesunken. Die Vorurteile wiegen hier besonders schwer. Zum einen denkt Er, dass Teilzeit als ein Zeichen für nicht ausreichendes Leistungsvermögen bewertet werden könnte, zum anderen schicken sich Männer nicht gern selbst in die Rolle des Hausmannes – auch nicht im Tausch für ein paar Arbeitsstunden täglich. Dazu kommt das maskulin geprägte Bild vom Ernährer der Familie, der möglichst allein mit seiner Leistung für das Wohl der gesamten Familie sorgen will. Dabei reicht in vielen Familien das Geld eines Einzelverdieners längst nicht mehr aus, wenn über dem unteren Lebensniveau gelebt werden soll. Dann muss auch Frau mit in den Topf einwirtschaften. Frauen tun dies übrigens gern auch in Teilzeit, auf jeden Fall aber mit einer anerkannten beruflichen Tätigkeit.

Der falsch verstandene Stolz der Männer führt dazu, dass das Arbeitszeitmodell Teilzeit in der maskulinen Welt nach wie vor die Ausnahme bleibt. Das hat aber nicht nur Gründe, die in der Beschaffenheit der Männer selbst zu suchen sind. Teilzeitarbeit bei Männern führt oftmals zu unerwartet hohen Abschlägen, die nicht selten härter ausfallen als bei Frauen.

Teilzeit kostet Geld

Die Teilzeitarbeit ist bei Männern nicht nur deshalb sehr unattraktiv, weil damit weniger Leistung für die Familie erbracht werden kann. Es sind vor allem auch die Bedingungen in der Arbeitswelt selbst, die das Teilzeitmodell für Männer absolut unattraktiv machen. Die Diskriminierung bei Löhnen und Gehältern fällt hier noch deutlicher aus als bei den Frauen. So ist der vergleichbare Lohn bei Männern mit einem Minus von 16 % stärker belastet, als das bei den Frauen in Teilzeitjobs mit 6 % der Fall wäre. Auch das schreckt neben den Imageproblemen deutlich ab. Teilzeit kostet so richtig Geld, das dann der Familie nicht mehr zur Verfügung steht. Auch hier findet sich ein Grund dafür, dass Teilzeit bei Männern noch unbeliebter ist als ohnehin schon bei den Frauen.

Für Wohlstand bedarf es zwei voller Gehälter

Wer in der Schweiz als Familie weiterhin in einem gewissen Wohlstand leben will, muss in den meisten Fällen zwei volle Gehälter nach Hause bringen. Nur dort, wo einer der Partner überdurchschnittlich gut verdient, kann unter Umständen auf einen Teil des Einkommens verzichtet werden. Meist sind es die Männer, die mehr Geld nach Hause bringen. Das lässt natürlich den Schluss zu, dass Männer schon deshalb weniger gern in Teilzeit gehen. Wie schon bemerkt kommt eventuell das schlechte Image des Teilzeit-Hausmannes dazu und macht Teilzeitarbeit für Männer nicht mehr attraktiv.

Ganz zu Hause obwohl arbeitsfähig bleiben ohnehin nur 0,4 Prozent der Männer in der Schweiz. Das sind etwa 9000 Männer, die damit ihren Familien als Hausmann rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Diese schon geringe Zahl wird durch den Anteil der Teilzeit-Hausmänner nicht wesentlich verbessert. Wegen des schlechten Images und der doch deutlichen Lohneinbussen bleibt das Teilzeit-Arbeitsmodell für die Masse der Schweizer Männer ein deutliches Tabuthema. Und so bleibt wohl auch in den nächsten Jahren in der Schweiz das Bild vom schaffenden Mann die Regel, während Frauen heutzutage oftmals in Zweifachbelastungen leben. Zum einen ist da die berufliche Tätigkeit, zum anderen warten auch Haushalt und Kinder auf die Sorgfalt und liebevolle Zuwendung durch die Mutter. Männer können es sich oftmals schlichtweg gar nicht leisten, Teilzeit arbeiten zu gehen.

Der Wunsch bleibt dennoch

Hinter vorgehaltener Hand gibt es viele Männer, die dennoch gern in Teilzeit arbeiten würden. Besonders dann, wenn die Lohneinschnitte nicht so drastisch wären und das öffentliche Bild vom Teilzeit-Hausmann nicht so negativ geprägt wäre. Immerhin heisst Teilzeitarbeit auch ein Plus an Zeit für Familie und Kinder. Hier fühlen sich nämlich auch in der Schweiz viele Männer in wichtigen Entwicklungsphasen ihrer Kinder aussen vor. Die paar Stunden nach Feierabend und am Wochenende reichen längst nicht aus, um Heranwachsende in ihrer Entwicklung ganzheitlich und sinnvoll begleiten zu können. Das wissen besonders Familien, in denen beide Elternteile Vollzeit arbeiten.

Im Sinne der Gleichberechtigung von Mann und Frau wären auch hier einige Veränderungen mittelfristig ratsam. So sollte beispielsweise die Lohndiskriminierung für Teilzeitarbeiter, für Männer und Frauen gleichermassen ganz aufgehoben werden. Damit wird die Zeit für Kinder und Familie wieder attraktiv. Auch das Bild vom alleinverdienenden Mann ist ohnehin schon überholt und sollte einem Image weichen, bei dem auch der Mann als Hausmann nicht schlechter dasteht, als eine Frau, die sich neben einer Teilzeitbeschäftigung auch um Haushalt und Kinder kümmert.

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