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Schweizer setzen auf Markenqualität – Ausreisser erlaubt

07.04.2014 |  Von  |  Beitrag

Nach der letzten Marken-Studie von Reader’s Digest setzen die Schweizer ungebrochen ganz auf Marke. Dabei konkurrieren auf dem Gesamtmarkt nationale Marken mit den Globalplayern.

Überraschend präsentiert sich in der aktuellen Studie bei den Waschmitteln die Migros-Eigenmarke Total mit an der Spitze. Welche Marken bei den Schweizern hoch im Kurs stehen und warum so mancher Eidgenosse wechselfreudig ist, lesen Sie in diesem Beitrag.

Schweizer setzen auf Klasse

Schon seit jeher sind die Schweizer kritische Kunden. Was in der Einkaufstasche der Bürger landet wird in jeder Hinsicht geprüft und sorgfältig ausgewählt. Besonders weltweit renommierte Markenprodukte, zu denen auch so manche Schweizer Kreation gehört, sind die beliebtesten Produkte in Schweizer Haushalten. Dabei sind die Käufer trotz einer relativen Markentreue gern auch zum Wechsel bereit, sofern es Gründe dafür gibt.

Ausschlaggebend für die Entscheidung für eine Marke sind eine zuverlässige Qualität und ein reibungslos funktionierender Service. Darauf bauen die Schweizer in übergrosser Anzahl. Wer als Hersteller nicht mit einer ausgereiften Qualität überzeugen kann, landet ebenso schnell im Hinterland der Statistiken, wie die Anbieter, die im Service versagen.

So ist es auch kein Wunder, dass weltweit nachgefragte Waschmittel wie die von Persil oder Ariel im vergangenen Jahr hinter die Migros-Produkte von Total zurückgefallen sind. Migros hat diesen Vorsprung bei den Waschmitteln vor allem durch eine zuverlässige Produktqualität und die Nähe zum Kunden gewonnen. Vertrauen basiert bei den Verbrauchern eben auf Zuverlässigkeit, Transparenz und Glaubwürdigkeit.

Was es überall gibt, muss auch gut sein

Auch in der Schweiz gilt die Wahrnehmung, dass überall verfügbare und wahrscheinlich entsprechend nachgefragte Produkte eben auch gute Produkte sein müssen. Dementsprechend sind auch in der aktuellen Marken-Studie immer wieder Marken ganz vorn, die weltweit einen guten Ruf besitzen. Dazu gehören auch schweizerische Marken wie Ricola, Lindt oder Elmex. Gefragt nach der Vertrauenswürdigkeit von Bankprodukten stehen Mastercard und Raiffeisen auf den Spitzenplätzen.

Im Segment Telekommunikation und Internet bleibt Swisscom unangefochten, während bei den Natels eine Überraschung aufwartet. Während in vielen europäischen Nachbarländern Apple hier ganz oben steht, bevorzugen die Schweizer Geräte von Nokia. So unterschiedlich kann europäisches Markenvertrauen aussehen.

Coca Cola hat seinen in 2012 an Valser verlorenen Rang bei den Erfrischungsgetränken im vergangenen Jahr zurückerobert. Bei Kraftfahrzeugen steht Volkswagen in der ersten Reihe und getankt wird am liebsten bei Coop. Wer sein Fernweh über das Reisebüro befriedigen will geht zu Kuoni und die besten Schnappschüsse werden mit Canon gemacht. So sieht ausschnittsweise die Marken-Beliebtheit bei den Schweizern aus.

Statische Werte sind eher selten

Zwei Ausreisser machen die Statistik besonders interessant. So erobert Nivea bei den Produkten zur Haar- und Hautpflege bereits seit 14 Jahren den Spitzenplatz. Ein Ergebnis, das im sonst eher dynamischen Markt eher selten ist. Genauso selten ist es, dass eine eigentlich Nicht-Marke die renommierte Konkurrenz abhängt. Das hat bei den Waschmitteln Migros-Total im Wettbewerb mit Persil und Ariel geschafft. Auch so kann Erfolg aussehen.

Im Allgemeinen zeigt sich die Marken-Statistik wenig überraschend und dennoch nicht statisch. In jedem Jahr gibt es leichte Veränderungen, die vor allem auf Änderungen in der Politik der Markenunternehmen zurückzuführen sind. Für die meisten Schweizer gibt es zwei Gründe um eine Marke zu wechseln. Zum einen sind das Preiserhöhungen, auf der anderen Seite ein mangelhafter Service. Dann gehen die Kunden gern auch zur Konkurrenz.

Was Unternehmen lernen können

Die Reader’s Digest-Studie zeigt vor allem, dass Kunden einerseits Gewohnheitstiere, andererseits unberechenbare Kritiker sind. Und sie sind die besten Kritiker vor allem der grossen Marken, die sich gern auf ihrem Erfolgssessel zurücklehnen. Wer am Markt nicht präsent ist und nicht durchgängig mit einer hohen Glaubwürdigkeit überzeugt, büsst schnell auch grössere Kundenkreise ein. Das freut die Konkurrenten auch aus dem Bereich der Nicht-Marken und beweist, dass Vertrauenswürdigkeit und Transparenz oftmals auch gegen schiere Markengrösse gewinnen können.

Damit ist die Herausforderung auch für das laufende Jahr umrissen. Den Kunden im Alltag erreichen, immer wieder überzeugende Kaufargumente gestalten und nicht zuletzt an einer ausgereiften Qualität festhalten sind die Grundzüge einer Markenpolitik, die sich am Verbraucher und weniger am Gewinn orientiert. Letztlich wird Gewinn nur dort gemacht, wo auch der Umsatz stimmt. Und der wird dort generiert, wo Kunden vertrauensvoll und mit einem guten Stück Erfahrung in die Regale greifen.


Auch wenn der Schweizer gern auf Qualität und Service baut, bleibt der Preis nicht aussen vor.

Auch wenn der Schweizer gern auf Qualität und Service baut, bleibt der Preis nicht aussen vor. (Bild: niroworld / Shutterstock.com)


Preise bleiben interessant

Auch wenn der Schweizer gern auf Qualität und Service baut, bleibt der Preis nicht aussen vor. Da sich die Schweiz im Vergleich oftmals als Hochpreis-Land präsentiert, weichen viele Kunden vor allem in den grenznahen Regionen auf die beliebten Markenprodukte im Ausland aus. So wird mancher Franken in Euro getauscht und geht dann der regionalen Wirtschaft verloren. Sinnvoll wäre es hier sicherlich auch zu prüfen, ob jedes Markenprodukt seinen vergleichsweise höheren Preis auch wirklich verdient. Hier entscheidet letztlich der Verbraucher. Und nicht selten geht dieser Entscheid an den rein statistischen Erhebungen vorbei.

 

Oberstes Bild: Bocman1973 / Shutterstock

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