Der regenreiche Sommer 2014 – Fluch oder Segen?

So durchwachsen wie sich der zu Ende gehende Schweizer Sommer in diesem Jahr zeigt, sind auch dessen Folgen: Während Obstbauern sich über Rekordernten bei Kirschen und Zwetschgen freuen, muss die Tourismusbranche mit Verlusten rechnen.

Der Sommer ist recht launisch in diesem Jahr: Bereits Anfang Juni brachte er eine trockene Hitzewelle mit Temperaturen über 30 Grad. Die zweite Junihälfte verlief zunächst unauffällig mit durchschnittlichen Werten. Damit war es ab Ende Juni vorbei: In den Regionen Locarno-Monti und Lugano lag die Temperatur im Schnitt 1 Grad unter der Norm (Vergleichswerte 1981-2010) – der tiefste Stand seit mehr als 25 Jahren. Auch in den übrigen Kantonen bewegten sich die Temperaturen zwischen 0,1 und 0,7 Grad unter der Norm.

Zeitgleich mit dem Fallen des Thermometers begannen die Regenfälle, teilweise sintflutartig und lang anhaltend. Unterbrochen von einigen Tagen mit hochsommerlicher Hitze, hat der Regen den Rest des Schweizer Sommers dominiert. Intensive Niederschläge führten in mehreren Kantonen zu Hochwasser, vielfach mit erheblichen Sachschäden. Die Region Emmental-Entlebuch hat es gleich mehrmals getroffen.

Bisherige Bilanz des Sommers 2014: Die Regenmengen lagen bei 110 bis 140 Prozent des Normwerts, im Tessin sogar bei 200 Prozent. Auf der anderen Seite betrugen die Sonnenstunden durchschnittlich nur 90 Prozent der Vergleichswerte, in den südlichen Alpen und Wallis lediglich 75 Prozent.

(Quelle Wetterdaten: Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie MeteoSchweiz)

Beim Obst fallen die Preise

Der warme, trockene Frühling und die regnerischen Sommermonate haben den Obstbäumen gut getan. Sie danken es mit reicher Ernte. Bei den Kirschen wurde nach Angaben des Landwirtschaftlichen Informationsdienstes (LID) die doppelte Menge wie zum selben Zeitpunkt des Vorjahres geerntet. Ebenso zeichnen sich bereits zwei Wochen nach Beginn der Zwetschgensaison ausserordentliche Erträge ab. Auch bei den Äpfeln und Birnen rechnen die Bauern mit einer ausgezeichneten Ernte, die voraussichtlich 15 Prozent über dem Durchschnitt liegen dürfte. Von der erfolgreichen Ernte profitieren vor allem die Verbraucher: Die Preise für viele Obstsorten sinken.

Bei Salat, Gemüse und Getreide ist das Gegenteil der Fall: Die Landwirte müssen Ausfälle bis zu 50 Prozent verkraften. Wegen der Wassermassen sind viele Pflanzen verschimmelt, mit Schädlingen befallen oder haben zu früh gekeimt. Neue Pflanzen haben in dem durchweichten Erdreich kaum eine Chance anzuwachsen.

Tourismusbranche ist noch zuversichtlich

Einbussen gibt es vor allem bei Kurz- und Last-Minute-Reisen. Dies trifft die Region Graubünden am stärksten, da hier viele Tagestouristen aus der Deutschschweiz kurzfristig buchen. In der gesamten Schweiz sind die Buchungen im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig. Hohe Verluste mussten Personenschifffahrt, Eventveranstalter und Bergbahnen hinnehmen. Die Tourismusbranche hofft nun auf eine sonnige Herbstsaison.

 

Oberstes Bild: © Philip Pilosian – Shutterstock.com

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