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Wer hat Interesse an Trojanern?

24.07.2014 |  Von  |  Beitrag

Was hier wie ein Inserat aus einschlägigen Such- und Biet-Spalten der Tagespresse klingt, ist eine Frage, die sich bei genauerer Betrachtung gar nicht so einfach beantworten lässt. Dazu bedarf es einer generellen Übersicht über die Wirkung von Trojanern und einer genaueren Untersuchung der im Einzelfall beabsichtigten Zielstellung.

Trojaner werden grundsätzlich von solchen Menschen in die individuelle Infrastruktur der Internet-Geräte eingeschleust, die bestimmte, nicht ganz legale Interessen verfolgen. Dabei sind es längst nicht nur die Cyberkriminellen, die sich der Wirkungsweise der Trojaner bedienen. Auch fragwürdige Spassvögel, fast alle Geheimdienste, Wirtschaftsspione und ohne Frage auch staatliche Institutionen profitieren ungefragt von der Wirkung der Trojaner, um ihre jeweiligen Interessen durchzusetzen. In diesem Beitrag schauen wir uns nicht die Zielgruppen, sondern die Aussender und willentlichen Verbreiter der Trojaner etwas genauer an.

Schadsoftware – nur mal so zum Spass

Es passiert selten, aber es passiert. Plötzlich lässt sich der Computer nicht mehr nutzen, das Smartphone verweigert seinen gewohnten Dienst und auch das Tablet bleibt erschreckend faul. Lediglich eine meist hämische Bemerkung weist darauf hin, dass irgendjemand Ihre Geräte lahmgelegt hat. Forderungen nach Geld oder irgendeinem bestimmten Verhalten werden nicht gestellt. Gerade das Fehlen von Forderungen weist darauf hin, dass es sich hier lediglich um den Spass eines windigen Hackers handelt, den Sie selbstverständlich überhaupt nicht lustig finden.

Mögliche Motive für einen solchen „Spass“ finden sich zuhauf. So kann beispielsweise jemand Ihre Karriere verderben wollen, aber auch kleine Racheakte oder einfach nur „Dumme-Jungen-Streiche“ dürften hier in Erwägung gezogen werden. Was Ihnen im Ernstfall bleibt, sind nicht funktionierende Geräte und im schlimmsten Fall ein durchaus auch bemerkenswerter Daten- und Vertrauensverlust. Und gerade das macht diese Spassangriffe verwerflich, ärgerlich und manchmal auch teuer.

Mit etwas Glück werden Sie den Schädling wieder los, die Einschränkung des Vertrauens in die moderne Technik bleibt allerdings sicherlich bestehen.

Wenn der Trojaner Daten abgreift

… dann geht es meist um Geld. Dabei spielt es zunächst keine Rolle, ob „nur“ Ihr privates Bankkonto abgeräumt werden soll, ob Sie irgendwelche „Strafzahlungen“ tätigen sollen oder es sich hier gar um Industriespionage handelt. In jedem Fall haben es die Cyberkriminellen auf geldwerte Daten abgesehen.

Im Kostüm scheinbar nützlicher, unterhaltsamer oder wichtiger Dateien laden sie die Schadsoftware auf Ihre Geräte, die dann umgehend mit der Arbeit beginnt. Ausgespäht werden individuelle Daten, Bankverbindungen, Kontozugänge, vertrauliche Nachrichten und nicht selten auch Ihr ganzes Onlineleben. Mit den so gewonnenen Informationen werden Sie erpresst, Ihre Daten werden unbemerkt an andere Interessenten weitergeleitet oder es wird gleich Ihr Konto leer geräumt.


Der Schaden kann sich hier auf eine Höhe von wenigen Hundert bis zu mehreren Tausend Franken belaufen. (Bild: Yu Lan / Shutterstock.com)

Der Schaden kann sich hier auf eine Höhe von wenigen Hundert bis zu mehreren Tausend Franken belaufen. (Bild: Yu Lan / Shutterstock.com)


Der Schaden kann sich hier auf eine Höhe von wenigen Hundert bis zu mehreren Tausend Franken belaufen – vom immateriellen Schaden durch die ausgeschnüffelten Daten gar nicht zu sprechen. Besonders im Bereich der Industriespionage werden Jahr für Jahr Schäden in Millionenhöhe vermutet, die sich oftmals aber gar nicht so leicht nachweisen lassen. Was die Cyberkriminellen meist wollen, ist schnelles Geld. Und das bekommen sie, wenn sie beispielsweise Ihre Onlinebanking-Aktivitäten in Echtzeit nachverfolgen und Zahlungen auf die eigenen Konten, meist im Ausland, umleiten.

Nachrichtendienste wollen möglichst alles über jeden erfahren

Auch die Geheim- und Nachrichtendienste waren und sind in der Wahl der Spionagemittel niemals zimperlich. Dabei eröffnet das Internet den Spionen einen quasi unbegrenzten Zugriff auf jede Menge von Daten, die sich unterschiedlich bewerten und ausnutzen lassen. So sind auch grosse Geheimdienste wie beispielsweise die US-amerikanische NSA an allen Daten interessiert, derer sie irgendwie habhaft werden können. Unter dem Vorwand des Kampfes gegen den weltweiten Terror werden bei Freund und Feind gleichermassen alle Daten ausspioniert, die zu erhalten sind. Da wird vor dem Smartphone der deutschen Bundeskanzlerin genauso wenig zurückgeschreckt wie vor dem E-Mail-Zugang von Lieschen Müller oder Otto Normal. Die gesammelten Kommunikationsdaten werden gespeichert, nach unterschiedlichen Gesichtspunkten bewertet, entsprechend zugeordnet, und im Zweifelsfall stehen Sie schon unter geheimdienstlicher Beobachtung.

Die Geheimdienste bedienen sich dabei auch der Trojaner, die unbemerkt im Hintergrund ihren Dienst tun. Geheimdienste und Spione sind nicht daran interessiert, dass Sie den Angriff erkennen. Dann wäre die ganze Arbeit unter Umständen umsonst gewesen und der Angriff auf Ihre persönlichen Daten müsste neu gestartet werden.

Der Staat hört und liest mit

Auch der Staat ist nicht wählerisch, wenn er mehr über seine Bürger und deren Meinungen und Einstellungen wissen möchte. Dazu setzen auch staatliche Institutionen nicht immer nur legale Mittel und Methoden ein. Die sogenannten Staats-Trojaner haben offenbart, wie gern die regierende Obrigkeit ihrem Wahlvolk auf die Finger, in die E-Mail-Postfächer, Chats und persönlichen Dateien schaut. Was bei Verdächtigen und einem vorliegenden richterlichen Beschluss noch irgendwie plausibel erscheint, wird dann perfide, wenn eine gesamte Bevölkerung unter Generalverdacht gestellt und mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, eben auch mit Trojanern, überwacht wird. Dass das meist ohnehin schon der Fall ist, untermauern Erkenntnisse von Computerspezialisten, die sich diesbezüglich nicht ohne Grund sehr bedeckt halten.

Im Fazit ist zu vermerken, dass Trojaner längst nicht nur von kriminellen Datendieben eingesetzt werden. Auch der Staat selbst hat ein Interesse daran, den Datenverkehr seiner Bürger weitgehend zu überwachen, um damit seine eigene Unangreifbarkeit zu sichern. Da sind die kleinen Spassvögel mit ihren Test-Trojanern oftmals noch das kleinere Übel.

 

Oberstes Bild: © huntz – Shutterstock.com

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