Die Schweiz ist (noch) das Land der Superreichen
von Olaf Hoffmann
In absoluten Zahlen gemessen liegt die Schweiz mit etwa 435’000 Millionären auf Platz fünf der aktuellen weltweiten Statistik und hat damit Deutschland überholt. Bezogen auf die Bevölkerungszahl leben nur in Katar mehr Millionäre. Etwa 13 % der Schweizer Haushalte dürfen sich demnach zu den Reichen zählen. Als superreich mit mehr als 100 Millionen Dollar Vermögen gelten etwa 11,3 % der Schweizer Haushalte. Alles in allem dürfte also davon ausgegangen werden, dass etwa jeder zehnte Haushalt ein Millionärs- oder Multimillionärshaushalt ist.
Woher der Reichtum kommt
Letztlich kommt Reichtum immer von Arbeit, Glück und geschäftlichem Geschick. Selbst die ererbten Millionenbeträge mussten irgendwann einmal erwirtschaftet werden und obliegen jetzt der vollen Fürsorge der neuen Besitzer, die meist auch bestrebt sind, ihr Vermögen weiter zu vermehren. Neben der klassischen unternehmerischen Tätigkeit als Grundlage für den Reichtum gilt auch der Handel mit Wertpapieren an den attraktiven Schweizer Finanzplätzen als Grund für den wachsenden Reichtum. Ganz nebenbei wirken da auch günstige steuerliche Rahmenbedingungen, die so manches ausländische Kapital in die Schweiz gespült haben. Eben auch privates Kapital.
Neben einem weitreichenden Engagement in die Schwellenländer haben sich auch florierende Aktienmärkte als Quellen des Reichtums erwiesen. Allerdings gilt auch hier: Wie gewonnen, so zerronnen. Und so ist es wohl ein Mix aus Sein, Schein und Schwein, der die Millionen zu ihren Besitzern bringt und dafür sorgt, dass diese sich dort auch vermehren dürfen.
Status als Millionärsland ist kein Status quo
Dass die Schweiz Gefahr läuft, ihren Status als eines der Lieblingsländer der Ultrareichen zu verlieren, lässt sich an aktuellen Entwicklungen absehen. Da auch das Schweizer Nummernkonto längst nicht mehr das ehemals so beliebte Konto ist, ziehen zunehmend mehr Multimillionäre ihre Gelder auch wieder aus der Schweiz ab und transferieren diese zurück in die Herkunftsländer. Die Schweiz büsst zunehmend an Attraktivität ein. Unter anderem deshalb, weil sie sich immer mehr dem Druck der Europäischen Union und der USA beugt. Wie weit es dann noch mit staatlicher Souveränität her ist, bleibt in der geopolitischen Lage mitten in Europa ohnehin offen.
Dazu kommt eine Entwicklung, die sich aus unterschiedlichen Gründen auch mit immer mehr Ressentiments gegenüber Ausländern schmückt. Auch das dürfte es schwierig werden lassen, die Schweiz als beliebten Sitz der Millionäre und Multimillionäre halten zu können. Letztlich kommen bis heute viele der Millionen aus dem Ausland und haben mitsamt ihren Besitzern ihren Platz in der Schweiz gefunden. Hoffentlich auch auf Dauer.
Steuerparadies Schweiz
Noch vor wenigen Jahren war die Schweiz ein wahres Steuerparadies mitten in Europa. Damit ist jetzt langsam Schluss. Besonders für all jene, die am heimischen Fiskus vorbei ihr Geld auf Schweizer Bankkonten gebunkert hatten. Der internationale Druck hat den sicheren Bankenstandort Schweiz aufgeweicht und sorgt dafür, dass sich hierzulande Schwarzgeldkonten nicht mehr lohnen.
Dennoch bleibt die Schweiz in vielerlei Hinsicht auch steuerlich attraktiv. Besonders für kleine und grosse Unternehmer, die die teils sehr günstigen Steuern in der Schweiz als starken Standortvorteil erkannt haben und für sich zu nutzen wissen. Es gibt hier tatsächlich noch ein paar Fleckchen, die sich wirklich als Steuerparadies bezeichnen lassen. Insbesondere mit Hinblick auf die in der Europäischen Union ständig steigenden Abgaben.
Das lockt nach wie vor Unternehmen und Privatpersonen in die Schweiz, die ihre Millionen nicht nur gut, sondern vor allem gewinnbringend aufgehoben wissen wollen. Wie lange sich die Schweiz auch in dieser Hinsicht noch wird durchsetzen können, ist auch eine Frage der Zeit, die vor allem der Schweizer Souverän seinen ultrareichen Mitbürgern schenkt.
Den Vergleich wagen
Vergleicht man die Schweiz mit den neuen Boomregionen vor allem in Asien, dann ist auch hierzulande das Wachstum des Reichtums eher gering. Während beispielsweise in China die Privatvermögen im Jahr 2013 um etwa 49 % angestiegen sind, bleiben diese Zahlen in der Schweiz wie im restlichen Europa eher bei mageren fünf %. Allerdings darf hier auch von einem höheren Ausgangsniveau ausgegangen werden.
Solche Vergleiche hinken zwar immer zumindest auf einem Bein, sind aber durchaus dazu angetan, die Rolle der Schweiz als Domizil für Ultrareiche auch für die kommenden Jahre abschätzen zu können. Demnach wird die Schweiz hier wohl etwas an Beliebtheit einbüssen, zumal sich auch hierzulande die Rahmenbedingungen für Reichtum ändern werden. Vorteilhaft für die Schweiz ist die relativ hohe Sicherheit und das Wissen, hier mit den Millionen auch etwas anfangen zu können. Das ist nämlich längst nicht überall der Fall.
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