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Make Chocolate Fair – süsser Genuss ohne bitteren Nachgeschmack

08.09.2014 |  Von  |  Beitrag

[vc_row][vc_column][vc_column_text]In der Kakaoproduktion wurde lange Zeit Raubbau an Mensch und Natur betrieben – nun droht ein Versorgungsengpass. Die internationale Kampagne „Make Chocolate Fair“ erhöht den Druck auf die Schokoladenkonzerne, grösseres Augenmerk auf menschenwürdigere Arbeitsbedingungen zu legen.

In den letzten 30 Jahren sind die Preise für Kakao um die Hälfte gefallen. Kakaobauern mussten daraufhin die Produktion einschränken und haben veraltete Baumbestände nicht mehr ersetzt. Nachdem die weltweite Nachfrage nun wieder extrem im Steigen ist, gibt es derzeit kaum Potential für höhere Produktionskapazitäten. Um den aktuellen Bedarf zu decken, müsste der weltweite Kakaoertrag um ca. 100.000 Tonnen pro Jahr erhöht werden. Das haben Erhebungen des weltweit grössten Kakaoverarbeiters Barry Callebaut aus der Schweiz ergeben.

Die derzeitige Leerräumung der Lager hat mittelfristig eine Preissteigerung von fast 20 % bewirkt – leider nützt das den Kakaobauern wenig. Aktuell erhalten sie nämlich nur etwa 6 % des Verkaufspreises einer Tafel Schokolade. Im Jahr 1980 lag dieser Anteil noch bei ca. 16 %. Zum Vergleich: Der Ertragsanteil der Kakao- und Schokoladenunternehmen liegt bei 70 %, jener des Einzelhandels bei 17 %.

Während also Lebensmittelkonzerne Milliardengewinne einstreichen, führt der extreme Preiskampf dazu, dass Tausende von Kakaobauern unter der Armutsgrenze leben müssen. Die Kakaofelder sind von der intensiven Bewirtschaftung ausgelaugt, geringe Erträge und Perspektivenlosigkeit sorgen dafür, dass der große Bedarf an Kakaobohnen bald nicht mehr gedeckt werden kann.

Die Lebensmittelindustrie hat dies schnell erkannt, und schon sollen millionenschwere Förderprogramme für eine Produktivitätssteigerung sorgen. Der Einsatz von Düngemitteln und anderen Chemikalien ist jedoch nicht gerade nachhaltig. Wäre es also nicht viel klüger, in menschenwürdige Arbeitsbedingungen zu investieren?

Schokolade aus Kinderhand

Wie eine Studie der US-Universität Tulane ergab, sind in Ghana und Côte d´Ivoire (Elfenbeinküste) insgesamt mehr als 1,8 Millionen Kinder auf Kakaoplantagen im Einsatz – ein großer Anteil davon unter Bedingungen, die laut UN-Kinderrechtskonvention streng verboten sind. Der Grund dafür: Ohne diese billigen Arbeitskräfte könnten die Kakaobauern angesichts des herrschenden Preisdrucks nicht überleben. Kinderarbeit ist also eine direkte Folge der Niedrigpreispolitik westlicher Lebensmittelkonzerne. Kinder werden von Menschenhändlern ihren Familien entrissen und müssen unter menschenverachtenden Bedingungen auf Kakaoplantagen arbeiten. Tagtäglich sind sie chemischen Schädlingsbekämpfungsmitteln ausgesetzt und fristen ein trauriges Dasein. Wenn man bedenkt, dass allein in der Elfenbeinküste 40 % der weltweit verkauften Kakaobohnen produziert werden, kann man sich das Ausmass der Tragödie vorstellen.[/vc_column_text][vc_separator color=“grey“][vc_video link=“https://www.youtube.com/watch?v=OcyuFWyggFU“][vc_separator color=“grey“][vc_column_text]Make Chocolate Fair

Im Jahr 2001 haben die grössten Schokoladenproduzenten auf massiven Druck der Öffentlichkeit hin das Harkin-Engel Protokoll unterzeichnet. Grund dafür war die Veröffentlichung einer Studie der UNICEF und des U.S. Department of State, die viele Fälle von versklavten Minderjährigen in Westafrika aufzeigte, welche auf Kakaoplantagen in der Elfenbeinküste und Ghana arbeiten mussten. Mit diesem Abkommen verpflichteten sich die Konzerne, Massnahmen gegen Kinderarbeit zu setzen. Leider wurden seitdem nur wenige Anstrengungen unternommen, der Arbeit von Kindern auf Kakaoplantagen vorzubeugen. Die vereinbarten Fristen wurden nicht eingehalten und mehrere Male verschoben. Ausserdem ist Kinderarbeit beim Kakaoanbau auch in anderen Ländern, zum Beispiel Brasilien und Indonesien, an der Tagesordnung – ganz zu schweigen natürlich von der illegalen Beschäftigung von Minderjährigen generell. Weltweit werden laut UNICEF 158 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren zur Arbeit gezwungen.

Anfang des Jahres 2010 hat die Weltkakaostiftung das Programm „Lebensgrundlage Kakao“ gestartet. Damit sollen 75.000 ivorische Kleinbauern unterstützt werden. Finanziert wird das Programm von 14 Unternehmen der Schokoladenindustrie sowie von der „Bill & Melinda Gates Stiftung“. Kritiker sind jedoch der Meinung, dass es wichtiger wäre, wenn Unternehmen die Rückverfolgbarkeit der Kakaobohnen gewährleisten könnten. Werden Bauern fair bezahlt, müssen sie nicht ihre Kinder zur Arbeit einsetzen.

Zahlreiche NGOs, darunter Greenpeace und Fairtrade International, fordern nun in einer Petition die Lebensmittelindustrie dazu auf, für menschenwürdige Arbeitsbedingungen und nachhaltigen Kakaoanbau zu sorgen. Faire Preise, existenzsichernde Entlohnung und die bedingungslose Einhaltung des Verbots von Kinderarbeit stehen dabei auf der Agenda. Ebenso soll die Zuliefererkette unabhängig kontrolliert werden können sowie eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft unterstützt werden.

Gütesiegel für Schokolade ohne bitteren Nachgeschmack

Wer ganz sicher gehen möchte, nur Schokolade zu kaufen, die ökologisch nachhaltig und unter fairen Arbeitsbedingungen hergestellt wird, achtet am besten auf das Fairtrade-Gütesiegel. Erzeugnisse mit dieser Auszeichnung werden nach den Standards der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) hergestellt. Neben dem Verbot von ausbeuterischer Kinderarbeit werden auch Richtlinien für faire Mindestpreise festgelegt. Mehr als 75 % der Fairtrade-Produkte nutzen Rohstoffe aus biologischem Anbau. Ausserdem setzt die FLO Standards für bessere Arbeits- und Lebensbedingungen in den Herstellungsländern. Fairtrade-Schokolade besteht vollständig aus zertifiziertem Kakao. Unser aller Ziel sollte sein, die Erzeugung und Verarbeitung von Agrarprodukten auf der ganzen Welt nachhaltig zu verändern.

 

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