Der Enkeltrickbetrug – auch nach der Verhaftung bleiben die Zahlen konstant

Obwohl im Sommer 2014 die Anführer einer grossen Betrugsbande verhaftet worden sind, ist die Zahl der versuchten Trickbetrüge nicht zurückgegangen. Beim sogenannten „Enkeltrickbetrug“ werden ältere Menschen um ihr Geld gebracht, indem ihre Gutherzigkeit ausgenutzt wird. Im letzten Jahr hatte sich die Zahl der Versuche verdoppelt und auch aktuell ist kein Rückgang in Sicht. Es ist zu befürchten, dass Trittbrettfahrer die Taten nachahmen, daher sollte Vorsicht walten, wenn man unerwartete Anrufe erhält.

Die Betrüger rufen wahllos ältere Menschen an und geben sich als Enkel aus. Sie schildern, dass sie sich in einer Notlage befinden und dringend eine grössere Summe an Geld benötigen. Die Geschichten sind teilweise sehr undurchsichtig, kompliziert und verwirrend, sodass die Angerufenen sie nicht durchschauen können. Sie werden gebeten, Geld von der Bank zu holen und einem angeblichen Freund zu überbringen.

Da es sich hierbei nicht um echte Enkel handelt, ist das Geld nach der Übergabe unwiederbringlich verloren. Im Durchschnitt führt jeder zehnte Versuch zum Erfolg, im Jahr 2013 wurden rund 4 Millionen Franken ergaunert. Nur durch Aufklärung und Warnungen können ältere Menschen geschützt werden, sie sollten immer misstrauisch sein und keiner fremden Person Geld übergeben.

In der Regel kennen die Betrüger die Enkel und die Familien nicht näher. Oftmals nennen sie nicht einmal den Namen der echten Familienangehörigen, sondern die Opfer selbst geben den Namen preis. Daher sollten die Angerufenen immer die Geschichte hinterfragen und die Wahrheit überprüfen. Kennt der Anrufer keine Details über die Enkel, dann sollte sofort die Polizei informiert und in keinem Fall zur Bank gegangen werden.

Das nächste Problem ist die Übergabe. Das Geld soll an einen Freund ausgehändigt werden. Auch hier sollten die Opfer aufmerksam werden. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass der Enkel sich das Geld nicht selbst abholen kann. Daher sollte keine Übergabe an fremde Personen erfolgen. Die Angerufenen müssen sich stattdessen mit ihren Familien in Verbindung setzen und diese über den Vorfall informieren. Meistens können sie die Situation aufgrund ihres Alters nicht mehr richtig einschätzen und benötigen daher Unterstützung.

Wichtig ist, dass ältere Menschen immer einen Ansprechpartner haben, welcher ihnen in dieser Situation hilft. Die Betrüger nutzen das Vertrauen der Menschen aus und setzen sie unter Druck. Hier ist es wichtig, dass die Opfer zwischenzeitlich mit einer anderen Person sprechen und sich austauschen. Die Kinder oder die Enkelkinder sollten daher ihren älteren Familienangehörigen eine Telefonliste geben, sodass diese sich immer Hilfe holen können. Auch die Nutzung des Kurzwahlspeichers ist möglich, je nach technischen Kenntnissen der Grosseltern.


Die Polizei sofort informieren. (Bild: mvp23 / Shutterstock.com)
Die Polizei sofort informieren. (Bild: mvp23 / Shutterstock.com)


Nach dem Betrug ist es vielen Opfern peinlich, dass sie auf die Masche hereingefallen sind. Sie informieren daher in einigen Fällen nicht die Polizei, sodass die vermutete Dunkelziffer noch höher ist. Doch diese Scham muss nicht sein, da die Angerufenen nicht die einzigen sind, welche auf den Trick hereingefallen sind. Nur wenn eine Anzeige erfolgt, können die Täter gefunden werden.

So unglaublich es klingen mag, in Nachbarländern wurden Fälle beobachtet, in welchen die Opfer keine männlichen Enkel hatten und trotzdem das Geld übergeben hatten. Sie gaben später an, dass sie sehr aufgeregt gewesen seien und nur helfen wollten. An diesen Beispielen sieht man, wie wirkungsvoll die Masche ist und welche grosse Gefahr von ihr ausgeht. Es ist wichtig, ältere Menschen in der Familie über die Betrugsversuche zu informieren und ihnen immer als Ansprechperson zur Verfügung zu stehen. Wer in einer solchen Situation nicht alleine ist, der wird mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit zum Opfer. Es sollte jeden Tag ein telefonischer oder persönlicher Kontakt stattfinden.

Die Angerufenen müssen immer alle Angaben hinterfragen und Testfragen stellen. Es sollte der Wahrheitsgehalt überprüft werden und auf eine persönliche Übergabe des Geldes an den Enkel bestanden werden. Ist dies nicht möglich, dann muss umgehend die Polizei informiert werden.

Meistens verbergen sich hinter den Anrufern organisierte Banden, welche aus dem Ausland kommen. Sie agieren in Gruppen und kennen viele psychologische Tricks. Nicht nur die Schweiz ist ihr Einsatzgebiet, auch andere Länder in Europa sind betroffen. Die Polizei registrierte im ersten Halbjahr 2014 ganze 300 versuchte Betrugsfälle und 27 erfolgreiche Anrufe in der Schweiz.

Der Polizei ist dieser Trick schon seit einigen Jahren bekannt, die Drahtzieher sind allerdings schwer zu finden gewesen, da sie meistens im Ausland sitzen und von dort aus telefonieren. Im Mai 2014 fand eine grosse Verhaftungsaktion statt, wobei der vermutete Erfinder des Tricks gefasst wurden. Da die Zahlen allerdings nicht zurückgegangen sind, bleibt die Gefahr bestehen.

Diese ist besonders gross, da die Anrufer mit verschiedenen Tricks arbeiten. Sie schildern besonders emotionale Unglücksfälle, für welche Geld benötigt wird. Die Opfer machen sich Sorgen und achten weniger auf die Sicherheit. Die Geschichten handeln unter anderem von Autounfällen und dringend zu bezahlenden Schulden.

Auffällig ist bereits der Anfang vieler Gespräche. Vielfach wird als Einstieg die Frage „Rate mal, wer anruft?“ verwendet. Nennt der Angerufene nun einen Namen, dann hat er diesen preisgegeben und der Einstieg ist geschafft. Nachdem das Vertrauen erlangt wurde, beginnt die Schilderung der Notlage. Um das Opfer am Nachdenken zu hindern und somit Misstrauen zu unterbinden, wird vielfach mehrmals hintereinander angerufen. Dies baut Druck auf und untermauert die Notwendigkeit eines schnellen Handelns.

Trotz des aufgebauten Drucks sollten sich die Angerufenen die Zeit nehmen und sich mit ihrer Familie in Verbindung setzen. Nur so kann die Wahrheit entdeckt werden und das Geld ist gerettet. In vielen Fällen hatte es sich um die letzten Ersparnisse der älteren Menschen gehandelt, daher sind regelmässige Gespräche und Informationen über aktuelle Maschen wichtig.

 

Oberstes Bild: © PathDoc – Shutterstock.com

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